Montag, 18. Juni 2012

Die gute Tat


Meine gute Tat heute war die Rettung eines Silberfischchens aus der Dusche. Niemandem sollte zugemutet werden, von tosenden Wassermassen in einen gurgelnden dunklen Schlund gespült zu werden. Und was du nicht willst das man dir antut, das tue keinem anderen an. Ich ließ es also in eine leere Klopapierpapprolle klettern und legte diese dann auf den Aussensims des Badezimmerfensters.
Dafür dann beim Joggen im Wald eine Stechmücke totgeschlagen. Nicht reflexhaft, nein, geplant und wohlüberlegt. Ich sah das Vieh auf meinem Unterarm, wie es gerade dabei war, seinen Rüssel in meine Haut zu stechen. Ich hob den Arm etwas an, um einen besseren Schlagwinkel zu bekommen und schlug mit der anderen Hand gemessen und wohlgezielt zu. Aber nicht allzu fest. Denn wenn der Rüssel erst einmal in der Haut steckt können diese Plagegeister nicht mehr so schnell durchstarten. Das Ding muss ja erstmal wieder herausgezogen werden, ähnlich wie beim Sex. Da läuft man ja auch ständig Gefahr, totgeschlagen zu werden weil man nicht rechtzeitig zur Seite springen oder Verteidigungshaltung einnehmen kann. Nach dem Schlag wischte ich mit der Hand ein wenig zur Seite, um die Stechmücke zu Matsch zu zerreiben, falls sie den Schlag überlebt haben sollte. Übrig blieb ein schwarzer Schmierklumpen. Es fühlte sich gut an. Eine wohlige Erfahrung. Und völlig ohne schlechtes Gewissen; was ja schon mal ein guter Anfang ist auf dem Weg zur Buddhawerdung. Nur mit dem dicken Bauch werde ich noch meine Schwierigkeiten haben, dafür klettere ich einfach zu gerne auf Bäume und renne zu oft durch Wälder und apokalyptische Traumlandschaften, die fast schon wieder arkadisch anmuten in ihrem pittoresken Verfall.



4 Kommentare:

Antirationalistischer Block / Christian Erdmann hat gesagt…

Texte, für die man das Tamburin schlagen möchte wie Pip der Schiffsjunge, und schon wieder so ein letzter Satz, den man geradezu architektonisch lieben möchte. Kennen Sie "Ein Haus aus den Knochen von Cary Grant" (Foyer des Arts)? Dachte gerade: Ein Haus aus den letzten Sätzen von Moves. Das wär's. So als hermeneutischer Wohnraum. :)

Moves hat gesagt…

Mein Haus der letzten Sätze, es wäre vermutlich ein sehr verwunschenes Anwesen mit unermüdlichen Schritten auf dem Dachboden; tok...tok...tok, Walknochen auf Holz, und ein Ächzen und Knarren im Gebälk von schwankender Dünung. Und doch gastfreundlich und heimelig auf seine Art.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich "Foyer des Arts" nicht kannte, obwohl ich ein Verehrer der Schreibkunst Max Goldts bin. Ich verpasse kaum eine Lesung, wenn er hier in der Gegend ist. Gleichzeitig bin ich ein großer Fan von Cary Grant, womit sich wieder zwei lose Enden in diesem Universum miteinander zu einem Kreis verbinden, vielen Dank hierfür ;-)
Ganz toll ist Cary Grant natürlich in "North by Northwest", aber richtig süchtig bin ich nach der Szene am Anfang von "Charade", wenn er sich auf dieser Aussichtsterrasse in den Alpen an die ätherisch-unwirkliche Audrey Hepburn heranmacht. Sie begegnen sich zum ersten Mal und sie fragt ihn nach ca. 30 Sekunden:

"What´s your Name?"
"Peter Joshua"
"Mine is Regina Lampert"
"Is there a Mister Lampert?"
"Yes"
"Good for you!"
"No, it isn´t, I´m getting a divorce"
"Please, not on my account!"

http://www.youtube.com/watch?v=QiMGMD_4G6A&feature=relmfu

Man kann den Vorspann natürlich überspringen und gleich bei ca. 5:00 einsteigen. Leider ist die Szene unterbrochen, sie wird im zweiten Teil fortgesetzt.

Antirationalistischer Block / Christian Erdmann hat gesagt…

Verwunschenes Anwesen, unerklärliche Schritte auf dem Dachboden? Think of me as a long-term tenant. - Oh ja, wunderbarer Film, wunderbare Szene. Audrey Hepburn & Cary Grant, can it get any better than that? Audrey auf der Aussichtsterrasse im Givenchy-Zauber: als ob da gerade ein Space Girl gelandet ist. Nun, und keines Mannes Makellosigkeit ignoriert den Angriff einer Wasserpistole wie die von Cary Grant. Oder den Angriff von allem. Falle jedesmal hintenüber, wenn er in "North By Northwest" abgefüllt mit Bourbon in der Polizeistation auf den Schreibtisch krabbelt. Ein Interviewer meinte ja mal zu ihm: "Everybody would like to be Cary Grant", seine Antwort: "So would I."
Bin nahezu sicher, Sie kennen OSS 117, sofern jedoch nicht, versäumen Sie ihn auf keinen Fall heute abend 23:15, WDR. Liebevoll-ironische Hommage an Bond, Hitchcock und die Sixties überhaupt, mit viel Detailfreude, wunderbare Farbgebung, Backprojektionen galore, die Schlägereien mit ihren absurden Stunts, Dujardins perfekte Connery-Impersonation in Gesten und Haltung, sehr bezaubernd. Wünschte, der zweite Teil würde hierzulande auch endlich gezeigt, aber…

Moves hat gesagt…

Danke für den Hinweis. Habe meinen alten VHS-Rekorder angeheizt und unter Dampf gesetzt und den Film aufgenommen. Ich kannte ihn noch nicht und werde ihn mir die Tage dann ansehen!