Montag, 20. September 2010

Klebriges Ende


Wenn man in der langsam Kraft gewinnenden Morgensonne sitzt und seinen Morgentee mit Honig genießt, dann ist natürlich auch die erste Wespe nicht weit. Um ihrem ermüdenden Unterfangen, so lange um das Honigglas herumzubrummen, bis sie eine Stelle zum Eindringen findet, ein Ende zu setzen, lasse ich einen kleinen Klecks Honig auf ein abgefallenes Pappelblatt triefen und lege es in einigem Abstand neben mich auf die Bank. Die Wespe fliegt hin, setzt sich auf das Blatt und saugt gierig am Honig. Ihr Hinterleib zuckt in ekstatischer Verzückung. Sie fliegt weg, und ich warte auf ihre Kameraden. Eine kommt angeflogen, aber die ist schon etwas irre, brummt taumelnd wie die Hand eines Dirigenten über dem Honigklecks hin und her, dann zu mir, um das Honigglas, ich verscheuche sie. Wieder zum Honigklecks, wieder ein paar Mal hin und her, dann platscht sie mitten in den Klecks hinein, beginnt zu saugen und zu zucken. Als sie merkt, dass sie über alle Pfoten im Modder steckt, wird sie etwas nervös und versucht zu starten, lange bevor sie satt ist. Sie schafft es, fliegt davon. Vermutlich hat sie noch ein paar Tage zu leben, ehe sie programmgemäß sterben wird. Ich fände es unheimlich bescheuert, meine letzten Tage mit klebrigen Extremitäten verbringen zu müssen. Ihre Vorderbeine kann sie ja ablecken, aber den Rest? Unangenehme Vorstellung.


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