Samstag, 1. August 2009

Zu spät


Mist, zu spät!

Ursprünglich wollte ich Ende Juli noch etwas posten, ganz egal was, nur um auf 24 Monatsposts zu kommen. Das wäre neuer Rekord für mich gewesen.

Vorbei.

Mir fiel nichts ein, und es ist auch nichts weltbewegendes vorgefallen. Kurz überlegte ich sogar, über die Mücke zu schreiben, die ich getötet hatte. Normalerweise töte ich nur Stechmücken, die man hier Schnaken nennt, aber das mit Hingabe und jedesmal mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung. Doch neulich tötete ich eine harmlose kleine Mücke, eines dieser stecknadelkopfgroßen Dinger, die man oft an angefaultem oder angeschnittenem Obst findet.

Es war ein Versehen!

Schuld war mein Besuch, bzw. der Benutzer meiner Toilette. Er hatte es versäumt, die Toilettenbürste ordnungsgemäß zu benutzen. Als ich einige Zeit nach ihm das Bad aufsuchte, war ich nicht amüsiert, denn meine Toilettenschüssel ist normalerweise so ziemlich das sauberste Utensil in meinem Haushalt.

Normalerweise! Wenn kein fremder Toilettenbenutzer da war, der nicht in den Gebrauch einer Toilettenbürste eingeweiht ist.

Ich griff also zum Badreiniger und und streute eine brauchbare Dosis weißes Pulver in die Schüssel. Dann nahm ich die Bürste, welche eine der Sorte ist mit Sekundärbürste für unter den Rand, zur Hand und begann, den Ort des Verdrusses mit energischen Auf- und Abbewegungen zu säubern. Zur Abwechslung führte ich auch weite, kreisende Bewegungen im oberen Bereich des Schüsselinneren aus, als plötzlich besagte Mücke aufflog. Sie muss sich unterhalb des Toilettenrandes aufgehalten haben und hatte nun sichtlich Mühe, an Höhe zu gewinnen. In meinem Putzeifer sah ich mich jedoch außerstande, in meinem Tun innezuhalten, oder auch nur langsamer und vorsichtiger zu putzen.
"Diese Mücke kann problemlos entkommen", redete ich mir ein.
Die Bürste kreiste so schnell in der Schüssel, daß mir fast schwindeltig wurde von dem flirrenden und verschwimmenden Anblick. Ich glitt gerade hinüber in einen geradezu ekstatischen Rauschzustand, als es passierte: die Mücke, vermutlich ebenfalls etwas benommen, verlor dramatisch an Höhe, geriet unter die Bürste und war fortan nur noch ein schwarzer Schönheitsfleck auf der mit weißem Schaum benetzten Keramik. Die Kreisgeschwindigkeit der Bürste verlangsamte sich merklich, denn der Schrecken war mir in Arm und Glieder gefahren. Mit jeder vollendeten Bürstenrunde wanderte der schwarze Punkt ein paar Zentimeter weiter, doch dann kam er vorwurfsvoll lauernd zur Ruhe. Schuldbewusst stellte ich die Bürste in den Halter zurück und betätigte die Spülung. Die Toilettenschüssel strahlte wieder makellos weiß, doch die Welt war um ein Mückenleben ärmer!

1 Kommentar:

Linnea hat gesagt…

Ich stelle mir seit Tagen dies als meinen Tod vor. Ich weiß immer noch nicht, ob es schaurig oder schön ist. Eben saß man noch unter dem Rand von etwas, was man für eine riesige Halfpipe hielt und im nächsten Moment wird man von einem borstigen Ungetüm zerbürstet.