Sonntag, 25. Juli 2010

Frau Schubert ist froh....

....während ihrer Zeit als Triebwerksmechanikerin stets alle Fortbildungen absolviert zu haben. (Inklusive die eher privaten Fortbildungen leicht frivoler Natur mit dem jungen, draufgängerischen Fliegerass)



Die Rücktritte gehen weiter





Samstag, 24. Juli 2010

Arsch im Weltall


Man könnte natürlich sagen, es war etwas unvorsichtig, sich so ungeniert den Teleskopen zu präsentieren. Aber bei der großen Anzahl von Sternguckern, die Nacht für Nacht den Himmel beobachten, war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis zum ersten Schnappschuss. Da hilft auch die beste Tarnung als planetarer Nebel nichts mehr. Andererseits, so ein Arsch kann ja durchaus eine Augenweide sein. Also, warum verstecken?

(na ja, die Perspektive hätte vielleicht etwas schamhafter sein können)


(Quelle: Ken Crawford)


Samstag, 17. Juli 2010

Memento Mori II


Irgendjemand hat sich erbarmt und endlich eine der Wühlmäuse erledigt, die hier schon seit geraumer Zeit ihr Unwesen treiben.





Ein kleines Grab war schnell geschaufelt!

Freitag, 16. Juli 2010

Der kluge Hausmann weiß Rat



...:
Kluger Hausmann, seit einigen Tagen habe ich so ein komisches taubes Gefühl in meinem linken Ohr, und Geräusche nehme ich links nur noch gedämpft wahr. Was kann das sein? Muss ich jetzt sterben?

Kluger Hausmann: Diese Schlussfolgerung ist nun doch etwas voreilig. Waschen Sie sich Ihre Ohren denn regelmäßig?

...: Aber ja. Jeden Morgen reinige ich sie ausgiebig mit Wattestäbchen!

Kluger Hausmann: Oh weh, das habe ich befürchtet. Wattestäbchen haben im Gehörgang nichts zu suchen. Erstens kann man mit ihnen das Trommelfell verletzen, wenn man sie zu weit einführt, und zweitens kommt es gar nicht so selten vor, dass man mit ihnen das Ohrenschmalz lediglich zu einem Pfropfen zusammenschiebt, anstatt es zu entfernen. Das ist vermutlich in Ihrem linken Ohr der Fall.

...: Ach herrjeh, aber was mache ich denn jetzt nur? Muss ich zum Arzt? Da muss man immer so lange warten, und dann wird man doch nur wie am Fließband abgefertigt, ohne jede menschliche Wärme und Zuneigung.

Kluger Hausmann: Mitnichten. So ein Ohrenschmalzpfropf lässt sich auch sehr schön selbst entfernen. Sie mischen lediglich eine Tasse lauwarmes Wasser mit einem gestrichenen Teelöffel Salz und etwas Spülmittel. Von dieser Lösung spritzen Sie sich abends vor dem zu Bett gehen in Kopfseitenlage mit einer Einwegspritze ohne Kanüle soviel in den Gehörgang, bis dieser bis zur Ohrmuschel angefüllt ist. Ungefähr eine halbe Stunde einwirken und dann ablaufen lassen. Am nächsten Morgen die Prozedur wiederholen. Dadurch löst sich der Pfropf schon ein wenig vom Gehörgang. Nun die Spritze abermals mit der Spülmittelsalzlösung aufziehen und damit direkt in den Gehörgang spritzen, und dabei nicht zimperlich sein. Die Kunststoffspitze der Spritze, auf die normalerweise die Kanüle gesteckt wird, ist nicht lang genug, um Schaden im Ohr anzurichten. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis sich ein erkennbarer Erfolg einstellt. Danach ist der Gehörgang wieder sauber und frei wie bei einem Neugeborenen.

...: Danke, kluger Hausmann!


