Mittwoch, 15. Dezember 2010

Geschafft!



Die Nachmittage werden wieder länger! Genauer: die Sonne geht ab heute jeden Tag etwas später unter, wir haben jeden Tag etwas länger Tageslicht.
Natürlich bedeutet das nicht, dass die Tage insgesamt schon wieder länger werden, denn die Wintersonnenwende und damit der kürzeste Tag des Jahres ist erst am 22. Dezember. Das ist gleichzeitig auch der Tag des astronomischen Winteranfangs.
Die Lösung ist ganz einfach: die Sonne geht morgens bis zum Jahresende immer später auf. Der nachmittägliche Zugewinn an Tageslicht wird dadurch relativiert. Beide Effekte aufsummiert ergeben am 22. 12. dann die geringste Tageslänge.




Dienstag, 14. Dezember 2010

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Samstag, 4. Dezember 2010

Venus am Morgen

Mittlerweile dürfte jeder meiner sechs Leser wissen, dass unser innerer Nachbarplanet, die Venus, mal Abend-, mal Morgenstern ist. Ihre Entfernung zur Sonne beträgt nur etwa 2/3 der Distanz Erde-Sonne, ihre Bahn verläuft also innerhalb der Erdbahn. Dazu ist sie aus himmelsmechanischen Gründen auch noch schneller unterwegs, sodass sie die Erde immerzu "innen" überholt.
Wie ich bereits im September schrieb, war das am 29. Oktober mal wieder der Fall. Venus befand sich genau zwischen Erde und Sonne und konnte natürlich nicht beobachtet werden. Mittlerweile hat sie sich aber weiterbewegt und es ist ein ansehnlicher Winkel entstanden zwischen den Sichtachsen Erde-Sonne und Erde-Venus, wie in nachfolgender Skizze für den 7. Dezember zu sehen ist. (leider habe ich vergessen, den Winkel einzuzeichnen. Die gestrichelte Linie markiert den größtmöglichen Sichtwinkel, der am 8. Januar 2011 erreicht wird)





Für einen Beobachter auf der Erde (Nordhalbkugel) befindet sich Venus "rechts" der Sonne, eilt ihr also am irdischen Himmel voraus und geht folglich morgens vor ihr am Osthorizont auf. Wer dieser Tage also in der Morgendämmerung nach Osten blickt, kann Venus nicht übersehen. Sie ist der hellste Stern am Himmel und in der zunehmenden Helligkeit lange der einzige, der noch zu sehen ist.
Nach dem 8. Januar wird der Winkel wieder kleiner, bis Venus am 16. August nächsten Jahres von der Erde aus betrachtet genau hinter der Sonne stehen wird. Aber davon das nächste Mal mehr.

Montag, 29. November 2010

P A U S E

Bis 3. 12. 2010

Als kleines Intermezzo und um die Zeit zu verkürzen:


Sonntag, 28. November 2010

Der Taschentempel

"Über dem ganzen Tag ein Firniss von Undenkbarkeiten. Es geht im Prinzip um die Verfolgung der Kontinuität. Auf der planen Oberseite ein Ausbreiten und Räkeln. Der riesige Abfluss jedoch verborgen im glänzenden Tempel der Zuversicht."

"Oh, hm... jetzt mal der Reihe nach. Wieviel nochmal soll das kosten?"

"Zwei Euro fuffzig. Es sei denn, Sie sind am Hintern tätowiert. Das mag ich nicht besonders"

"Was hat das denn damit zu tun?"

"Sie sind also am Hintern tätowiert?"

"Aber nein, ich mein´ ja nur"

"Ziehen Sie Ihren Rock herunter, ich muss das überprüfen"

Die Person dreht sich um, zieht ihren Rock bis unter die Gesäßbacken und sagt über die Schulter:

"Zufrieden?"

"Die Unterwäsche auch. Unter diesen Liebestötern kann sich ja das ganze Alte Testament als Bildergeschichte verbergen"

Die Person lässt ihren Rock los, der jedoch aufgrund seiner Elastizität nicht weiter nach unten rutscht, und pellt ihre Liebestöter bis unter ihre Hinterbacken.

"Glauben Sie mir jetzt endlich, dass ich kein Arschgeweih trage?"

"Ok, danke. Ich muss eben vorsichtig sein. Man kann nie wissen heutzutage"

Die Person bringt ihre Kleidung wieder in Ordnung und zählt dann zwei Euro fünfzig aus ihrer Geldbörse in die Münzschale, die auf dem nassen Pflaster steht. Die andere Person, die einen halben Meter hinter der Schale sitzt, neigt sich zur Seite, als ob sie sich eines Darmwindes entledigen müsste. Doch sie nestelt lediglich in der Gesäßtasche ihrer Hose, um endlich einen kleinen, metallenen Gegenstand hervorzuziehen.

"Bitteschön", sagt sie und reicht den Gegenstand nach oben, "Sie sind nun stolze Besitzerin eines multifunktionalen Taschentempels der dreizehnten Dynastie"


Die Person packt den Taschentempel in ihre Handtasche und schickt sich an zu gehen.

Oh weh, es ist wieder soweit...




Schnee und Matsch auf dem alltäglichen Weg zum Bach.
(Dieses Foto ist von besonderem Seltenheitswert! Ausnahmsweise hat nämlich Schranze die Führung übernommen, vermutlich aufgeputscht durch die weisse Umgebung)


Samstag, 27. November 2010

Donnerstag, 25. November 2010

Mittwoch, 24. November 2010

Selbstmordattentäter im Weltall (m. Forts.)


oder: von wegen, Männer fragen nicht nach dem Weg...

















Sonntag, 21. November 2010

Akt im Weltall



(oder: Mit dem Arsch gemalt)


Freitag, 19. November 2010

Gedicht, das einer schrieb, bevor er die Butter aus dem Kühlschrank holte



Dem Briefträger in die Arme gelaufen
vor ihm hingefallen und versucht
seinen Slippern Rigoletto vorzujodeln
während er mir mit dem schweren Neckermann
Zuversicht einzuhämmern trachtete
von oben auf den Hinterkopf
und dabei lachte und brüllte im Wechsel

Auf dem Weg in die Geschlossene
dann erste Gewissensbisse wegen Menzel
der muss aufs Klo
doch Menzel existiert nicht
trotz seines Heiligenscheins und der Sandalen
was mich anfangs verwirrte

Oh Gänseblümchen mein
blühst dich noch um Kopf und Kragen
weißt du nicht der Winter droht
schon mit seiner weißen Riesenfaust

"Ja, oh Menschlein mein.
Doch im Sommer, da hast du
mich abgemäht wieder und
nochmal und spürtest nicht
mein Sehnen und nicht mein Schauen"

Das Gras stand hoch und ihr wart so viele

"Drum blühe ich heute und hier
mit erschöpfter Kraft den Winter
erwartend und mein Ende doch froh
und frei zu spüren endlich dein Schauen"

In der Geschlossenen mein Tagwerk
betrachtend Blatt um Blatt
Stapel um Stapel mit ungelenker Hand
um Filzstift und Pinsel geklammert
ein Heer von Gänseblümchen erschaffend
doch leer und kalt ihre stumme Gegenwart



Donnerstag, 18. November 2010

Angela Merkel beim Versuch, im Weltall Atommüll abzukippen...

... und dabei in schreienden Gulasch tretend.






Mittwoch, 17. November 2010

Wenn´s regnet (VII)



"Scheisse Scheisse Scheisse!"

Namensuchmann keuchte. Am liebsten hätte er noch ein weiteres mal "Scheisse" gebrüllt, doch ein Hustenanfall machte sein Vorhaben zunichte. Seine Kehle war noch rauh und kratzig von den unheimlichen Würgsummgeräuschen, die er ausgestossen hatte. Sie hatten eine seltsam reinigende Wirkung auf seinen Gemütszustand, der nun doch langsam anfing, unter der gegenwärtigen Situation zu leiden. Doch was die Seele labte, kratzte in der Kehle.

"Scheisse Scheisse Scheisse!"

Es ging wieder, diesmal ohne Hustenanfall. Namensuchmann schlug mit der Faust auf die Wasseroberfläche und den darunterliegenden Gummiboden ein. "Scheisse Scheisse Scheisse!"

