Sonntag, 15. April 2012

Ausflug



Frohlockendes Geseufze, blöde Jeans.

"Ich verliere es"

"Nein, du musst es am unteren Ende festhalten, nicht oben"

Derweil schwingen die Stahlträger vorüber auf ihrem Weg in die Freiheit.
Die Aussicht ist grandios, der Blick fällt in eine Art Landschaftskuhle. Ein perfekt konkav geschwungenes Tal, frühlingsgrün und nicht abartig weit. Ich möchte wie Edgar Allen Poes Pendel des Todes über die Wiese schwingen, mit diesem leisen Hauch von Wucht und Geschwindigkeit in den Ohren, dabei Hummeln und Zitronenfaltern ausweichen um sie nicht übermäßig zu stören. Vielleicht könnte ich mein Pendelgeräusch auch eintauschen gegen ein sonores Hummelbrummen. Ich sehe den gegenüberliegenden Abhang des Tales, grasbewachsen, mit kaum wahrnehmbarer Riffelung durch die Kuhtritte. Der Blick strudelt sich zu einem Wirbel zusammen, kuschelt sich wohlig gurgelnd zu einem flirrenden Nest das sich perfekt in das Tal einschmiegt, nur unwesentlich kleiner.

Ich sehe meine Hände. Ich erahne meine Füße, die in meinen Schuhen stecken. Ich spüre den Wind, der um meinen Kopf weht. Das Blau des wolkenlosen Himmels und das satte Grün des Tales wollen sich nicht vermischen, an der Nahtstelle kommt es zu schwebenden Vibrationen, zu resonanzartigem, geradezu verbissenem Aneinanderschlagen das immer schneller wird und das ganze Panorama mit flirrenden, durchsichtigen Schlieren bedeckt. Und über allem das Gesumm einer Art örtlichen Vertretung dieser Perfektion, die mir jeden Tag ihre Fühler und Tentakel durch die Augen in das Gehirn und das Rückgrat hinab treibt.

"Gehen wir weiter?"

"Einen Moment noch, bitte"

Sie ist nicht hier. Sie ist woanders.




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