Dienstag, 26. März 2013

Sternschnuppen unter meinen Füßen



Namensuchmann trat aus der Haustüre, hielt sich aber noch am Türrahmen fest denn die Nacht war riesig. Sie erfüllte einen Raum, so dunkel und groß, dass die Sterne darin wie verlorener Goldstaub in einer Waschpfanne glitzerten. Ein Schrei wäre wohl möglich gewesen, aber die Gefahr, dass auch er sich ins Gigantische aufblähen würde war Namensuchmann zu groß. Er dachte an die Trompeten von Jericho, die mit ihrem Lärm die Stadtmauern zum Einsturz gebracht hatten. Was vermochte dann ein Schrei anrichten, wenn er in diesen aberwitzigen dunklen Raum entlassen würde? 
Der Sog war auszuhalten und nicht stärker als Namensuchmanns Gewicht. Er ließ also den Türrahmen los und stieg die Haustreppe hinunter. Er merkte ganz genau, dass er nicht mehr sein gewohntes Gewicht auf die Stufen brachte. Der harte Beton der Treppe fühlte sich wie weicher Gummi an.
Auf dem Kies der Zufahrt beugte er ein Knie und berührte mit der flachen Hand den Boden. Die Welt erzitterte sachte, wie in Verzückung, und verschwand.


Mittwoch, 6. März 2013

Nur mal so



Die beiden Türflügel stehen weit offen. Doch unter der gläsernen Schwelle sind funkelnde Galaxien gefangen, die sich langsam zu drehen scheinen. Dazwischen Sternschnuppen, die aus der Tiefe emporfliegen aber spurlos verschwinden, ehe sie von unten gegen die Schwelle stoßen. Sollte ich einfach drüberhüpfen? In den Raum dahinter springen? Oder lieber ganz sachte auf die Galaxien treten? Es wäre möglich. Nur mit Socken, ohne Schuhe, dann müsste es möglich sein. Sternenkribbeln unter den Fußsohlen. Wärme vielleicht, von den Gedanken ganzer Zivilisationen aus unendlich fernen Zeiten. Ich schaue hinein in den warmen Raum jenseits der Sternenschwelle. Ein Feuer prasselt in einem großen, gemauerten Kamin, dahinter ein raumhohes Fenster. Dahinter Schnee und Wälder und Berge.Ich sage mein Gedicht auf.