Ausserirdische Lebensformen, mit Entenscheisse nachgestellt


Heute: Arschs Liebhaber





Donnerstag, 15. Juli 2010

Dienstag, 13. Juli 2010

Wenns regnet



Es regnete. Und es war dunkel. Schon lange war kein Auto mehr vorbeigekommen auf der einsamen Landstraße. Es war ein ergiebiger Landregen. Wenn es wenigstens ein Gewitter gewesen wäre, dann hätte Namensuchmann zumindest schemenhaft erkennen können, ob er sich noch im Wald befand oder schon auf freiem Feld. Bäume waren jedenfalls in der Nähe, das hörte er eindeutig am verhaltenen Rauschen und dem charakteristischen Pladdern von Regen auf dickes, grünes Laub irgendwo schräg über ihm. Die gewachste Baumwolljacke war tatsächlich wasserdicht, Namensuchmann hatte den Kragen hochgeschlagen und eng unterm Kinn zugeknöpft. Sein Kopf war natürlich so nass, nasser ging es nicht mehr, kleine Sturzbäche kitzelten seine Stirn und seine Ohren. Auch die Füße bis hinauf zu den Knieen waren klatschnass. Beim Gehen gab es dieses typische, quietschende Geräusch von mit Wasser gefüllten Schuhen. Doch das Rauschen des Regens war lauter. Selbst die Dunkelheit schien auf seltsame Art zu rauschen und gegen Namensuchmann anzubranden.
Er ging fast mitten auf der Straße, das vermutete er jedenfalls. In dieser sockfinsteren Nacht war ein Autoscheinwerfer schon über Kilometer hinweg zu sehen, es bestand also keine Gefahr, von einem Wagen erfasst zu werden. Und Radfahrer, die unbeleuchtet nachts ebenso unbeleuchtete Fußgänger über den Haufen fuhren, waren bei einem solchen Irrsinnswetter bestimmt nicht unterwegs. Obwohl...Namensuchsmann drehte sich kurz um, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Nein, da kam nichts. Er schritt weiter voran, die Hände in die Jackentaschen gestemmt.
Namensuchmann wusste später nicht mehr, was er zuerst vernommen hatte; den Lärm oder das Licht. Er sah sich um. Er sah sich so angestrengt um, dass er sogar vergaß, in welche Richtung er ursprünglich unterwegs gewesen war. Die Straße verlief topfeben, Kurven waren Namensuchmann nicht aufgefallen, da er mangels Sicht sowieso eher im Zickzack von Straßenrand zu Straßenrand gegangen war. Immer wieder hatte ihn sein Tritt urplötzlich in den grasigen Matsch des Straßengrabens geführt oder ihn mit der Leitplanke zusammenstoßen lassen. Dann stolperte er zurück in die Mitte der Straße, oder was er dafür hielt, und knatschte weiter durch die Nacht.
Doch nun war eindeutig Motorenlärm zu hören. Urtümlicher, röhrender Motorenlärm, an- und abschwellend Hügel und Täler verratend. Und mit dem Lärm kam das Licht. Weiße Flecken, die geisterhaft über die tiefhängenden Regenwolken huschten, dann kurz die obersten Kronenspitzen von Bäumen beleuchtend, die imposant neben der Straße standen. Dann wieder für kurze Momente ernüchternde Dunkelheit, ehe zwei weiße Kegel erneut hervorstachen und dichte Regenschauer durchdrangen.
Das Gefährt kam eindeutig näher, soviel war Namensuchmann klar. Er tastete sich Schritt für Schritt voran bis er den Matsch des Straßenrandes spürte und überlegte, wie er sich am besten hinstellen sollte. Schließlich wollte er zwar gesehen, aber nicht überfahren werden. Und nach dem Motorengeräusch zu urteilen pflegte der unbekannte Fahrer einen recht flotten Fahrstil, was bei diesen Sicht- und Straßenverhältnissen zumindest tollkühn zu nennen war.
Namensuchmann überlegte, ob er sich überhaupt bemerkbar machen sollte. Noch bestand die Möglichkeit, sich genügend weit von der Straße zu entfernen, um nicht in Lebensgefahr zu geraten. Andererseits war die Gesamtsituation alles andere als ermutigend. Namensuchmann wusste schlicht nicht mehr, wo er sich befand, wie oft er in den vergangenen zwei Stunden unbeabsichtigt wohl die Richtung gewechselt hatte und ob die Straße überhaupt irgendwo hinführte. Er schwor sich, bei nächster Gelegenheit den altersschwachen Akku seines Handys auszutauschen. Es war ertaunlich gewesen, wie schnell das Handy durch den mangelhaften Empfang die letzten Stromreserven aufgebraucht hatte, noch ehe eine Verbindung zustande gekommen war. Nun war das Display so stockfinster wie die umgebende Nacht. Namensuchsmanns klamme Finger hielten den kleinen Apparat trotzdem fest umklammert in seiner Jackentasche.
Es schien keine Leitplanke zu geben. Das war gut, dachte Namensuchmann, "dann kann ich mich notfalls mit einem Sprung in Sicherheit bringen".
Dann hatte er eine Idee. Sein kleines Diktiergerät müsste noch funktionieren. Er beschloss, aus der Situation das Beste zu machen und zumindest das brüllende Motorengeräusch aufzuzeichnen. Womöglich, wenn man es rückwärts abspielte...Er zog den Reissverschluss seiner Jacke auf und fingerte das kleine Ding aus der Innentasche hervor. Falls es allerdings nicht wasserdicht war, konnte es problematisch werden. Egal, dachte sich Namensuchmann, und drückte auf Aufnahme. Dann schob er das Gerät in eine einigermaßen gut geschützte Aussentasche der Jacke und begann wie ein Flugfeldlotse zu winken, denn ein gleissendes Scheinwerferpaar bog soeben um eine nicht weit entfernte Hügelkuppe. Zwei Lichtmesser schnitten horizontal durch Nacht und Regen und stürzten sich auf Namensuchmann.