Wasser spritzte ihm ins Gesicht bis er wieder husten musste. Dann schluchzte er. Ein unwillkürlicher, unvermittelter Schluchzer ohne Vorwarnung, der ihm aus der Kehle drang wie ein gefangener Iltis, dem man den Deckel seiner Falle aufmacht. Namensuchmann verspürte plötzlich ein tiefes Bedürfnis, seine Stirn auf seine Fäuste zu legen, die nun aneinandergefügt auf dem Noppenboden ruhten. Doch das Wasser stand zu hoch, Nase und Mund bekamen keine Luft mehr. Bequem war diese Haltung auf Dauer nicht. Er erinnerte sich, weshalb er überhaupt aus dem Bentley ausgestiegen war und sich in diese unrühmliche Kauerstellung begeben hatte.
Der Fahrer.
Er musste nach dem Fahrer suchen. Vermutlich war er bei dem Unfall herausgeschleudert worden und lag jetzt irgendwo, nicht weit von dem Auto entfernt, auf dem seltsamen Boden. Namensuchmann dachte erschrocken an das stehende Wasser. Es waren schon Leute in flacheren Pfützen ertrunken, wenn sie nur hilflos genug waren.
"Haaaallo"
Keine Antwort. Nur das Rauschen von millionen pervers dicker Regentropfen auf Wasser, dickes Vorgkriegsblech und gewachsten Baumwollstoff.
Namensuchmann tastete mit seiner Rechten nach dem Bentley und fühlte sich erleichtert, als er das harte Trittbrett berührte. Doch wie sucht man bei völliger Dunkelheit nach einer hilflosen Person, die sich nicht bemerkbar machen kann? Der Bentley war nun ein Fels, ein Fixpunkt, den er nicht verlieren durfte, er würde der Nullpunkt seines Suchrasters bilden. Am besten kroch er erst einmal rund um das Fahrzeug herum, vielleicht befand sich der Fahrer ja in Reichweite seines linken Armes, während er mit dem rechten den Kontakt zum Bentley hielt.
Kriechend und rutschend, dabei nach dem Fahrer tastend und triefend vom Regen, arbeitete sich Namensuchmann an dem langen Kotflügel entlang nach vorne, in perfekter Dunkelheit.
Bald fühlte er das Vorderrad, der Reifen war intakt und ohne Luftverlust, als ein heftiger Schmerz sein linkes Knie durchzuckte. Es war von einer kleinen Erhebung unter Wasser abgerutscht. Namensuchmann versuchte, das Hindernis zu ertasten. Es war eine flache Erhebung mit einer geraden Kante, wie mit einem Lineal gezogen, und reichte linker Hand weiter in die Dunkelheit als Namensuchmann erfühlen konnte. Rechter Hand verschwand die Erhebung unter dem Bentley, sein Vorderrad war darauf zum Stehen gekommen. Kaum einen halben Meter weiter fiel die Erhebung genauso unvermittelt wieder ab, wie sie sich erhoben hatte. Auch hier schien die Kante schnurgerade, ja sogar parallel zur ersten Kante zu verlaufen. Es war eine dicke Linie, dachte sich Namensuchmann. Eine breite, einige Zentimeter hohe Linie, die aus dem Nichts zu kommen schien und offensichtlich quer unter dem Bentley hindurchlief. Das Vorderrad stand mittig darauf. Namensuchmann kroch weiter und war schon halb um die vordere Stoßstange herum, als er eine weitere Kante spürte, aber diesmal nicht mit dem Knie. Sein hin und herwischender Arm hätte sie beinahe verfehlt, erst im letzten Moment berührten seine Fingerkuppen die neue Linie. Sie verlief in einem 45° Winkel an der Schnauze des Bentleys vorbei. Auch hier konnte Namensuchmann weder Anfang noch Ende ertasten. Er überlegte jedoch, dass sich die beiden Linien nicht weit von ihm entfernt kreuzen mussten. Was diese Information im Augenblick oder später einmal wert sein mochte, darüber wagte er in diesem Moment nicht zu spekulieren. Es galt, den Fahrer zu suchen.
Das rechte Vorderrad stand ebenfalls auf einer Erhebung, es musste dieselbe Linie sein, die er als erstes entdeckt hatte und die unter dem Bentley hindurchlief. Auch auf dieser Seite konnte Namensuchmann ihr Ende nicht ertasten. Jedenfalls nicht, solange er noch Kontakt mit dem Auto hielt. Die rechte Seite war die Fahrerseite bei diesem monströsen alten Unikum. Wenn der Fahrer hinausgeschleudert worden war, dann lag er sicher hier ganz in der Nähe.
"Haaaalloooo"
Keine Antwort. Namensuchmann überlegte. Erst das ganze Auto umrunden und eine Zone bis 1,5 Meter Entfernung absuchen? Oder auf gut Glück dieser Linie folgen, weg vom Bentley, hinaus in die rauschende und prasselnde Leere? Fast schmunzelte er bei diesem Gedanken. Hinaus in die Leere. Wo war er denn jetzt, wenn nicht in derselben Leere? Alles, was die Leere dort von der Leere hier unterschied, war der kaputte Haufen Metall und Gummi neben ihm. Doch war er wirklich kaputt? Die Räder schienen in Ordnung, und die Front hatte auch keinerlei Anzeichen einer Beschädigung gezeigt. Kurz war Namensuchmann von diesem neuen Aspekt wie elektrisiert. Es konnte doch nicht so schwierig sein, das Ding zu starten. Er versuchte, sich zu erinnern, wann der elektrische Starter erfunden wurde. Bentley war eine Luxusmarke gewesen, ihrer Zeit immer etwas voraus. Dann fielen ihm die Scheinwerfer ein. Was hätte er dafür gegeben, wenigstens ein kleines Fünkchen Licht zu sehen. Wenn die Scheinwerfer jedoch nicht mehr funktionierten, war an Fahren überhaupt nicht zu denken. Warum aber sollten die Scheinwerfer nicht mehr funktionieren?
"Scheisse Scheisse Scheisse"
Das tat gut. Namensuchmann beschloss, solche im Moment noch unnötigen Gedankenspiele zu unterlassen. Der Fahrer lag vielleicht im Sterben, er musste ihn finden.
Er ließ den Bentley los und kroch auf die Linie. Eine Hand legte er auf die linke Kante, die andere auf die rechte Kante. Obwohl das Wasser nur eine handbreit hoch stand auf dem Noppenboden, war auch die Oberseite der Linie noch mindestens zwei fingerbreit überspült. Namensuchmann schluckte. Die Linie fühlte sich plötzlich an wie ein Schwebebalken, mit Abgründen links und rechts. Dass die Wasseroberfläche immer noch unverändert war, vermochte die aufsteigende Panik nicht zu vertreiben. Namensuchmann ließ die rechte Linienkante los und tastete nach dem Noppenboden. Er war noch da. Eine handbreit unter dem Wasserspiegel. Namensuchmann schluckte nochmals. Dann kroch er los. Auf allen Vieren.




Dienstag, 16. November 2010

Sonntag, 14. November 2010

Wenn´s regnet (VI)


Der Untergrund unter der Handbreit Wasser fühlte sich femdartig glatt und nachgiebig an, ähnlich dem Gummifußboden im Jungensumkleideraum der Turnhalle von Namensuchmanns alter Schule. Er konnte sogar eine Art grobes Noppenmuster ertasten. Regelmäßige, erhabene Kreise, genau wie damals. Nur ob auch die Farbe mit seiner Erinnerung übereinstimmte, konnte Namensuchmann nicht beurteilen. Der Fußboden war giftgrün gewesen und hatte stets wie das Chemielabor vom Lehrer Dr. Lages gerochen. Jetzt jedoch war es stockfinster, der Regen prasselte auf die bladdernde Wasserfläche und auf Namensuchmanns Rücken. Da er immer noch auf allen Vieren kauerte, ergossen sich Regensturzbäche von seinem Hinterkopf hinab in sein Gesicht, um dann von seiner Nase ins Dunkle zu fallen. Es gab nicht die geringste Reflexion auf den Tropfen oder den blubbernden Blasen auf dem Wasser. Die dicken Tropfen machten bestimmt Blasen auf dem Wasser, dachte sich Namensuchmann. Er erinnerte sich an früher, als er bei diesen warmen Sommerregen durch die Pfützen gesprungen war, in denen dicke Regenblasen schwammen. Die Dunkelheit war perfekt; als wäre Namensuchmanns Kopf mit dem Gesicht nach unten in ein großes, weiches und pechschwarzes Samtkissen vergraben.
Das konnte nur ein Traum sein. Das musste ein Traum sein. Die Panne. Die war real gewesen, soviel war klar. Doch wohin war er eigentlich unterwegs gewesen? Namensuchmann erschrak bei dem Gedanken, dass er sich nicht mal mehr an den Zweck seiner eigenen Autofahrt erinnern konnte. Was war sein Ziel gewesen?
Die Antwort schien gar nicht allzu tief verschüttet zu sein, sie kitzelte und lauerte knapp unter seinem Bewusstsein. Doch was war von einem Bewusstsein zu halten, das solche Szenarien delirierte? Vermutlich hatte er nicht nur eine Panne, sondern einen schweren Unfall und lag nun narkotisiert auf einem OP-Tisch, die Schädeldecke geöffnet und sein Gehirn grau und rot der gleissenden OP-Beleuchtung und dem Skalpell des Chirurgen ausgeliefert. Nur, anstatt sich selbst und das Operationsteam von oben zu sehen, unternahm er Spazierfahrten mit antiken Bentleys und geheimnisvollen Chauffeuren, die im Regen rauchten und gegen seltsam leuchtende Instrumente klopften.
Am besten wartete er einfach ab. Irgendwann werden sich der prasselnde Regen und die Dunkelheit verabschieden und der wohligen Wärme und Helligkeit einer gemütlichen Intensivstation weichen. Zeit, aufzuwachen und mit der Schwester zu flirten. Vielleicht, durchfuhr es Namensuchmann, konnte er sogar einen Blick auf sein Krankenblatt werfen. Auf die Kopfzeile. Auf den Namen, der dort stehen würde. Es würde sein Namen sein.
Namensuchmann war plötzlich freudig erregt.

