Dienstag, 24. April 2012

Was gezeichnet werden muss



Arsch im Weltall

Montag, 23. April 2012

Betrachtungen



Ich halte meine Hand in den Strom der Wirklichkeit. Danach glitzert und funkelt sie in allen Farben des Regenbogens. Winzige Funken sprühen vom Handrücken weg wie Miniaturseenotraketen und zerplatzen lautlos nach wenigen Zentimetern Flugstrecke. Ich hole meine dicke Lupe und schaue mir genauer an, wer denn eigentlich diese Raketen abfeuert. Doch ich sehe weder Eisberge noch rauchende Minischornsteine und schon gar keine Ertrinkenden, die in meiner irisierenden und halb durchsichtigen Haut schwimmen. Stattdessen kann ich fast durch meine wirklichkeitsgetränkte Hand hindurchschauen, aber nur fast. Irrlichternde Fünkchen und winzige, sich psychedelisch verdrehende Regenbogen mäandern an den schwach zu erkennenden Knochen entlang. Wie Galaxien im All.
Ich lege die Lupe wieder weg und balle die Hand zu einer Faust. Ich öffne sie wieder und lasse meine Finger eine wellenförmige Bewegung vollführen. Alles in Ordnung, weder Schmerzen noch irgendwelche motorischen Störungen. Da mir der Ingwer für meinen morgendlichen Matetee ausgegangen ist ziehe ich mir einen alten ledernen Handschuh an und schwinge mich auf mein Fahrrad.


Sonntag, 15. April 2012

Ausflug



Frohlockendes Geseufze, blöde Jeans.

"Ich verliere es"

"Nein, du musst es am unteren Ende festhalten, nicht oben"

Derweil schwingen die Stahlträger vorüber auf ihrem Weg in die Freiheit.
Die Aussicht ist grandios, der Blick fällt in eine Art Landschaftskuhle. Ein perfekt konkav geschwungenes Tal, frühlingsgrün und nicht abartig weit. Ich möchte wie Edgar Allen Poes Pendel des Todes über die Wiese schwingen, mit diesem leisen Hauch von Wucht und Geschwindigkeit in den Ohren, dabei Hummeln und Zitronenfaltern ausweichen um sie nicht übermäßig zu stören. Vielleicht könnte ich mein Pendelgeräusch auch eintauschen gegen ein sonores Hummelbrummen. Ich sehe den gegenüberliegenden Abhang des Tales, grasbewachsen, mit kaum wahrnehmbarer Riffelung durch die Kuhtritte. Der Blick strudelt sich zu einem Wirbel zusammen, kuschelt sich wohlig gurgelnd zu einem flirrenden Nest das sich perfekt in das Tal einschmiegt, nur unwesentlich kleiner.

Ich sehe meine Hände. Ich erahne meine Füße, die in meinen Schuhen stecken. Ich spüre den Wind, der um meinen Kopf weht. Das Blau des wolkenlosen Himmels und das satte Grün des Tales wollen sich nicht vermischen, an der Nahtstelle kommt es zu schwebenden Vibrationen, zu resonanzartigem, geradezu verbissenem Aneinanderschlagen das immer schneller wird und das ganze Panorama mit flirrenden, durchsichtigen Schlieren bedeckt. Und über allem das Gesumm einer Art örtlichen Vertretung dieser Perfektion, die mir jeden Tag ihre Fühler und Tentakel durch die Augen in das Gehirn und das Rückgrat hinab treibt.

"Gehen wir weiter?"

"Einen Moment noch, bitte"

Sie ist nicht hier. Sie ist woanders.




Sonntag, 8. April 2012

Dräuung




Ich lasse Brotkrumen fallen auf meinem Weg, doch sie sind so winzig, dass durch Quanteneffekte ihre Konturen im Rauschen der Umgebungsatome verschwimmen. A propos Rauschen:
In das Rauschen der Ausfallstraße eingewirkt die Gedanken der Autofahrer, wie Buchstaben einer fremden Sprache über den Lärmteppich hüpfend, dabei winzige Gischt produzierend. Muss man den Kosmos mit Informationen beschweren, wäre es nicht besser diesen Ballast einfach abzuwerfen? Droben dräuen die Informationswolken, unheilschwanger grau und zum Bersten prall, speckig glänzend. Doch ich vergaß, in meinem Erdloch einen Abfluss einzubauen. Fieberhaft und fast panisch grabe ich meine schrundigen und blutigen Finger in den Morast, schiebe den Auswurf nach draußen, wo Zombie und Engel ihn mir abnehmen und weitertransportieren. Wohin, weiß ich nicht, darüber haben wir nicht geredet. Im Grunde habe ich die beiden nicht mal angewiesen, mir beim Bau des Abflusses zu helfen, aber sie scheinen gemerkt zu haben, dass es mir irgendwie wichtig ist und prompt kamen sie angetorkelt als sie sahen wie ich den klumpigen Matsch aus meinem Loch hervorschob mit immer größerer Mühe. Denn der Haufen wurde immer größer und der Dreck rutschte fast genau so schnell wieder zu mir ins Loch wie ich ihn rausschob. Die Nagezähne schon sehr stattlich, die Vermullung bald abgeschlossen.