(wird fortgesetzt)

Die menschliche Anatomie, mit Entenscheisse nachgestellt



Heute: das Herz (mit schön hervorgehobenen Herzkammern und abgerissener Aorta).



Montag, 12. Juli 2010

Reflexionen



"Ich glaube, ich bin ein Vampir"

"Fängst du jetzt auch noch an mit diesem Quatsch? Verschone mich bitte mit diesem Teenie-Romantik-Kitsch. Der einzig wahre Vampir war Christopher Lee, und der ist schon mehr tot als lebendig."

"Dann passt´s ja...."

"Ha-ha"

"Nein, im Ernst! Vampire haben doch kein Spiegelbild, oder?"

"Hm, in `Tanz der Vampire´ hatten sie jedenfalls keine Spiegelbilder. Ihre abgeratzten Rokokoklamotten waren in den raumhohen Wandspiegeln im Ballsaal von Graf Kroloks Schloss allerdings auch nicht zu sehen. Das fand ich immer etwas verwirrend. Leider hielt Polanski es nicht für nötig, auf dieses Paradoxon im Drehbuch näher einzugehen. Aber vielleicht erzeugt so ein Vampirkörper eine Art Unsichtbarkeitsfeld, das nicht nur den Körper, sondern auch die Klamotten umschließt. Unreflektiert kann man sie nur sehen, weil ihr hypnotisches Metafeld die Schwingungen des Unsichtbarkeitsfeldes überlagert und teilweise interferiert."

"Na also, siehste. Seit heute morgen kann ich mich nämlich nicht mehr im Spiegel betrachten. Da ist nix mehr, obwohl ich genau davorstehe. Meine Klamotten allerdings sind da. Die sind zu sehen. Die hängen da irgendwie in der Luft. Sieht beschissen aus und unheimlich ist mir auch zumute"

"Red´ keinen Scheiß"

"Wenn ich´s doch sage! Wetten?" (Guckt zur Kontrolle unauffällig zur Seite in Richtung der gläsernen Terrassentür, die aufgrund der Lichtverhältnisse einen halbdurchlässigen Spiegel bildet)

"Du willst wetten? Ok, ich wette um tausend Euros dagegen. Ich sage, du bist kein Vampir und hast ein ganz gewöhnliches Spiegelbild."

"Na ja, das mit dem Vampir habe ich eigentlich nur so dahingesagt, der inneren Dramatik wegen. Tatsächlich habe ich weder Fangzähne (zieht die Lippen zurück und zeigt die Zähne) noch eine Lichtallergie. Eigentlich kam ich nur darauf wegen dem fehlenden Spiegelbild."

"Aha, jetzt fängst du also an zurückzurudern"

"Keineswegs. Ich wette mit dir um tausend Euros, dass ich kein Spiegelbild habe. Weder in einem normalen Glasspiegel noch auf irgendeiner Flüssigkeit wie Wasser oder Quecksilber. Die Vampirsache lassen wir mal aussen vor."

"Du hast in flüssiges Quecksilber geguckt? Jetzt sehe ich langsam klarer. Quecksilberdämpfe gehen aufs Gehirn und dort vor allem aufs Gedächtnis. Du solltest eine Entgiftungskur machen, vielleicht mit Kassia, oder besser noch mit Schwefelblüte. Ich wette, dann hast du auch bald wieder ein Spiegelbild"

"Ich habe keine Quecksilberdämpfe eingeatmet, weil ich keinen Kübel mit Quecksilber herumstehen habe. Ich habe lediglich vermutet, bzw. gefolgert, dass, wenn ich auf Glas kein Spiegelbild werfe, aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf jeder anderen spiegelnden Oberfläche wie z.B. Quecksilber keine Reflexionen von mir zu sehen sein werden. Die Ausweitung der Wette auf sämtliche potentiell spiegelnden Medien ist eine reine Kulanzsache von mir."