Doch nichts änderte sich.


Namensuchmann versuchte sich zu konzentrieren; aufwachen durch pure Willensanstrengung. Plötzlich entwandt sich seiner Kehle ein würgender Laut, der sich jedoch seltsam wohltuend anfühlte. Ein gepresster Summton, überlagert von dumpfem Krächzen. Namensuchmann stieß ihn erneut aus, lauter diesmal und länger. Der Ton vermochte sogar das Rauschen des unsichtbaren, dunklen Regens zu übertönen, doch er vermochte nicht die Welt zu ändern.


Donnerstag, 11. November 2010

Novembersonne


Ich ließ die Gedanken fließen,
sie flossen in ein Loch.
Ich ließ die Gedanken schweben,
sie verhedderten sich in der Freileitung.
Ich ließ die Gedanken gehen,
sie liefen vor ein Auto.
Ich machte aus den Gedanken Gulasch,
mich ekelte vor den Gulaschgedanken.
Der Ekel wandt sich feist unter der Sonne und fand kein Loch.


(Ich hatte ganz vergessen, was "Loch" doch für ein schönes Wort ist)


Sonntag, 7. November 2010

Prominente, schreiend im Weltall



Heute: Stefan Mappus beim Versuch, im Weltall einen Tunnel zu bohren.
(Als Teilstück der Magistrale Epsilon Eridani - Alpha Centauri)



Dienstag, 2. November 2010

Wenn´s regnet (V)



Es war stockdunkel.
Namensuchmann befühlte die dicke Beule auf seiner Stirn. "Mist", dachte er, "ich blute wie ein Schwein". Er roch an seinen Fingern, rieb sie prüfend aneinander, leckte daran. Es war kein Blut, nur Wasser. Ach ja, es regnete in Strömen, wie aus Kübeln. Aber die Beule war echt und tat weh.
Übelkeit.
In seinem Mund begann es jetzt doch, metallisch zu schmecken. Seine Zunge schmerzte, und seine Unterlippe schien innen einen Riss zu haben. Namensuchmann spuckte aus. Es war egal wohin, der Regen würde es wegwaschen. Dicke schwere Tropfen prasselten auf seinen Kopf und hämmerten gegen irgendeine hohle Unterlage. Blech. Autoblech. Und Leder. Das poetische Brabbeln und pladdern von Regen auf Leder. Namensuchmann drehte den Kopf, erst nach links, dann nach rechts, dann hob er ihn weit in den Nacken, dann drückte er sein Kinn auf die Brust. Es tat weh, aber er schrie nicht auf vor Schmerzen und wurde auch nicht ohnmächtig. Doch ein Regentropfen versuchte nun, sich unter den Kragen seiner Baumwollwachsjacke zu zwängen. Er zog den Kragen enger. Der hämmernde Lärm des Regens ließ keinen Raum für andere Geräusche.
Blech. Leder. Die Erinnerung kehrte langsam zurück. Namensuchmann saß in einem offenen Automobil. Kein Motorenlärm. Die Welt schien leicht in Schräglage geraten zu sein. Er tastete neben sich, wo der Fahrer sitzen sollte, doch seine Finger glitten nur über das nasse, schwere Leder der leeren Sitzbank.
Seine Beine!
In der Dunkelheit war der enge Schacht, in welchem seine Beine steckten, neben dem Kardantunnel nur zu erahnen. Falls seine Beine verletzt wären, sähe es ziemlich unangenehm für ihn aus. Namensuchmann kämpfte gegen die aufkommende Panik an. Nach ein paar Augenblicken des Innehaltens versuchte er, seine Zehen zu bewegen. Es ging. Kein Schmerz durchzuckte ihn. Er bewegte beide Füße, auch das ging ohne Schmerzen. Nun streckte und beugte er seine Kniee soweit, wie es der enge Fußraum zuließ. Alles schien in Ordnung, er schien zumindest aufstehen und davongehen zu können. Doch wohin? In welche Richtung? Wo war der Fahrer geblieben? Namensuchmann überlegte, dass er nach ihm suchen musste. Womöglich wurde er bei dem Unfall aus dem Auto geschleudert und lag nun verletzt nur ein paar Meter entfernt. Beim Gedanken an einen Unfall wurde Namensuchmann schmerzlich bewusst, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was überhaupt passiert war. Waren sie gegen ein Hindernis gestossen? Oder einfach von der Straße abgekommen? Beim Fahrstil seines seltsamen Chauffeurs wäre das durchaus möglich gewesen. Allerdings, das musste Namensuchmann zugestehen, schien der Fahrer sein Handwerk ziemlich gut zu beherrschen. Falls es überhaupt sein Handwerk war, spann Namensuchmann den Gedanken weiter. Er rieb seine Schläfen und fuhr sich vorsichtig über die Stirn, um zumindest für ein paar Augenblicke den Sturzbach der Regentropfen, die sich über seine Stirn ergossen, zu unterbrechen. Die Beule schmerzte und schien etwas größer geworden zu sein.
Die Dunkelheit war perfekt. Namensuchmann erinnerte sich an den Autofahrer, der nachts auf einer Autobahnbrücke eine Panne hatte. Um nicht von nachfolgenden Autos erfasst zu werden, stieg er über die Leitplanke und stürzte in den Tod.
Das Armaturenbrett war vollkommen tot. Namensuchmann tastete nach Schaltern und Knöpfen, drehte hier, drückte dort, doch nichts geschah. Etwas wie ein Handschuhfach schien nicht zu existieren. Unter der Sitzbank befand sich auch keine Taschenlampe. Der Akku seines Handys war leer. Die Jacke hielt weiterhin dicht, doch langsam sog sich das Wasser auf dem Leder voran und fing an, seinen Hosenboden zu durchnässen. Zwischen seinem Jackensaum und den Knien waren seine Hosenbeine längst patschnass. Die Knie selbst waren noch durch das Armaturenbrett vor dem Regen geschützt.
Es war kein kalter Regen. Namensuchmann erinnerte sich an den Monsun in Indien, den er vor so langer Zeit einmal erlebt hatte. Freudiges Herumalbern unter Regentropfen so dick und schwer, dass man manchmal dachte, man wäre unter Wasser und unwillkürlich den Atem anhielt. Jemand war damals bei ihm gewesen. Ihm fiel der Name nicht mehr ein.
Sitzenbleiben oder Aussteigen.
Namensuchmann überlegte, wie sich wohl ein Abgrund anhören würde. Um ihn herum hörte er die Regentropfen nicht nur auf das Blech hämmern, sondern auch in anscheinend ausgedehnte Pfützen pladdern. Er schloss die Augen und versuchte sich auf den Raum um ihn herum zu konzentrieren. Vielleicht meldete sich ja ein bisher verborgener Sinn, der auf freie Räume reagierte. Nichts.
Schall! Echo! Namensuchmann fuhr wie elektrisiert zusammen.
"Haaallooooo. Haaaaaallooooooooo"
Fast erschrak er beim Ertönen seiner Stimme. Sie klang seltsam. Wie in einem geschlossenen Raum. Von einem Hall oder einem Echo keine Spur.
Die dicken Regentropfen wirken auf den Schall wie eine solide Wand, sagte sich Namensuchmann einerseits aus Überzeugung und logischer Überlegung, andererseits aber auch, um seine wieder etwas ansteigende Panik zu beruhigen.
Ich sollte aussteigen.
Langsam öffnete er die kleine Klappe, die als Tür fungierte, drehte sich auf seinem Sitz zur Seite und rutschte etwas in Richtung der Öffnung. Langsam hob er einen Fuß nach draußen und ließ ihn zu Boden sinken. Er versank bis über die Knöchel in bladderndem Wasser. Dann der zweite Fuß. Dann stand Namensuchmann auf, aber nicht ohne sich weiterhin an der Türklappe festzuhalten. Ein stehendes Gewässer machte einen drohenden Abgrund etwas unwahrscheinlicher, aber nicht unmöglich. Vorsichtshalber beschloss Namensuchmann, sich auf seine Knie niederzulassen und das Terrain kriechend zu sondieren. Auch seine Hand versank bis zum Handgelenk im Wasser. Mit der anderen hielt er sich immer noch an der Tür des Bentleys fest. Dann ließ er los. Auf allen Vieren kauerte er im Wasser, der Regen prasselte auf seinen Rücken.


Sonntag, 31. Oktober 2010

Montag, 25. Oktober 2010

Sonntag, 24. Oktober 2010

Samstag, 23. Oktober 2010

Blau




Heute brannte das Feuer im Herd besonders gut. Ich sah eine blaue Flamme, das ist eher selten.


Moment


"Nein Nein Nein!"

"Doch Doch Doch!"

"Nein Nein Nein!"

"Doch Doch Doch!"

