Dienstag, 5. März 2019

Wind, Sand und ein Glas Bier



Mein Haus mein Haus
hat schräge alte Mauern
doch sie stehen stark und dick
aus alter Zeit

Heere zogen in den Krieg
durch mein Haus
durch mein Haus

Die Mauern hielten und schwiegen
und schwankten nie während
ich schlief und ruhte
und träumte in den Mauern

Namensuchmann fühlte den vom vergangenen Tag noch warmen Sand unter seinem nackten Hintern. Die Nacht war sternenklar und mild.

Oben trieb der Engel rücklings schwebend durch die Stratosphäre. Mit seinem guten Fernglas konnte Namensuchmann sehen, dass der Engel ein großes Glas Bier auf seiner Brust balancierte. Wo war die Flasche dazu? Oder der Zapfhahn? Und wieso konnte Namensuchmann von unten auf die Engelsbrust sehen? War der Engel in Wahrheit ein Neutronenstern, dessen gesamte Oberfläche aufgrund der Raumkrümmung fast komplett zu sehen ist, auch wenn man sich nicht um ihn herumbewegt? Das hielt Namensuchmann für einigermaßen unwahrscheinlich, dafür war er schon zu oft nur auf Armeslänge von dem Engel entfernt gewesen ohne von dessen Schwerkraft eingesaugt zu werden. Es musste eine andere Erklärung geben.
Derweil Zombie oben in der Umlaufbahn seine Runden drehte, immer noch sanft von der längst untergegangenen Sonne angestrahlt. Sein marsrotes Glühen stand dabei in schönem Kontrast zur weißblau strahlenden ISS, die ihm immer noch um einige Bogengrad vorausflog. Aber er holte auf.

Nein Nein Nein. Eine knusprige Schale aus degeneriertem Elektronengas? Fuck off, bloody creepy Neutronensterne, man kann alles übertreiben!

Mein Haus mein Haus
mit seinen schrägen alten Mauern
steht wie ein fauler Zahn
auf dem Berg Bingotzdameh.

Ich verstecke mich im Gebälk,
derweil unten riesige Heere
durchziehen in den Krieg.

Das Haus vibriert fast unmerklich
im Wutdunst und der Panik
der Soldaten.

Angst, zu fallen zu fallen zu fallen


Mein Haus mein Haus
mit dicken schiefen Mauern
auf Fundamenten die einst
ganze Himmel trugen

Die Himmel sind vergangen
die Mauern geblieben
ich zog ein und zimmerte
ein Dach aus Holz und Licht

Droben schweb ich nun im Stillen
während unten die Heere durchziehen
in ferne Kriege durch mein Haus
durch mein Haus

Lanzen und Gewehre
Bogen und Raketen
ein Rasseln wie ein krankes Herz
durch mein Haus

Durch mein Haus
weht Sternenlicht wie Sumpfnebel
ich knüpfe und nähe mein Segel
aus Staubfahnen und Träumen


Mein Haus mein Haus
mit Mauern dick wie Zyklopenbeine

Namensuchmann platzte der Kragen:

ICH SCHEISSE AUF DEINE HÜTTE EINEN RIESENHAUFEN, WENN DU JETZT NICHT MAL FÜR FÜNF MINUTEN DIE KLAPPE HÄLTST!“

Stille. Der Nachtwind wehte kleine Sanddünen um Namensuchmanns nackten Hintern. Die Marschlieder, das monotone Dröhnen der Kampfstiefel und das Klappern der Rüstungen waren verklungen. Er sank nach hinten und legte sich lang in den Sand. Oben trieben seine Freunde.


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