"Na gut. Wir wetten. Ich sage, du hast ein Spiegelbild. Meinetwegen können wir auch gerne um 10.000 Euros wetten. Oder 100.000! Oder willst du mich irgendwie verarschen? Machst du die Augen zu und kannst deshalb kein Spiegelbild sehen? Das würde ich dir nicht raten"

"Du hast doch gar keine 100.000 Euros. Nicht mal 10.000! Wie willst du deine Wettschulden bezahlen?"

"Du bist doch auch völlig blank. Dasselbe könnte ich dich fragen"

"Aber ich werde gewinnen. Wirst schon sehen. Bleiben wir bei 1000 Euros, ich will dich ja nicht ruinieren. Ausserdem werde ich in naher Zukunft sowieso Geld wie Heu machen. Als die Frau ohne Spiegelbild."

"Seit wann bist du eine Frau? Ich dachte jetzt ständig, ich unterhalte mich mit einem Mann"

"Wir kennen uns nun schon eine halbe Ewigkeit, und nur durch Zufall merkst du, dass ich eine Frau bin?"

"Ist das so wichtig?"

"Hm. Nicht wirklich. Also Hand drauf."

Beide Personen schlagen ein und gehen ins Badezimmer, wo sie gemeinsam in den Spiegel über dem Waschbecken schauen.

"Fuck"

"Habe ich doch gesagt"

"Seit wann hast du das?"

"Seit heute morgen. Ich beglotze mich morgens normalerweise immer erst zehn Minuten im Spiegel und schneide Grimassen, ehe ich Kaffeewasser aufsetze."

"Mist. Ich habe keine 1000 Euros. Das ist unfair. Das hast du vorher schon gewusst"

"Klar. Ich hab´s dir doch gesagt"

"Fuck"

"Sag nicht solche obszönen Sachen. Man könnte sonst noch annehmen, dass du diesen Blog sexistisch etwas aufpeppen willst, um den Anschluss an den Mainstream nicht zu verlieren."

"F... ich meine, Mist! Kannst du mir tausend Euros leihen? Schließlich verdienst du dich ja bald dumm und dämlich als die Frau ohne Spiegelbild. Wie schminkst du dich denn jetzt?"

"Das ist meine Hauptsorge. Ich werde wohl von meinen ersten Gagen eine persönliche Visagistin engagieren müssen. Die muss mir dann auch immer sagen, ob ich eventuell noch Spinat in den Mundwinkeln habe."

"Irgendwie seltsam, das Ganze"

"Ja, und wie!"



Sonntag, 11. Juli 2010

Ein perfekter Tag für Schranze und Marie




Für beide Damen war es mal wieder ein Tag wie aus dem Bilderbuch.




Schon im Bach wurde mit ausgiebiger Körperpflege begonnen.



Welche an Land dann gewissenhaft fortgesetzt wurde.

Da freut man sich doch richtig auf die nächsten Kommentare der beiden zum Weltgeschehen!



Auf dem Bahnsteig


Das Aufspüren irrer Vorkommnisse ist fast schon eine Wissenschaft. Oder auch nicht. Je nach dem, wie intensiv man die Sache betreibt. Dabei verbergen sich die Vorkommnisse lediglich in einer Ansammlung aus 26 verschiedenen Zeichen. Man muss sie nur in der richtigen, irren Reihenfolge hervorziehen aus dem Urozean der Buchstaben.
Man kann sogar ziehen, während man auf einem Bahnsteig sitzt und auf den verspäteten Zug wartet. Man legt das Notizbuch auf den Schoß, drückt die Mine des Bleistifts heraus, wartet und überlegt sich, wie lange das Deo wohl noch gegen den Schweiß ankommt, der bereits das T-Shirt zum Kleben bringt. Lange Hosen und geschlossene Schuhe waren ebenfalls keine gute Wahl (ich besitze auch noch dünnere, aber nicht so schicke Shirts). Sandalen schieden jedoch leider aus, da meine rechte Ringzehe blau ist vom barfüßigen Tritt gegen eine Baumwurzel. Und wer streckt schon gerne seine nackten, blauen Zehen in den öffentlichen Raum ausser Banausen und Proleten?
Wegen der geschlossenen Schuhe schieden natürlich auch kurze Hosen aus. Kurze Hosen gehen nur mit offenen Schuhen, also Sandalen. Geschlossene Schuhe, wegen blauer Zehe = lange Hosen. Zudem habe ich kürzlich bemerkt, dass meine einzige einigermaßen gesellschaftsfähige kurze Hose vorne, direkt neben dem Reissverschluss, ein Loch aufweist. Somit muss auch die Unterwäsche farblich dazu passen, damit es nicht so arg auffällt. Zu meinen schwarzen Cargo-Bermudas kann ich also nur noch schwarze Unterhosen anziehen. Na ja, dunkelblau geht vermutlich auch noch, nur nicht weiß oder hellblau. Andersfarbige Unterwäsche besitze ich Gott sei Dank nicht.