Erstauntes Umgucken

"Wir werden belauscht"

"Mist"

Gehen ab. Man hört fernes Türenknallen



Mittwoch, 13. Oktober 2010

Sonntag, 10. Oktober 2010

Hoch auf dem gelben Wagen



Das Jahr rast wie von Sinnen auf sein Ende zu. Doch der Kutschbock ist viel zu hoch um herunterzuspringen. Also bleibt nichts zu tun als alibimäßig etwas an den Zügeln zu zerren und zu rucken und mit der Gerte auf das Jahr einzuschlagen, was seltsame flupp-flupp-Geräusche verursacht. Es scheint dem Jahr jedoch nichts auszumachen, es trotzt und leidet eher fischig, doch nach wie vor rasend und irre vor Geschwindigkeit.
Auf der gefährlich schwingenden und schlingernden Deichsel hat sich ein seltsames Schleimwesen niedergelassen, durchsichtig, doch mit grünen und blauen Schlieren durchsetzt, die in undeutbaren Mustern mäandern. Jetzt formen die grünen Schlieren einen verblüfften, offenen Mund. Die blauen scheinen ein Dreieck zu bilden und Quadrate.

"Vermutlich der Satz des Pythagoras", sagt eine Stimme neben mir.

"Passagieren ist der Aufenthalt auf dem Kutschbock untersagt!", belle ich der Gestalt neben mir ins Gesicht, während ich wichtigtuerisch an den Zügeln zerre.

Die Gestalt ist ein Typ, etwa halb so alt wie ich aber doppelt so gut aussehend, schlank und vollkommen nackt. Seine kurzen braunen Haare sind gerade lang genug um noch im Fahrtwind zu flattern. Er hat Mühe, sich festzuhalten, und offensichtlich gehörigen Respekt vor der Höhe und der Geschwindigkeit. Ich frage mich, wie er es überhaupt geschafft hat, während der Fahrt hier hochzukommen.

"Die anderen haben mich heraufgeschickt um aufzupassen, dass Sie nicht abspringen", sagt er fast entschuldigend und als ob er meine ungestellte Frage gehört hätte.

"Tun Sie immer, was andere von Ihnen verlangen?"

"Einer musste es ja tun. Wir haben gelost; ich habe verloren." Seine Stimme scheint mir etwas unsicher. Hat er etwa Angst? Vor mir oder davor, selbst herunterzufallen?

"Und wieso haben Sie nichts an?" frage ich nun und mustere demonstrativ seine Nacktheit.

"Es ist verboten, auf dem Kutschbock Kleidung zu tragen, das wissen Sie doch!" sagt er mit einem verständnislosen Unterton, den ich als eine Spur zu unverschämt empfinde.

Doch dann sehe ich an mir selbst hinab und mir wird plötzlich bewusst, dass auch ich keinen einzigen Faden am Leib trage. Vor Schreck, aber mehr noch aus schierer Überraschung fallen mir beide Zügel aus den Händen und flattern nun vor meinem Gesicht in der Luft.

"Verdammt!", stoße ich hervor und beginne unwillkürlich, mit der Peitsche auf meinen Sitznachbarn einzuschlagen. Aufgrund seiner Nacktheit ist er meinem Angriff schutzlos ausgeliefert. Er versucht, mit seinen Händen und Armen sein Gesicht zu schützen, entblößt dabei jedoch andere empfindliche Teile seines Körpers. Obwohl ich es nicht beabsichtigt habe, treffe ich trotzdem mehr als einmal auf seinen Unterleib, woraufhin er seine Arme senkt und nun sein Gesicht entblößt. Gleichzeitig versucht er, sich von mir wegzudrehen, doch um eine Winzigkeit zu weit. Er verliert den Halt und kippt vom Kutschbock hinab in den Fahrtwind. Ich höre keinen Schrei. Ich sehe nach hinten, aber nichts ist zu sehen. Nur grau-weisses Gewaber. Mit einiger Mühe gelingt es mir, die Zügel wieder zu fassen. Ich klemme beide in meine linke Hand und drehe mich nach hinten. Mit dem Knauf meiner Peitsche hämmere ich auf das Dach der Kabine ein, die sich schräg hinter und unter dem Kutschbock befindet. Dann schreie ich:

"Will noch jemand hochkommen?"

Keine Reaktion. Ausser dem Brausen des Fahrtwindes in meinen Ohrmuscheln ist kein Laut zu hören.
Die Schlieren in dem Schleimwesen zucken jetzt aufgeregt.



Freitag, 8. Oktober 2010

Frankensteins Layer


Sehnsucht, die gegen schwarze Felsen
brandet und bricht
Deep down in the djungle die Affen feiern
ein Fest tanzend und singend mit glänzend
rotgeschwollenen Ärschen
Weiter im Norden der Herbst versprüht
sein Honiglicht, es sickert und fächelt durch
Bäume und über Haut.
Ein Gedicht entfachen, sich daran zu wärmen
und erschrocken zurückweichen
blass vor Schrecken doch ergeilt vor Wonne
Was hat man getan?
Draußen die Hütte fast vollkommen zugewuchert,
der Eingang nur noch zu erahnen
am Weg der durch Heckenrosen führt.
Die Kreatur brütet noch benommen um sich
schlagend und irre werdend vor Juckreiz an
den Schrauben im Hals.
Brown Sugar Rum und Lemongras auf Eis



Samstag, 25. September 2010

Es kommt direkt auf mich zu


Kleinen Bäumchen, deren spärliches, gelbrot gefärbtes Herbstlaub leise vor tiefblauem Sonnenhimmel klappert und raschelt, kann man sich nur torkelnd nähern, Wahnsinn und Monsterhaftigkeit simulierend, am besten noch lebhaft knurren und mit den Armen rudernd. Dann auf die Knie fallen und die Stirn aufs warme Gras drücken.


Donnerstag, 23. September 2010

Wenn´s regnet (IV)



"Sie konnte sie spüren"

"Sie?"

"Ja. Die Welt. Sie konnte die Welt spüren. Tief drinnen."

"Ich spüre die Welt auch. Den Fahrtwind, den Regen, die Kälte. Ich glaube, ich spüre sogar die Dunkelheit."

"Sie konnte spüren, wie sich die Welt fühlt"

"Oh, das war bestimmt nicht sehr angenehm. Die Welt fühlt sich bestimmt beschissen."

"Nein. Sie sagte immer, die Welt fühle sich beseelt. Und wohlig."

"Seltsam. Aber wer ist überhaupt `sie´? Von wem reden Sie?"

"Meine Liebste. Sie hatte auf dieser Straße einen Unfall. Vor genau einem Jahr. Es war genau dasselbe beschissene Wetter, dieselbe Nacht. Ich glaube, es war sogar derselbe Planet."





Montag, 20. September 2010

Klebriges Ende


Wenn man in der langsam Kraft gewinnenden Morgensonne sitzt und seinen Morgentee mit Honig genießt, dann ist natürlich auch die erste Wespe nicht weit. Um ihrem ermüdenden Unterfangen, so lange um das Honigglas herumzubrummen, bis sie eine Stelle zum Eindringen findet, ein Ende zu setzen, lasse ich einen kleinen Klecks Honig auf ein abgefallenes Pappelblatt triefen und lege es in einigem Abstand neben mich auf die Bank. Die Wespe fliegt hin, setzt sich auf das Blatt und saugt gierig am Honig. Ihr Hinterleib zuckt in ekstatischer Verzückung. Sie fliegt weg, und ich warte auf ihre Kameraden. Eine kommt angeflogen, aber die ist schon etwas irre, brummt taumelnd wie die Hand eines Dirigenten über dem Honigklecks hin und her, dann zu mir, um das Honigglas, ich verscheuche sie. Wieder zum Honigklecks, wieder ein paar Mal hin und her, dann platscht sie mitten in den Klecks hinein, beginnt zu saugen und zu zucken. Als sie merkt, dass sie über alle Pfoten im Modder steckt, wird sie etwas nervös und versucht zu starten, lange bevor sie satt ist. Sie schafft es, fliegt davon. Vermutlich hat sie noch ein paar Tage zu leben, ehe sie programmgemäß sterben wird. Ich fände es unheimlich bescheuert, meine letzten Tage mit klebrigen Extremitäten verbringen zu müssen. Ihre Vorderbeine kann sie ja ablecken, aber den Rest? Unangenehme Vorstellung.


Donnerstag, 9. September 2010

Mittwoch, 8. September 2010

Wie ich mir als Kind die Hölle vorstellte




Sie schwebte etwa auf halbem Wege zum Himmel hinauf. Meistens, eigentlich immer, guckte der Teufel etwas gelangweilt, während er so unter dem Eingang stand. Das Innere war mit roter Stepppolsterung ausgekleidet, die an das Mobiliar in vornehmen englischen Clubs erinnerte.
Tatsächlich war sogar das Innere des Raketenprojektils auf diese Weise ausgekleidet, mit welchem der britische Held einer Jules Verne-Verfilmung zum Mond fliegen wollte.
Die Form der Hölle hatte jedoch keinerlei aerodynamischen Gründe. Es ist sicher kein Zufall, dass sie frappierend der Kanzel in der Kirche ähnelte, in welcher ich als Kind regelmäßig die Sonntagsmesse besuchen musste. Allerdings wurde sie vom Pfarrer nicht mehr benutzt, er predigte von einem Stehpult aus, das vorne neben dem Altar stand.




