Mittwoch, 12. Juni 2013

Gehversuch



Die Nacht war leise, fast lautlos. Das einzige Geräusch war das fast flatternde Lodern der Flammen. Der Wind schlug wie mit einer Riesenfaust das kleine Feuer mal in diese Richtung, dann wieder in die andere. Doch die kleine Sandkuhle, in der Namensuchmann es entfacht hatte, bot genügend Schutz sodass es nicht erlosch. Der weiße Sand leuchtete matt im Sternenlicht, doch ob Wüste oder Strand, das wusste Namensuchmann zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Am Himmel, nahe des Ochsentreibers, war der kleine gleissende Punkt der fernen Erde zu erkennen. 
Namensuchmann starrte in die Flammen und spürte ihre Wärme an seinen nackten Füßen. Der Wind war kühl und roch nach Zeit, die zu lange an einer rauhen Stelle der Gegenwart hängengeblieben war. Wenn die Sterne vor ihrem nachtschwarzen Hintergrund zu tanzen begangen schaute er auf und versuchte, den Kurs des vorbeifliegenden Schiffes zu erahnen. Sie waren durchsichtig, die Schiffe der Aliens, man sah sie nur, wenn man nicht direkt hinsah, sondern knapp daran vorbei. Wieder eines, lautlos, und es flog in Richtung Erde. Namensuchmann zog seine Jacke enger um sich und grub seine Zehen etwas weiter in den warmen Sand. In der Kühltasche war noch Bier, abgefüllt in richtigen Flaschen aus braunem Glas. Namensuchmann öffnete den Kronkorken und schnippte ihn über den Rand der Sandfläche, wo er in einem hohen, aufsteigenden Bogen ausser Sicht taumelte. Er prostete dem kleiner werdenden Alienschiff hinterher und leerte die Flasche fast mit einem Zug.

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