Mittwoch, 9. November 2016

Der kluge Hausmann weiß Rat.


Frage: Kluger Hausmann, ich möchte mir so viele Dinge sagen, doch was ich sage ist kaum zu hören, und ich verstehe so gut wie nichts. Nur manchmal glaube ich Namen herauszuhören, von Menschen oder Orten; wo ich gewesen bin, oder womöglich sein sollte. Dabei ist mein Gehör eigentlich noch tadellos. Woran könnte das liegen?

Kluger Hausmann: Hm, eine sehr ungewöhnliche Frage. Den meisten Menschen ist es nämlich herzlich egal, was sie zu sich selbst sagen. Ja, viele sind sogar froh, dass sie ihr eigenes Gesülze nicht verstehen. Warum interessierst du dich dafür?

...: Na hör mal, Kluger Hausmann, das ist doch wichtig! Wie sollte ich abends sonst wissen, was ich tagsüber erlebt habe? Und, vor allem, was ich morgen tun sollte? Und wenn ich mir selbst nicht zuhöre, wer denn sonst?

Kluger Hausmann: Das ist natürlich ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist. Und es spielt ja auch keine Rolle, aus welchen Gründen du verstehen willst, was du zu dir selbst sagst. Tatsächlich habe ich bereits eine Vermutung, woran es liegen könnte.

...: Wirklich? Das ist ja toll, was ist der Grund?

Kluger Hausmann: Hast du schon einmal darauf geachtet, ob die Verstehbarkeit deiner eigenen Worte in irgendeiner Weise von deiner räumlichen Orientierung abhängt?

...: Ich kann mich eigentlich nie so richtig gut verstehen, egal ob ich sitze oder stehe.

Kluger Hausmann: Nein, ich meine, gibt es Unterschiede in der Klarheit deiner Worte in Abhängigkeit von der Himmelsrichtung, in die du sprichst?

...: Achso...hm...nicht dass ich wüsste, darauf habe ich noch nie geachtet. Allerdings....

Kluger Hausmann: Ja?

...: Einmal war Jahrmarkt, und ich fuhr auf einem dieser alten Pferdekarusselle. Da fiel mir auf, dass ich immer an derselben Stelle einige meiner Worte glasklar verstehen konnte. Durch die großen Lücken während der Umdrehungen ergaben sie leider keinen Sinn für mich. Es schien sich aber um eine dringende Anweisung oder ein wichtiges Vorhaben zu handeln.

Kluger Hausmann: Wie ich gedacht habe. Hast du schon einmal vom Großen Attraktor gehört?

...: Was hat George Clooney damit zu tun?

Kluger Hausmann: Eigentlich nichts. Es geht vielmehr um eine Gravitationsanomalie kosmischen Ausmaßes. Unsere Sonne ist einer von zweihundert milliarden Sternen unserer Galaxie, genannt Milchstraße. Unsere Milchstraße ist Teil der sogenannten Lokalen Gruppe, zu der auch die Andromeda-Galaxie und einige hundert Zwerggalaxien gehören. Die Lokale Gruppe ist ein Teil des Virgo-Haufens, der wiederum nur ein kleiner Teil des Virgo-Superhaufens ist. Und dieser Virgo-Superhaufen ist Bestandteil des noch größeren Laniakea-Super-Clusters. Und die ganze Chose wird vom sogenannten "Großen Attraktor" angezogen. Leider können die Astronomen diesen Attraktor nicht beobachten, da er sich, anders als George Clooney, ausgerechnet hinter unserer eigenen Milchstraße versteckt. Wir müssten durch die Milchstraßenebene hindurchschauen können, um ihn zu erforschen, was, jedenfalls im Moment, aber noch nicht möglich ist.

...: Und deshalb kann ich nicht hören, was ich mir sage?

Kluger Hausmann: Gemach. Es ist doch nur allzu logisch, dass ein Attraktor, der tausende von Galaxien mit ingesamt Billionen von Sternen anziehen kann, mit Worten und Gedanken noch viel schlimmer umspringt. Kaum gedacht, kaum gesprochen, werden sie einem quasi von den Lippen gerissen und ins Unendliche gesogen.

...: Das ist ja furchtbar. Aber was kann ich dagegen tun?

Kluger Hausmann: Wie ich bereits andeutete, kommt es auf die räumliche Orientierung an. Wenn du dich genauestens mit dem Hinterkopf zu diesem Attraktor positionierst, dann verlassen deine Worte zwar kurzfristig deine Lippen, werden vom Attraktor aber sofort wieder eingefangen und bewegen sich dann rückwärts wieder auf dein Gesicht zu, rasen durch deinen Kopf, treten am Hinterkopf wieder aus und begeben sich dann auf ihre Reise durch den Kosmos hin zum Attraktor, wo sie nach etwa dreihundert Millionen Jahren eintreffen. Während sie vom Attraktor durch deinen Kopf gesogen werden, kannst du deine Worte klar und deutlich hören. Aber dafür musst du, wie ich schon sagte, mit dem Gesicht in die genau entgegengesetzte Richtung schauen.

...: Jetzt verstehe ich. Wie wenn man gegen den Sturm spuckt, dann landet die Soße auch wieder im eigenen Gesicht.

Kluger Hausmann: Stimmt genau. 

...: Aber woher weiß ich, wo sich dieser Attraktor befindet?

Kluger Hausmann: Das ist einfach. Er befindet sich in Richtung des Sternbildes Skorpion, und wo sich das befindet, das sagt dir eine App wie z.B. "Heavens-above".

...: Vielen Dank, Kluger Hausmann, du hast mir sehr geholfen!

 

5 Kommentare:

Alessa hat gesagt…

Ich bewundere die Weisheit des klugen Hausmanns zwar sehr, aber in Sachen Society und Celebrities ist er nicht mehr so ganz up-to-date. Jedenfalls würde ich Mr. Clooney nicht mehr als Vergleich für den großen Attraktor heranziehen. Mr. Clooney ist mittlerweile (dem Anschein nach recht glücklich mit einer klugen und schönen Frau) verheiratet und steht somit der übrigen Frauenwelt nicht mehr zur Verfügung *seufz*

Moves hat gesagt…


Jetzt bin ich aber neugierig, welches andere männliche Geschöpf du an Clooneys Stelle als "Großen Attraktor" bezeichnen würdest?

Frau Schäufele hat gesagt…

"Gemach..." dieses Wort finde ich schon immer sehr schön !

Alessa hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Alessa hat gesagt…

Nun, da musste ich zunächst überlegen... ich hätte ja Mr. Daniel-der-schönste-James-Bond-ever-Craig vorgeschlagen *schmacht*, aber der war und ist auch schon (mehrfach) verheiratet.