Dienstag, 7. September 2010

Schöne Welt


Ein Wort zu finden
nur ein allererstes
und es hinsagen und
auf die Reise schicken

Ein Wort nur oder zwei
darauf gebettet
ein erster kleiner Gedanke
kühn und golden im
groben Wellengang die
Welt erkundend

Lärm!

Der Pöbel erhebt sich.
Murrend und gurgelnd und zuckend
einen Mob gebärend mit einem Leib
wie tausend Kettensägen und einem
Gestank nach Hölle und Schrankwand.

An der Küste ein kleiner Gedanke
nach Meer und Veilchen duftend
hoch auf die Klippen geschmettert
die Aussicht genießend völlig
unversehrt, gar lüstern noch.

Die Menschenwalze sich selbst
zermahlend hinter dem Horizont nur
zu erahnen, der Wind ist gnädig
trägt Schreie und Gerüche fort von hier.




Donnerstag, 2. September 2010

Mittwoch, 1. September 2010

Venus am Abend

Für all diejenigen, die Venus nochmals sehen wollen, ehe sie ihr diesjähriges Gastspiel als Abendstern beendet, wird es höchste Zeit!
Es ist zwar noch nicht lange her, nämlich erst am 20. August, da erreichte sie ihren von der Erde aus betrachtet größten Winkelabstand zur Sonne, nämlich knappe 46°. Nun wird der Winkel täglich kleiner, wie man auf nachfolgender Skizze sehen kann.




Die Abstände der Umlaufbahnen sind maßstabsgetreu, auch haben Erde und Venus fast den gleichen Durchmesser. Insgesamt sind die Planeten und die Sonne natürlich viel zu groß dargestellt.
(Das ungehobelte Benehmen des peitschenschwingenden, gepiercten und latexgeschnürten Aliens bitte nicht weiter beachten. Er fühlt sich dadurch lediglich noch mehr angespornt und aufgestachelt
)

Auf der Skizze kann man auch erkennen, dass Venus zur Zeit noch "links" von der Sonne steht. Auf einen irdischen Beobachter übertragen bedeutet das, Venus folgt der Sonne am Himmel nach. Geht die Sonne unter, folgt Venus ihr in entsprechendem Abstand. Beträgt der Winkel Sonne-Erde(Beobachter)-Venus 46°, steht Venus bei Sonnenuntergang noch relativ hoch über dem Horizont. Je kleiner der Winkel jedoch wird, desto tiefer findet man Venus über der Horizontlinie nachdem die Sonne untergegangen ist.
Venus umrundet die Sonne näher als die Erde, ist also einer höheren Anziehungskraft ausgesetzt. Um dennoch nicht in die Sonne zu stürzen, benötigt sie daher eine höhere Fliehkraft, die der Anziehung der Sonne entgegenwirkt. Ihre Bahngeschwindigkeit ist schneller als die der Erde. Daher überholt sie die Erde immer wieder auf der "Innenbahn", wandert also zwischen Erde und Sonne hindurch. Am 29. Oktober ist es wieder soweit. Diese Stellung nennt der Astronom "untere Konjunktion", im Gegensatz zur "oberen Konjunktion", wenn Venus von der Erde aus gesehen genau hinter der Sonne steht.
Wer also die Venus in den nächsten Tagen nochmals sehen will, der merke sich die Stelle, wo die Sonne untergegangen ist. Dann misst man bei ausgestrecktem Arm etwa die Breite von vier Fäusten entlang des Horizonts nach links, und dann etwa eine Faustbreit nach oben. Spätestens eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang und bei freier Sicht kann Venus dort entdeckt werden.

Sonntag, 29. August 2010

Eine Schiffsreise die ist schön




Frau Schubert und Todi gönnen sich eine Auszeit


Donnerstag, 26. August 2010

Wenn´s regnet (III)

Der Bentley fegte so schnell durch die unsichtbaren Kurven, dass Namensuchmann bisweilen fürchtete, ein nächtliches Opfer der Fliehkräfte zu werden. Er war froh, dass es genau vor ihm einen Haltegriff am Armaturenbrett gab. Am liebsten hätte er sich mit beiden Händen daran festgeklammert, doch seltsamerweise war ihm die Vorstellung unangenehm, der Fahrer könnte ihn womöglich für ängstlich halten. Also hielt er sich nur lässig mit seiner Linken an dem Griff fest, während er mit seiner Rechten verstohlen das Aufnahmegerät in seiner Wachsjackentasche etwas verschob, damit es seiner Aufgabe besser nachkommen konnte. Ob hinterher überhaupt etwas Brauchbares im Speicher sein würde, war natürlich mehr als fraglich. Aber das würde er noch herausfinden.
"Hinterher", dachte er dann plötzlich. Hinter was? Er wusste ja noch nicht einmal, wo und wann diese Höllenfahrt überhaupt einmal enden würde. Er schaute sich das Armaturenbrett genauer an. Es gab eine handvoll größere und kleinere, teilweise beleuchtete Anzeigen. Manche waren rund wie alte Uhren, andere hingegen schienen dem Experimentierkasten eines Atmosphären- oder Fluidphysikers entnommen. Senkrecht montierte Metallröhren mit schmalen Sichtfenstern, hinter denen eine bläulich leuchtende Flüssigkeit sich träge senkte und hob. Manchmal klopfte der Fahrer gegen eines der schmalen Sichtfenster, um danach an einer Art Ventil am oberen Ende der Röhre zu drehen. Namensuchmann wunderte sich, da die Straße alles andere war als eben und die archaische Federung des Bentley eigentlich für genügend Erschütterungen der geheimnisvollen Röhren sorgte. Als jedoch trotzdem wieder gegen eine der Röhren geklopft werden musste, konnte Namensuchmann einem kurzen Seitenblick zum Fahrer nicht widerstehen. Es war jedoch keine überlegte Entscheidung, mehr ein Reflex, doch Namensuchmann hatte keinen Grund, diesen Impuls zu bereuen. Der Fahrer bemerkte seinen Blick, entblößte seine Zähne zu einem freundlichen Grinsen, machte mit dem Daumen seiner Linken das überall verstandene Zeichen, dass alles in Ordnung sei und nahm dann wieder beide Hände ans Steuer, um den schweren Wagen um offensichtlich nur ihm bekannte Kurven herumzureissen. Denn zu erkennen waren weder Landschaft noch Fahrbahnbegrenzungen. Nur dichter, unaufhörlicher Regen, der im Scheinwerferlicht direkt von vorne zu kommen schien.
Eine Zeituhr war nicht zu sehen auf dem Armaturenbrett. Seine Armbanduhr hatte Namensuchmann abgelegt, als er sich vor einer halben Ewigkeit, so schien es ihm, darangemacht hatte, das lächerlich winzige Notrad an sein fast nagelneues Auto zu montieren.
Es war strahlend schönes Wetter gewesen, Mittagszeit, und die Straße fast menschenleer. Ein alter, seltsam gekrümmter und fast nur noch aus Rost bestehender Nagel hatte dem vorderen rechten Reifen den Garaus gemacht. Schleichend, glücklicherweise, und nicht platzend, doch das Ergebnis war fast dasselbe. Gestrandet im Nirgendwo. Seine allererste Panne überhaupt. Und das, kaum nachdem er sein neues Auto in Empfang genommen hatte. Mit den uralten Schrottlauben, die er zuvor gefahren hatte, war er niemals liegengeblieben. War es Zufall, dass ausgerechnet jetzt dieser blöde Nagel ins Spiel kam? Wie lange er wohl schon in dem Reifen steckte?
Namensuchmann hatte eben den Wagenheber angesetzt und das Auto hochgekurbelt, als er sich einen Schweißtropfen aus dem Auge zu wischen versuchte. Er schloss die Augen etwas zu lange. Denn als er sie wieder öffnete, war es finstere Nacht und es regnete in Strömen. Im Nu war der Wagenheber unterspült und knickte weg, an einen Radwechsel war nicht mehr zu denken. Namensuchmann entschied, dass das Innere des Autos auf jeden Fall ein angenehmerer Ort war um nachzudenken als draußen im Matsch. Es tat ihm leid, die schönen neuen Polster nasszumachen, doch er hatte keine Wahl. Er fand sein Mobiltelefon, das auf dem Beifahrersitz lag und blätterte das Telefonbuch durch. Kein Eintrag sagte ihm etwas. Der Balken für den Netzempfang war völlig verschwunden, und der Akku pfiff aus dem letzen Loch.
Namensuchmann wartete zwei Stunden, ohne dass ein einziges Fahrzeug an ihm vorbeigekommen wäre. Der Lärm, den die fetten Regentropfen auf dem Autodach veranstalteten, wirkte auf die Dauer einschläfernd, doch Namensuchmann wollte nicht einschlafen, wollte nicht mehr länger warten. Er war ausgestiegen und losmarschiert. Anfangs in Fahrtrichtung, doch ob es dabei geblieben war, wusste er jetzt nicht mehr zu sagen. Keine Autofahrer, keine Lichter, keine Verkehrszeichen.
Nichts.
Bis auf den Bentley.

