Frau
geht über die Straße.
Mann
schaut ihr nach.
Mann
geht über die Straße.
Frau
schaut ihm nach.
Mann
und Frau.
Blutbadende
Namensuchmann
tippte sich versonnen mit dem Radiergummi seines Feinminenbleistifts
an die Oberlippe. Für ein Haiku war das Ding zu lang.
Und für einen Liebesroman etwas zu kurz. Was es brauchte, war eine
kleine Nebenhandlung, die sich spielerisch um das eigentliche Drama
herumwand und dem Plot im entscheidenden Moment eine unerwartete
Wendung verpasste. Oder auch nicht. Bloß nicht verzetteln.
Der
Ober kam an das Tischchen und brachte Namensuchmann eine neue Tasse
dampfenden Kaffees. Als er sie abgestellt und stattdessen die alte
Tasse auf sein kleines silbernes Tablett aufgeladen hatte, beugte er
sich elegant gespannt, wie ein elastisches Winkemännchen, über
Namensuchmanns Schreibblock.
„Hm,
gefällt mir. Ich würde aber noch etwas an der Charakterbildung
arbeiten.“
Namensuchmann
hob seinen Blick nicht zum Ober, sondern beugte sich nach vorne und
trommelte mit dem Bleistiftradiergummi auf den Block.
„Eigentlich
ist er fertig.“
„Er?“,
fragte der Ober.
„Ja“,
sagte Namensuchmann verwundert, „der Roman. Er.“
„Achso“,
rief der Ober, „ich mag Romane lieber, wenn sie etwas länger
sind.“
Nun
schaute Namensuchmann doch noch zu ihm auf. Neben seinem unbequemen Bistrostuhl, immer noch das
kleine Tablett mit der leeren Tasse in der einen Hand, die andere
lässig auf der Stuhllehne geparkt, stand Zombie. Und oben, auf
seiner Schulter, saß sein Engel und besorgte das Reden in
Obersprache. Namensuchmann bemerkte leicht indigniert, dass der Engel
knapp davor war, loszuprusten. Glücklicherweise war der Zombie von
oben bis unten recht stramm in Frischhaltefolie eingewickelt, was ihn
fast wie eine Mumie erscheinen ließ. Das machte der Engel immer,
wenn sie unter Leute gingen, wegen des Gestanks.
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