Montag, 22. September 2008

Sonntag


Zuerst das Wetter:

Die Lufttemperatur beträgt lediglich 14°C. Doch der Himmel ist fast wolkenlos. Kleine Cumuluswolken treiben wie Wattebäusche vorüber. Ganz selten nur wird eine vor die Sonne geweht, das ist dann ein Gefühl wie wenn man einen Gefrierschrank öffnet.

Im Sonnenschein, an einem windgeschützten Plätzchen, wie ich es hier mein eigen nenne, ist es hingegen so warm, dass ich mein Hemd ablegen musste und ich nun vor den vorbeiziehenden Spaziergängern den Proll im Unterhemd gebe. Aber es kommt kaum jemand vorbei.

Trotz der legeren Bekleidung bildet sich Schweiß in meinen Achselhöhlen. Da ich aber frisch geduscht bin, riecht er noch nicht, obwohl ich heute kein Deodorant benutzte. Sonntags benutze ich eigentlich nie Deodorant.

Der Wind weht und rauscht in den Bäumen. Manchmal frischt er dermaßen auf, dass die Pappel fast unheimlich wird in ihrem Tosen.

Die Raumblase:

Um mich her eine Raumverdichtung, welche die irrsinnigsten Eindrücke hervorruft. Was ist dahinter? Bis wohin erstreckt sie sich? Sieht es in anderen Blasen ähnlich aus? Das Ohr liefert Rauschen, Brausen, Rascheln, entferntes Motorengebrumm, das Plumpsen fallener Äpfel. Das Auge liefert Licht, gleissendes Licht, und Schlagschatten, die immer länger werden. Am Abend wird die Sonne waagerecht scheinen, die Schatten werden mild und ruhig über Straßen und Tische wandern.

Die unbestrumpfte Haut meiner Fußsohlen und meiner Zehen liefert Wärme und das rauhe Empfinden eines uralten, ungehobelten, von der Sonne angeknisterten Brettes.

Meine Finger liefern das Gefühl eines Stiftes und von Papier.

Der Geist in der Blase:

Mein Denken fügt sich ungewollt, unbeabsichtigt in den Raum, der mich umgibt. Möchte ich hinausdenken, so muß ich Löcher schlagen wie ein Küken, das aus seinem Ei hervorbricht.

Draußen die Sphäre der anderen. Nicht ihrer Gedanken, nein. Es ist die Sphäre ihrer Wesen, ihrer Reflexionen. Ihrer Orte, welche sie für sich auserkoren haben. Die Kunst ist das Hinausdenken, ohne auf die Gegenwart anderer zu stossen.

Wobei es natürlich auch `andere´ gibt, denen man sich verbunden fühlt. Teils durch erotische Bande tatsächlicher oder auch nur hypothetischer Natur, teils aus reiner Sympathie.


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