Sonntag, 28. November 2010

Der Taschentempel

"Über dem ganzen Tag ein Firniss von Undenkbarkeiten. Es geht im Prinzip um die Verfolgung der Kontinuität. Auf der planen Oberseite ein Ausbreiten und Räkeln. Der riesige Abfluss jedoch verborgen im glänzenden Tempel der Zuversicht."

"Oh, hm... jetzt mal der Reihe nach. Wieviel nochmal soll das kosten?"

"Zwei Euro fuffzig. Es sei denn, Sie sind am Hintern tätowiert. Das mag ich nicht besonders"

"Was hat das denn damit zu tun?"

"Sie sind also am Hintern tätowiert?"

"Aber nein, ich mein´ ja nur"

"Ziehen Sie Ihren Rock herunter, ich muss das überprüfen"

Die Person dreht sich um, zieht ihren Rock bis unter die Gesäßbacken und sagt über die Schulter:

"Zufrieden?"

"Die Unterwäsche auch. Unter diesen Liebestötern kann sich ja das ganze Alte Testament als Bildergeschichte verbergen"

Die Person lässt ihren Rock los, der jedoch aufgrund seiner Elastizität nicht weiter nach unten rutscht, und pellt ihre Liebestöter bis unter ihre Hinterbacken.

"Glauben Sie mir jetzt endlich, dass ich kein Arschgeweih trage?"

"Ok, danke. Ich muss eben vorsichtig sein. Man kann nie wissen heutzutage"

Die Person bringt ihre Kleidung wieder in Ordnung und zählt dann zwei Euro fünfzig aus ihrer Geldbörse in die Münzschale, die auf dem nassen Pflaster steht. Die andere Person, die einen halben Meter hinter der Schale sitzt, neigt sich zur Seite, als ob sie sich eines Darmwindes entledigen müsste. Doch sie nestelt lediglich in der Gesäßtasche ihrer Hose, um endlich einen kleinen, metallenen Gegenstand hervorzuziehen.

"Bitteschön", sagt sie und reicht den Gegenstand nach oben, "Sie sind nun stolze Besitzerin eines multifunktionalen Taschentempels der dreizehnten Dynastie"


Die Person packt den Taschentempel in ihre Handtasche und schickt sich an zu gehen.

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