Dienstag, 24. August 2010

Innovationen und Patente

heute: mit V8-Hemi-Small Block angetriebener Tampon

Montag, 23. August 2010

Jupiter am Abend

Wer zur Zeit am späteren Abend seinen Blick erhebt und sich den Osthimmel betrachtet (Osten ist da wo Sonne und Mond aufgehen), dem wird ein sehr heller Stern ins Auge fallen. Er ist der erste, der überhaupt in der Gegend erscheint und der auffälligste, der die Nacht über zu sehen ist. Im Grunde genommen ist es natürlich gar kein Stern, sondern der Planet Jupiter. Er ist etwa fünfmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und benötigt 12 Jahre für einen Umlauf. Da es jedoch so ein Riesentrumm ist, ist er trotzdem nach Sonne, Mond und Venus das vierthellste natürliche Objekt am irdischen Himmel. Da die Erde viel näher um die Sonne kreist, ist sie natürlich auch schneller, was bedeutet, dass sie Jupiter immer wieder auf der Innenbahn überholt. Am 21. September ist es mal wieder soweit. An diesem Tag steht die Erde direkt zwischen Sonne und Jupiter. Die Blickachsen Erde-Sonne und Erde-Jupiter bilden einen Winkel von 180°, die Verbindungslinie Sonne-Erde-Jupiter ist eine Gerade. Auf den irdischen Himmel übertragen bedeutet das, Jupiter geht im Osten auf, wenn die Sonne im Westen untergeht. Noch ist es allerdings nicht soweit, wie man auf nachfolgender hochwissenschaftlicher Graphik für den 21. August erkennen kann.


Die Abstände sind maßstabsgetreu, die Größenverhältnisse nicht!


Am 21.12., drei Monate später, hat die Erde einen Viertelkreis ihrer Umlaufbahn hinter sich gebracht. (drei Monate = ein viertel Jahr, get it?) Jupiter hingegen ist aufgrund seiner langsameren Gangart nur wenig vorgerückt, sodass der Blickwinkel Sonne-Erde-Jupiter bereits weniger als 90° beträgt. Am irdischen Firmament heisst das, Jupiter steht bereits hoch am Südhimmel, wenn die Sonne untergeht. (Sonne-Beobachter-Jupiter = ca.90°)
Diese Tendenz wird sich fortsetzen, der Winkel wird immer kleiner werden, was bedeutet, dass sich Jupiter von der Erde aus betrachtet immer mehr der Sonne annähern wird. Nächstes Jahr dann wird er sie eingeholt haben und mit ihr untergehen, er wird dann also nicht mehr beobachtbar sein, da dann die Sonne zwischen Erde und Jupiter stehen wird.

Sonntag, 22. August 2010

Innovationen und Patente

heute: schmerzstillendes Zäpfchen mit Propellerantrieb


Samstag, 21. August 2010

Abend am See


Von einer meiner liebsten Joggingstrecken führt eine Abzweigung zu der malerischen, hoch über dem Bodensee thronenden Klosterkirche. Von ihrem Vorplatz hat man einen geradezu abartigen Blick über den See und die weit dahinter liegenden Alpen. Besonders bei Sonnenuntergang möchte man fast kotzen vor Verlangen, mit dieser Szenerie zu verschmelzen oder sie zumindest mit der Geliebten zu teilen. Wobei dieser Brechreiz völlig unabhängig ist von der Tatsache, ob man eine Geliebte hat oder nicht.
Ich trabte zu dem kleinen Mäuerchen, welches den Vorplatz vom darunterliegenden Weinberg trennt und genoß die Aussicht. Hinter mir leuchtete die von der untergehenden Sonne angestrahlte Barockfassade der Kirche. Auf der Bahnlinie, die unten entlang des Ufers verläuft, kündigte sich verhalten brummend ein Zug an. Es war der dieselgetriebene Interregio von Basel nach Ulm. Auf einem vom See abgewandten Fensterplatz saß mein Geist. Ich spürte ihn so deutlich wie man einen Nagel spürt, der von unten durch den Absatz des Joggingschuhs sticht. Wenn der Nagel nicht zu lang ist, dann ist es lediglich unangenehm, aber nicht gefährlich. Mein Geist schlief nicht, aber er schien zu träumen.
Ich benutze diesen Interregio immer, wenn ich mit der Bahn verreise. Er bringt mich nach Ulm, wo ich dann in den ICE von München nach Mannheim umsteige. Während ich so überlegte, wann ich die Strecke wohl zuletzt benutzt habe, schaute mein Geist sich plötzlich um. Er hob seine Entsprechung eines menschlichen Kopfes und blickte zu mir herauf. Wir erkannten uns, doch wir sagten nichts, dachten nichts, nickten uns nicht zu. Wir wussten, wer wir waren.
Wenn ich das nächste Mal den Interregio Ulm-Basel benutze, werde ich mich auf einen Fensterplatz setzen, vom See abgewandt, und werde im Vorbeifahren zu der Kirche hochschauen. Hinter dem Mäuerchen, das den Vorplatz umschließt, einen Fuß auf die Mauerkrone gestellt, wird mein Geist stehen und zu mir hinunterblicken. Ich werde ihn spüren und wir werden uns erkennen.


Sonntag, 15. August 2010

Donnerstag, 12. August 2010

Wenn´s regnet (Forts.)



Das Gefährt kam mit rubbelnden Bremsen und bockenden Rädern direkt neben Namensuchmann zum Stehen. Er war unter dem Eindruck des Lärms und der Geschwindigkeit, mit der die Scheinwerfer auf ihn zugerast waren, nochmals einen Schritt zurückgewichen, doch nun trat er wieder nach vorne an den Straßenrand, um sich näher anzuschauen, wer oder was da für ihn angehalten hatte.

Die Motorhaube war gewaltig und endete vorne in einem ovalen, senkrecht aufragenden und reich verchromtem Kühlergrill. Links und rechts davon leuchteten die großen Scheinwerfer fast auf Namensuchmanns Schulterhöhe. Die freistehenden Speichenräder waren schmal aber sehr mächtig, und nur von winzigen Schutzblechen bedeckt. Aus der Seite der Motorhaube quollen dicke Auspuffrohre wie Gedärm aus einem geschlachteten Wal. Der Regen, der in Strömen darauf prasselte verwandelte sich augenblicklich in Dampfschwaden, die wie natürlicher Nebel das seltsame Gefährt umwaberten. Namensuchmann spürte die Hitze der Maschine und der heissen Rohre in seinem nassen Gesicht. Es fühlte sich gut an.

Durch das Inferno aus Dunkelheit, Dampf und dem Streulicht der Scheinwerfer auf den dicken Regentropfen erkannte Namensuchmann, dass der Wagen überhaupt kein Dach hatte. Das Cockpit war offentsichtlich irgendwann von einem T-Rex aus der hinten bootsförmig auslaufenden, zylindrischen Karosserie herausgebissen worden. Den verbliebenen Rand hatte man mit einem dicken, gepolsterten Lederwulst versehen. Es gab keine Windschutzscheibe, die diese Bezeichnung verdient hätte. Stattdessen gab es zwei kleine, unten bogenförmig an die Karosserie angepasste, von verchromten Verschlüssen gehaltene Alibiglasscheiben.

"Sieht aus wie ein 34er Bentley", dachte sich Namensuchmann flüchtig, bevor er endlich den Fahrer bemerkte, der hoch auf seinem Sitz thronte und im selben Moment eine dicke Rauchwolke aus seinem gar nicht ungeduldig grinsenden Mund ausstieß. Namensuchmann hoffte, dass der Rauch von der rotglühenden Zigarette stammte, die der Fahrer in seiner hohlen Hand vor dem Regen zu schützen versuchte, während sie lässig auf dem oberen Rand des mächtigen Steuerrades ruhte. Die andere, rechte Hand des Fahrers hielt einen langen Hebel umklammert, der senkrecht an dem Fahrzeug nach unten verlief. Der Bentley, falls es sich tatsächlich um einen solchen handelte, war rechtsgesteuert und der Fahrer daher nur eine Armeslänge von Namensuchmann entfernt.
Auf dem Kopf des Unbekannten befand sich eine schlichte Kappe, vermutlich aus Leder, mit einem kleinen Schild über den Augen, welche zusätzlich von einer voluminösen Pilotenbrille mit runden Gläsern beschützt wurden.
Eine schwartig glänzende Lederjacke und Lederhandschuhe vervollständigten das schemenhafte Bild, das sich Namensuchmann in dem diffusen Leuchten, das vom Armaturenbrett auszugehen schien, von dem Fahrer dieses altertümlichen Gefährtes machen konnte.