Ein Typ hat sich soeben rechts neben mich gesetzt. Freundlicherweise ließ er aber einen Sitz zwischen uns frei, steckte sich dafür aber sogleich eine Zigarette an. Der Rauch weht zu mir herüber. Obwohl ich selbst nicht rauche, mag ich den Geruch einer frisch angezündeten Zigarette. Der Typ trägt ein weisses Hemd, dunkle Hosen, schwarze Socken und schwarze Schuhe. Die Socken sind nicht zu kurz, die Schuhe sehen frisch geputzt aus. Rasierwasser oder Eau de Toilette mischen sich mit dem Rauch. Ich tippe auf Boss. Der Körpersprache nach zu urteilen ist er Mitte bis Ende zwanzig. Sein Gesicht traue ich mir nicht anzuschauen, na ja, ein bißchen höchstens, aus den Augenwinkeln. Da kann, glaube ich, nicht viel passieren, falls er Schlangen auf dem Kopf haben sollte die einen in Stein verwandeln wollen wenn man direkt hinsieht. Allerdings höre ich keinerlei verräterisches Zischeln oder Reiben von Schuppen auf Schuppen. Stattdessen jetzt das daddelige Gebimmel eines Handyspiels. Es wirkt seltsam beruhigend. Solange gedaddelt wird, bekommt man kein Messer zwischen die Rippen. Aber womöglich könnte man währenddessen von einer der Schlangen gebissen werden? Daddelt Medusa?

Ich sollte anrufen. Ich müsste anrufen. Ich suche nach einem Grund, den Anruf hinauszuschieben. Es gibt keinen. Ich tu´s. Vergeblich. Es geht niemand dran. In einer Viertelstunde müsste endlich der Zug kommen. Anscheinend hat er Probleme mit der Motorkühlung, meint der Lautsprecher. Hoffentlich funktioniert die Klimaanlage!

Nun sitzen zwei junge Damen links neben mir, nur sehr leicht bekleidet. Miniröcke, Spaghettiträgerchen, Flip-Flops. Sie konnten keinen Sicherheitsabstand zu mir lassen, es gibt nicht mehr genügend Sitzplätze. Ich merke, wie Medusa rechts neben mir intensiv herüberschaut, vermutlich direkt durch mich hindurch. Das Parfüm der jungen Frau direkt neben mir riecht beim ersten Riechen nach Schnellimbiss, dann aber leicht holzig, fast harzig, es hat eine eher männliche Note. Ihre Haare sind sehr kurz und pechschwarz. Ihre Haut ist leicht gebräunt, die Beine sind akkurat rasiert und sehr grazil. Ich wage insgesamt drei Blicke während der noch zehnminütigen Wartezeit, mit einer summierten Gesamtdauer von ca. zwei Sekunden. Ich kann keinerlei Pigmentflecken erkennen und auch keine anderen Hautirritationen. Ihre Haut ist perfekt. Ich wusste nicht, dass es schon tragbares Photoshop gibt.

Der Zug fährt ein. Der Typ mit den Schlangen auf dem Kopf benutzt zufällig denselben Eingang wie die beiden jungen Damen. Es klatscht und klopft etwas, als er durch die Tür geht und die Schlangenköpfe gegen die Türoberkante stossen. Ich steige einen Waggon dahinter ein. Kurz nach dem Anfahren des Zuges höre ich die ersten Schreie aus dem vorderen Waggon.

"Hast du was gegen attraktive junge Damen, oder warum sonst dieses verstörende Ende der Geschichte?"

"Nein, ganz im Gegenteil. In Wahrheit sah es tatsächlich so aus, als würden die beiden Schönheiten denselben Eingang benutzen wie Medusa, doch im letzten Moment entschieden sie sich anders und rannten zu dem Eingang, den ich mir ausgesucht hatte. Aber dieses Ende schien mir nicht aufregend genug."

"Hast recht!"


Freitag, 9. Juli 2010

Donnerstag, 8. Juli 2010