Mittwoch, 29. August 2018

Im Hafen, gegenüber Konzilgebäude

Menschengemurmel, Kinderlachen, Plastikräder auf knirschendem Rollsplit. Eine Sonne, die nochmal alles gibt, doch immer tiefer sinkt, strahlend zwar, doch unweigerlich dem Abend grauend. Der kalte Wind, er zutzelt an meinen nackten Armen und am flatterigen T-Shirt, fährt mir den Rücken hoch.

Eine seltsame Unbewohntheit in meinem Körper, die Strömung der Tage mitten durch mich hindurch,  ohne Wirbel, ohne Murmeln. Doch nein, ein Teppich aus zerfaserten, zerfallenden Tagen, wie Humus im Urwald, dünn gebreitet, duftend nach Fruchtbarkeit und des Schoßes Wärme. Des Schoßes Wärme. Der aufsteigende Duft, gefangen in einer bunten Montgolfière, die entschwebt in lichte Zukünfte und Vergangenheiten. „Nein, damit fliege ich nicht über Meere und Berge, nur über Wiesen und Wälder“.
Die Wälder rauschen. Ach, wie schweben die Wolken, bei Nacht und Mond, wenn der Wind raschelt im letzten Laub. 

„Nein“, sagte der Naturgeist, „draußen nur Kännchen“

Man kann auch durch Wüsten gehen, immer ein Schritt nach dem anderen. Man kann auch kriechen. Immer, wenn sich eine Hand in den heissen Sand gräbt, denkt man an kleine bunte Sandschlangen, so giftig, dass ein Biss das Universum zu lähmen vermag. Es würde erschrocken in seiner Expansion innehalten und sich mit einem Galaxienarm und einer Kugelsternhaufenhand die winzigen Blutströpfchen abzuwischen versuchen. Doch die kleinen, schillernden Tröpfchen wären durchsetzt mit Gift, das den Menschen auf Generationen noch fieberbunte Sonnenuntergänge bescheren würde.

Der Weg ist schmal, doch gut begehbar, ich wandere von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Vor mir geht Dunkelheit, sie stolpert nie und schweigt.