"Wenn Sie ausgeträumt haben, können Sie einsteigen", sagte der Fahrer nicht unfreundlich, doch ein leiser, drängender Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Ich muss weiter, sonst geht meine Zigarette aus, und es ist meine letzte!"

Namensuchmann nickte und wollte vorne um das Auto herumgehen, besann sich dann aber nach einem kurzen Moment der Besinnung anders, denn der Weg um das kurze Heck des Wagens war viel kürzer als um die irgendwo weit vorne im Regen verschwindende Motorhaube. Der wahre Grund jedoch war, und Namensuchmann war sich dessen wohlbewusst, dass er sich nur ungern direkt vor dem mächtig und seltsam gefräßig aufragenden Kühlergrill mit den gleissend und drohend dreinschauenden Scheinwerfern aufhalten wollte. Und wenn es nur für einen kurzen Moment des Vorüberhuschens war.

Auf der anderen Seite angekommen bemerkte Namensuchmann, dass der Fahrer die Beifahrertür bereits aufgestossen hatte. Er stieg auf den sofaförmigen, aber natürlich nassen Ledersitz hinauf und zog die kleine Tür, die eigentlich mehr einer Klappe glich, ins Schloss. Der Fahrer beugte sich ohne Hast herüber und kippte einen verchromten, spitz zulaufenden Griff um eine Vierteldrehung nach unten. Wieder aufrecht und fahrbereit stieß er den seitlichen Hebel nach vorne. Nach einer Sekunde brüllte der Motor auf wie ein geschlagener Grizzly und Namensuchmanns Kopf wurde durch die Beschleunigung nach hinten gerissen. Kopfstützen gab es keine. Schon nach drei Sekunden reichte der Fahrtwind aus, um sämtlichen Regen über die offensichtlich gar nicht so unnützen Frontscheiben hinwegstieben zu lassen. Der Fahrer, der offensichtlich aufgrund seiner Größe leicht geduckt hinter seinem Steuer saß, steckte sich seine Zigarette wieder zwischen die Lippen, blickte kurz zu Namensuchmann hinüber und beschleunigte weiter. Zu sehen war sonst nichts. Die beiden Lichtkegel endeten in Regen und Dunkelheit.



Donnerstag, 5. August 2010

Pause

bis 12.08.

(nicht traurig sein)

Sonntag, 25. Juli 2010

Frau Schubert ist froh....

....während ihrer Zeit als Triebwerksmechanikerin stets alle Fortbildungen absolviert zu haben. (Inklusive die eher privaten Fortbildungen leicht frivoler Natur mit dem jungen, draufgängerischen Fliegerass)



Die Rücktritte gehen weiter





Samstag, 24. Juli 2010

Arsch im Weltall


Man könnte natürlich sagen, es war etwas unvorsichtig, sich so ungeniert den Teleskopen zu präsentieren. Aber bei der großen Anzahl von Sternguckern, die Nacht für Nacht den Himmel beobachten, war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis zum ersten Schnappschuss. Da hilft auch die beste Tarnung als planetarer Nebel nichts mehr. Andererseits, so ein Arsch kann ja durchaus eine Augenweide sein. Also, warum verstecken?

(na ja, die Perspektive hätte vielleicht etwas schamhafter sein können)


(Quelle: Ken Crawford)


Samstag, 17. Juli 2010

Memento Mori II


Irgendjemand hat sich erbarmt und endlich eine der Wühlmäuse erledigt, die hier schon seit geraumer Zeit ihr Unwesen treiben.





Ein kleines Grab war schnell geschaufelt!

Freitag, 16. Juli 2010

Der kluge Hausmann weiß Rat



...:
Kluger Hausmann, seit einigen Tagen habe ich so ein komisches taubes Gefühl in meinem linken Ohr, und Geräusche nehme ich links nur noch gedämpft wahr. Was kann das sein? Muss ich jetzt sterben?

Kluger Hausmann: Diese Schlussfolgerung ist nun doch etwas voreilig. Waschen Sie sich Ihre Ohren denn regelmäßig?

...: Aber ja. Jeden Morgen reinige ich sie ausgiebig mit Wattestäbchen!

Kluger Hausmann: Oh weh, das habe ich befürchtet. Wattestäbchen haben im Gehörgang nichts zu suchen. Erstens kann man mit ihnen das Trommelfell verletzen, wenn man sie zu weit einführt, und zweitens kommt es gar nicht so selten vor, dass man mit ihnen das Ohrenschmalz lediglich zu einem Pfropfen zusammenschiebt, anstatt es zu entfernen. Das ist vermutlich in Ihrem linken Ohr der Fall.

...: Ach herrjeh, aber was mache ich denn jetzt nur? Muss ich zum Arzt? Da muss man immer so lange warten, und dann wird man doch nur wie am Fließband abgefertigt, ohne jede menschliche Wärme und Zuneigung.

Kluger Hausmann: Mitnichten. So ein Ohrenschmalzpfropf lässt sich auch sehr schön selbst entfernen. Sie mischen lediglich eine Tasse lauwarmes Wasser mit einem gestrichenen Teelöffel Salz und etwas Spülmittel. Von dieser Lösung spritzen Sie sich abends vor dem zu Bett gehen in Kopfseitenlage mit einer Einwegspritze ohne Kanüle soviel in den Gehörgang, bis dieser bis zur Ohrmuschel angefüllt ist. Ungefähr eine halbe Stunde einwirken und dann ablaufen lassen. Am nächsten Morgen die Prozedur wiederholen. Dadurch löst sich der Pfropf schon ein wenig vom Gehörgang. Nun die Spritze abermals mit der Spülmittelsalzlösung aufziehen und damit direkt in den Gehörgang spritzen, und dabei nicht zimperlich sein. Die Kunststoffspitze der Spritze, auf die normalerweise die Kanüle gesteckt wird, ist nicht lang genug, um Schaden im Ohr anzurichten. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis sich ein erkennbarer Erfolg einstellt. Danach ist der Gehörgang wieder sauber und frei wie bei einem Neugeborenen.

...: Danke, kluger Hausmann!


Ausserirdische Lebensformen, mit Entenscheisse nachgestellt


Heute: Arschs Liebhaber





Donnerstag, 15. Juli 2010

Dienstag, 13. Juli 2010

Wenns regnet



Es regnete. Und es war dunkel. Schon lange war kein Auto mehr vorbeigekommen auf der einsamen Landstraße. Es war ein ergiebiger Landregen. Wenn es wenigstens ein Gewitter gewesen wäre, dann hätte Namensuchmann zumindest schemenhaft erkennen können, ob er sich noch im Wald befand oder schon auf freiem Feld. Bäume waren jedenfalls in der Nähe, das hörte er eindeutig am verhaltenen Rauschen und dem charakteristischen Pladdern von Regen auf dickes, grünes Laub irgendwo schräg über ihm. Die gewachste Baumwolljacke war tatsächlich wasserdicht, Namensuchmann hatte den Kragen hochgeschlagen und eng unterm Kinn zugeknöpft. Sein Kopf war natürlich so nass, nasser ging es nicht mehr, kleine Sturzbäche kitzelten seine Stirn und seine Ohren. Auch die Füße bis hinauf zu den Knieen waren klatschnass. Beim Gehen gab es dieses typische, quietschende Geräusch von mit Wasser gefüllten Schuhen. Doch das Rauschen des Regens war lauter. Selbst die Dunkelheit schien auf seltsame Art zu rauschen und gegen Namensuchmann anzubranden.
Er ging fast mitten auf der Straße, das vermutete er jedenfalls. In dieser sockfinsteren Nacht war ein Autoscheinwerfer schon über Kilometer hinweg zu sehen, es bestand also keine Gefahr, von einem Wagen erfasst zu werden. Und Radfahrer, die unbeleuchtet nachts ebenso unbeleuchtete Fußgänger über den Haufen fuhren, waren bei einem solchen Irrsinnswetter bestimmt nicht unterwegs. Obwohl...Namensuchsmann drehte sich kurz um, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Nein, da kam nichts. Er schritt weiter voran, die Hände in die Jackentaschen gestemmt.
Namensuchmann wusste später nicht mehr, was er zuerst vernommen hatte; den Lärm oder das Licht. Er sah sich um. Er sah sich so angestrengt um, dass er sogar vergaß, in welche Richtung er ursprünglich unterwegs gewesen war. Die Straße verlief topfeben, Kurven waren Namensuchmann nicht aufgefallen, da er mangels Sicht sowieso eher im Zickzack von Straßenrand zu Straßenrand gegangen war. Immer wieder hatte ihn sein Tritt urplötzlich in den grasigen Matsch des Straßengrabens geführt oder ihn mit der Leitplanke zusammenstoßen lassen. Dann stolperte er zurück in die Mitte der Straße, oder was er dafür hielt, und knatschte weiter durch die Nacht.
Doch nun war eindeutig Motorenlärm zu hören. Urtümlicher, röhrender Motorenlärm, an- und abschwellend Hügel und Täler verratend. Und mit dem Lärm kam das Licht. Weiße Flecken, die geisterhaft über die tiefhängenden Regenwolken huschten, dann kurz die obersten Kronenspitzen von Bäumen beleuchtend, die imposant neben der Straße standen. Dann wieder für kurze Momente ernüchternde Dunkelheit, ehe zwei weiße Kegel erneut hervorstachen und dichte Regenschauer durchdrangen.
Das Gefährt kam eindeutig näher, soviel war Namensuchmann klar. Er tastete sich Schritt für Schritt voran bis er den Matsch des Straßenrandes spürte und überlegte, wie er sich am besten hinstellen sollte. Schließlich wollte er zwar gesehen, aber nicht überfahren werden. Und nach dem Motorengeräusch zu urteilen pflegte der unbekannte Fahrer einen recht flotten Fahrstil, was bei diesen Sicht- und Straßenverhältnissen zumindest tollkühn zu nennen war.
Namensuchmann überlegte, ob er sich überhaupt bemerkbar machen sollte. Noch bestand die Möglichkeit, sich genügend weit von der Straße zu entfernen, um nicht in Lebensgefahr zu geraten. Andererseits war die Gesamtsituation alles andere als ermutigend. Namensuchmann wusste schlicht nicht mehr, wo er sich befand, wie oft er in den vergangenen zwei Stunden unbeabsichtigt wohl die Richtung gewechselt hatte und ob die Straße überhaupt irgendwo hinführte. Er schwor sich, bei nächster Gelegenheit den altersschwachen Akku seines Handys auszutauschen. Es war ertaunlich gewesen, wie schnell das Handy durch den mangelhaften Empfang die letzten Stromreserven aufgebraucht hatte, noch ehe eine Verbindung zustande gekommen war. Nun war das Display so stockfinster wie die umgebende Nacht. Namensuchsmanns klamme Finger hielten den kleinen Apparat trotzdem fest umklammert in seiner Jackentasche.
Es schien keine Leitplanke zu geben. Das war gut, dachte Namensuchmann, "dann kann ich mich notfalls mit einem Sprung in Sicherheit bringen".
Dann hatte er eine Idee. Sein kleines Diktiergerät müsste noch funktionieren. Er beschloss, aus der Situation das Beste zu machen und zumindest das brüllende Motorengeräusch aufzuzeichnen. Womöglich, wenn man es rückwärts abspielte...Er zog den Reissverschluss seiner Jacke auf und fingerte das kleine Ding aus der Innentasche hervor. Falls es allerdings nicht wasserdicht war, konnte es problematisch werden. Egal, dachte sich Namensuchmann, und drückte auf Aufnahme. Dann schob er das Gerät in eine einigermaßen gut geschützte Aussentasche der Jacke und begann wie ein Flugfeldlotse zu winken, denn ein gleissendes Scheinwerferpaar bog soeben um eine nicht weit entfernte Hügelkuppe. Zwei Lichtmesser schnitten horizontal durch Nacht und Regen und stürzten sich auf Namensuchmann.



