„Als wir damals nach Bregenz gefahren sind...“
Fahren, um nicht da zu sein, wo man ist. Ich fuhr an den See, um nicht hier zu sein. Ich blieb, um nicht dort zu sein. Das Wasser glasklar, aber noch eisig. Licht, das bricht bis auf den metertiefen Grund, tänzelt dort unten über Kiesel und samtige grüne Algenkissen. Die Synapsen des großen Wesens kräuseln sich im Ansturm des Geplappers.
„Der hat ja nun endlich seinen Termin beim Meinerbach bekommen, aber....“
Ein Kubus puren Frühlingslichts hat sich auf die weite Rasenfläche niedergelassen, ächzt ein wenig wegen der weitläufig verteilten Korbsessel und Korbtischchen, die wie in trüben Weiten zu flimmern beginnen. Man möchte eintreten, Schuhe und Socken von den Füßen schleudern und sich auf das Gras legen, jedoch nicht im Schatten einer der Schirmakazien, denn es ist noch nicht Sommer und die Sonne längst noch nicht zu ihrer Topform aufgelaufen. Hängt noch relativ kraftlos oben in ihrem Thron.
Singlemänner, die auf Kies gehen und schauen. Männer ohne Frauen, aber mit regelmäßigem Einkommen. Ich sehe Schatten, wo gar keine sind. Ziehende Schatten, die flüchten über Beine und Seiten. Und über Schuhe und Steine.
„Ich lief barfuß über Steine und Dornen, aber das Blut war nicht von mir.“
„Das wundert mich nicht, da gingen schon viele Menschen lang.“
„Jetzt klebt fremdes Blut an meinen Füßen.“
„Wäre es dir lieber, es wäre dein eigenes?“
„Weiß nicht, Blut ist Blut.“
Pause. Auf der großen Piazza ist es plötzlich sehr still, kein Windhauch zaust die Platanen, die Menschen sind durchsichtig in ihrer Hast und ihrer Gleichgültigkeit. Fast sind sie schon verschwunden, aber das dauert noch ein wenig. Ein klein wenig nur. Aus den Fugen und Ritzen des groben Pflasters quillt nun hellrotes Blut, braune Ränder hinterlassend, wo es von der Frühlingssonne schon getrocknet wurde.
„Jedenfalls ist der Geruch von altem Blut gewöhnungsbedürftig, egal, ob es das eigene ist oder fremdes. Soll ich dir die Füße waschen?“
„Das könnte Dir so passen.“
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