Als alles vorbei war, konnte man die aufgerissenen Straßen und Gebäudeteile fast gänzlich mit Dämonenschädeln pflastern und flicken. Darauf fuhr es sich weniger holperig als auf dem gewohnten, seit alters her bewährten Kopfsteinpflaster; es fühlte sich angenehm gedämpft an, wie die Luftfederung in einer der ersten Göttinnen von Citroën. Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, es läge an den alten, bestialischen Dämonengedanken, die auf ewig in den Schädeldächern der Beelzebubs, Bobermotts und Schabsäger nachschwingen und alles Eukaryotische abstoßen würden.
Derweil die Sonne scheint, frühlingshaft hart, und die braunen marmorierten Schädel zum Glitzern bringt. Eine steife, kühle Brise häuft Sand an in den Fugen, oder ist es Dämonenstaub? Die Folgen des Einatmens dieses Staubes sind noch nicht erforscht. Drohen etwa Folgeschäden wie Asbestose, Staub- oder Raucherlunge? Wir haben sie besiegt, mit mehr Glück als Verstand, zugegeben, aber sterben nun an Dämonenstaub?
"Mach´ Dir nicht so viele Gedanken", sagt der Torwächter in väterlichem Ton, "Dämonenstaub ist völlig ungefährlich, solange man ihn nicht bei Vollmond einatmet."
"Wie lange vor und nach Vollmond darf man ihn denn nicht einatmen?"
"Na ja, in der Nacht des Vollmondes, da soll man eben keinen Dämonenstaub einatmen."
"Aber `Vollmond´ ist ein auf die Sekunde genau berechenbarer Zeitpunkt. Er tritt ein, wenn die Ebene, die von den drei Punkten Sonne, Erde und Mond definiert wird, genau senkrecht auf der Ekliptik steht und die Erde sich zwischen Mond und Sonne befindet. Dieser Zeitpunkt kann auch mitten am Tag sein. Welches ist dann die Vollmondnacht? Die vorhergehende oder die darauf folgende?"
"Hm...na ja...also ich würde sagen, die Vollmondnacht ist die Nacht, die näher am astronomischen Zeitpunkt des Vollmondes dran ist! Ja, genau, so ist das!"
"Aber wann beginnt und endet eine Nacht? Schließlich gibt es eine bürgerliche, eine nautische und eine astronomische Dämmerung."
"Klugscheißer."
Ich verlasse den Torwächter und denke an die Welt, wie sie war, bevor sich Staub aus den Exoskeletten von Dämonen in den Straßen anhäufte. Als es noch Kopfsteinpflaster gab, so hart und unbarmherzig, dass es einem beim Fahrrad fahren nach hundert Metern die Handgelenke zerschlagen hat. Ich ziehe eine Line; mit einer längst abgelaufenen Kreditkarte der verkommenen Barclays Bank hacke ich die gröberen Dämonensplitter fein. Nasenfein.
3 Kommentare:
Käme der Kampf der Mondlichter gegen die "Unpoesie" (Novalis) mal in Buchform, ich wäre der erste, der's kauft.
Das wäre gar nicht so einfach, denn mit ähnlichem Begehr sind auch schon zwei andere potentielle Erstkunden an mich herangetreten. Wenn das so weitergeht, werde ich diese kleinen Scharmützel aus dem Hinterhalt gegen die Unpoesie doch noch auf ein richtiges Schlachtfeld in Buchform verlegen müssen. Dann werden keine Gefangenen gemacht!
Ah, see? Ich bin Teil einer Bewegung! Nehme Er sich unser Begehr zu Herzen. :)
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