(wird fortgesetzt)

Die menschliche Anatomie, mit Entenscheisse nachgestellt



Heute: das Herz (mit schön hervorgehobenen Herzkammern und abgerissener Aorta).



Montag, 12. Juli 2010

Reflexionen



"Ich glaube, ich bin ein Vampir"

"Fängst du jetzt auch noch an mit diesem Quatsch? Verschone mich bitte mit diesem Teenie-Romantik-Kitsch. Der einzig wahre Vampir war Christopher Lee, und der ist schon mehr tot als lebendig."

"Dann passt´s ja...."

"Ha-ha"

"Nein, im Ernst! Vampire haben doch kein Spiegelbild, oder?"

"Hm, in `Tanz der Vampire´ hatten sie jedenfalls keine Spiegelbilder. Ihre abgeratzten Rokokoklamotten waren in den raumhohen Wandspiegeln im Ballsaal von Graf Kroloks Schloss allerdings auch nicht zu sehen. Das fand ich immer etwas verwirrend. Leider hielt Polanski es nicht für nötig, auf dieses Paradoxon im Drehbuch näher einzugehen. Aber vielleicht erzeugt so ein Vampirkörper eine Art Unsichtbarkeitsfeld, das nicht nur den Körper, sondern auch die Klamotten umschließt. Unreflektiert kann man sie nur sehen, weil ihr hypnotisches Metafeld die Schwingungen des Unsichtbarkeitsfeldes überlagert und teilweise interferiert."

"Na also, siehste. Seit heute morgen kann ich mich nämlich nicht mehr im Spiegel betrachten. Da ist nix mehr, obwohl ich genau davorstehe. Meine Klamotten allerdings sind da. Die sind zu sehen. Die hängen da irgendwie in der Luft. Sieht beschissen aus und unheimlich ist mir auch zumute"

"Red´ keinen Scheiß"

"Wenn ich´s doch sage! Wetten?" (Guckt zur Kontrolle unauffällig zur Seite in Richtung der gläsernen Terrassentür, die aufgrund der Lichtverhältnisse einen halbdurchlässigen Spiegel bildet)

"Du willst wetten? Ok, ich wette um tausend Euros dagegen. Ich sage, du bist kein Vampir und hast ein ganz gewöhnliches Spiegelbild."

"Na ja, das mit dem Vampir habe ich eigentlich nur so dahingesagt, der inneren Dramatik wegen. Tatsächlich habe ich weder Fangzähne (zieht die Lippen zurück und zeigt die Zähne) noch eine Lichtallergie. Eigentlich kam ich nur darauf wegen dem fehlenden Spiegelbild."

"Aha, jetzt fängst du also an zurückzurudern"

"Keineswegs. Ich wette mit dir um tausend Euros, dass ich kein Spiegelbild habe. Weder in einem normalen Glasspiegel noch auf irgendeiner Flüssigkeit wie Wasser oder Quecksilber. Die Vampirsache lassen wir mal aussen vor."

"Du hast in flüssiges Quecksilber geguckt? Jetzt sehe ich langsam klarer. Quecksilberdämpfe gehen aufs Gehirn und dort vor allem aufs Gedächtnis. Du solltest eine Entgiftungskur machen, vielleicht mit Kassia, oder besser noch mit Schwefelblüte. Ich wette, dann hast du auch bald wieder ein Spiegelbild"

"Ich habe keine Quecksilberdämpfe eingeatmet, weil ich keinen Kübel mit Quecksilber herumstehen habe. Ich habe lediglich vermutet, bzw. gefolgert, dass, wenn ich auf Glas kein Spiegelbild werfe, aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf jeder anderen spiegelnden Oberfläche wie z.B. Quecksilber keine Reflexionen von mir zu sehen sein werden. Die Ausweitung der Wette auf sämtliche potentiell spiegelnden Medien ist eine reine Kulanzsache von mir."

"Na gut. Wir wetten. Ich sage, du hast ein Spiegelbild. Meinetwegen können wir auch gerne um 10.000 Euros wetten. Oder 100.000! Oder willst du mich irgendwie verarschen? Machst du die Augen zu und kannst deshalb kein Spiegelbild sehen? Das würde ich dir nicht raten"

"Du hast doch gar keine 100.000 Euros. Nicht mal 10.000! Wie willst du deine Wettschulden bezahlen?"

"Du bist doch auch völlig blank. Dasselbe könnte ich dich fragen"

"Aber ich werde gewinnen. Wirst schon sehen. Bleiben wir bei 1000 Euros, ich will dich ja nicht ruinieren. Ausserdem werde ich in naher Zukunft sowieso Geld wie Heu machen. Als die Frau ohne Spiegelbild."

"Seit wann bist du eine Frau? Ich dachte jetzt ständig, ich unterhalte mich mit einem Mann"

"Wir kennen uns nun schon eine halbe Ewigkeit, und nur durch Zufall merkst du, dass ich eine Frau bin?"

"Ist das so wichtig?"

"Hm. Nicht wirklich. Also Hand drauf."

Beide Personen schlagen ein und gehen ins Badezimmer, wo sie gemeinsam in den Spiegel über dem Waschbecken schauen.

"Fuck"

"Habe ich doch gesagt"

"Seit wann hast du das?"

"Seit heute morgen. Ich beglotze mich morgens normalerweise immer erst zehn Minuten im Spiegel und schneide Grimassen, ehe ich Kaffeewasser aufsetze."

"Mist. Ich habe keine 1000 Euros. Das ist unfair. Das hast du vorher schon gewusst"

"Klar. Ich hab´s dir doch gesagt"

"Fuck"

"Sag nicht solche obszönen Sachen. Man könnte sonst noch annehmen, dass du diesen Blog sexistisch etwas aufpeppen willst, um den Anschluss an den Mainstream nicht zu verlieren."

"F... ich meine, Mist! Kannst du mir tausend Euros leihen? Schließlich verdienst du dich ja bald dumm und dämlich als die Frau ohne Spiegelbild. Wie schminkst du dich denn jetzt?"

"Das ist meine Hauptsorge. Ich werde wohl von meinen ersten Gagen eine persönliche Visagistin engagieren müssen. Die muss mir dann auch immer sagen, ob ich eventuell noch Spinat in den Mundwinkeln habe."

"Irgendwie seltsam, das Ganze"

"Ja, und wie!"