Mittwoch, 28. Oktober 2009

Mottenkiste (1993)

CODE XX/93/0

Der Geruch angefaulter Weisheiten ist unverkennbar.
Das Verfahren der animalischen Reduktion ist noch nicht
sehr erprobt. Es fehlt an geeignetem Personal.
Die Theorie banal, wie meine Gedanken. Bodenhaftung null;
die Fernsicht beträgt nicht mehr als zwei Sätze.
Die Spar-Gefühle reichen nicht weit und sind kaum als
solche zu erkennen. Die Gedichte haben sich in Stick-
stoff aufgelöst, der Stahl in den Gehirnen scharf und
sengend. Wo ist die Realität? Ein Stück nur,
und wenn es mein Tod ist.
Ich bilde Sätze ohne mich darum zu kümmern was aus
ihnen wird wenn sie einmal erwachsen sind und hilflos
ihren Trieben anheimfallen ohne die geringste Chance
einer dauerhaften Anstellung oder einer würdevollen
Beerdigung denn die Särge sind voller Wasser
und dem Untergang geweiht.
Meine Versuche, den Geruch der Welt von meiner Haut
zu kratzen enden in säuischen Blutorgien.
Immerzu denke ich an mein Gehirn.
Gehirn. Gehirn. Gehirn. Das hört sich irgendwie
hirnig an: Gehirn. Wie Masse. Gallertartige, grau-braune
Masse; Heimstatt meiner Gedanken.
Leuchten die Solarmenschen bei Nacht?

1 Kommentar:

Linnea hat gesagt…

"Meine Versuche, den Geruch der Welt von meiner Haut
zu kratzen enden in säuischen Blutorgien.
Immerzu denke ich an mein Gehirn."

Mein Lieblingsabschnitt. Schönes Posting..