Samstag, 10. September 2011

Hab Sonne im Herzen



Dieses All ist mein All.
Es ist durchzogen von lichtjahrdicken Ekelstreben,
manchmal spürt man sie
über den blauen Himmel ziehen.


4 Kommentare:

c17h19no3 hat gesagt…

besorgen sie sich eine matratze für die ekelstreben. dann fällt der blick weicher.
ich hab ja rücken und daher auch ne heizdecke. gegen kalte blicke.
und ein fatima-auge. gegen die bösen blicke.
eigentlich dürfte mir nichts mehr passieren.
eigentlich.

Moves hat gesagt…

Heute am See gesessen, übers Wassser geschaut, alles blau, auch der Himmel, fern gegenüber ein Schloss am Ufer, von der Abendsonne bestrahlt. Mitten runter, quasi auf dem Wasser stehend, gläsern fast und kaum zu sehen, mehr zu spüren, eine Ekelstrebe fast so breit wie der See, darunter die Erde aufgespießt wie ein Stück Gulasch auf dem Gyros. Ja, eine Matratze wäre angenehm gewesen, doch mangels Begleitung wäre sie wohl nur stille Mahnung gewesen, was sein könnte; und das zehrt und zerrt! Meine Füße aber waren nicht kalt. Das sind sie nämlich für gewöhnlich. Niedriger Blutdruck in der Familie, ans zombiehafte am Morgen gewöhnt man sich. Hauptsache, man knurrt und sabbert sich nicht an. Jedenfalls, bevor ich es vergesse, wegen der kalten Füße besitze ich eine elektrische Fußmatte. Von meiner Mutter geerbt, sie stellte sie vor die Lehne ihres Fernseh- und sowieso-immer-drinsitz-Sessels, ihren Rücken zu wärmen, der auch schon mal rumzickte, allerdings war sie da schon fast siebzig. Jetzt schmurgle ich meine Fußsohlen darauf, im Winter sogar mit Flauschdecke darüber.
Gegen die bösen Blicke fahre ich eine andere Taktik. Die Taktik der Unsichtbarkeit. Keine ruckartigen Bewegungen, gleichmäßiges Gehen, nichts verändern, keine Spuren hinterlassen, nicht stinken. Am besten auch keine Luft verdrängen, keinen Raum beanspruchen, sondern Raum sein! Und ab und zu, eigentlich so oft es geht, in wohligen Blicken baden. Die gibt’s auch! Sind aber selten. Vor allem, wenn man fast durchsichtig ist.
Ihrem Rücken wünsche ich alles Gute. Habe jetzt das spontane Bedürfnis, meine Hand darauf zu legen und ihm etwas Mut zuzusprechen. Gute Besserung!

c17h19no3 hat gesagt…

wo ist denn ihr see? ich will mir das vorstellen können... wenn mir eine ekelstrebe begegnet vielleicht ist da dann ja bei ihnen schon drübergezogen wie eine unaufregende gewitterwolke.

nein, unsichtbar werden ist kein weg für mich. in hh ist man eh unsichtbar, per se, wenn man nicht porsche fährt oder eine botoxfresse hat oder ein millionenteueres totes tier über den schulter hängen trägt.

mein rücken ist gerade grün und blau von der gestrigen behandlung. daher bitte nur ganz sanfte berührungen. also berührungen quasi ohne anfassen, bei denen es einem nur elektrisch hinterm auge juckt. für das grobe hab ich ja meinen physiomenschen. ;)

Moves hat gesagt…

Sie kennen die auch, diese elektrischen Entladungen direkt hinter den Augen, obwohl man die Lider geschlossen hat? Die die Sehnerven vibrieren lassen und daran entlang dann ins Hirn flitzen, um es von innen aufleuchten zu lassen, ehe sie dann wetterleuchtend und stroboskopend das Rückenmark hinunterblitzen? Übrigens eines der wenigen probaten Mittel gegen Ekelstreben. Das mögen sie nicht. Trotz ihrer absurden Ausdehnungen spüren sie dieses Augenbritzeln schon von weitem und machen dann einen Riesenbogen. Sausen, wie ein göttlicher Riesenfinger über eine Landkarte fährt, über See und Berge von dannen und suchen andere heim. Die Erde ruckelt dann noch etwas nach ob der plötzlichen Entlastung, setzt ansonsten aber ihren Weg um die Sonne fort.

Selbstverständlich schließen sich elektrisches Augenkitzeln und Grobheit gegenseitig kategorisch aus. Ich hätte keinerlei Ehrgeiz, Ihrem Physiotherapeuten ins Handwerk zu pfuschen. Ich dachte eher an einen Handdruck, der gerade ausreichend ist, um die natürliche Fingerkrümmung, die ja jeder Hand zu eigen ist, zu überwinden, sodass die Berührungsfläche mit ihrem Rücken maximal wäre. Dann würde er mich sicher am besten verstehen, wenn ich ihm sagte, dass alles gut wird und dass er sich keinerlei Sorgen mehr zu machen braucht.

Eine kleine Komplikation entstünde allerdings, falls Sie diesen feinen Flaum haben im Nacken und zwischen den Schulterblättern. Den man am besten sieht bei sehr schräg einfallendem Gegenlicht, wie man es abends auch in hochgelegenen Ausflugcafés mit großen Fenstern nach Westen erleben kann, wenn ein Stück Würfelzucker einen Schatten wirft so lang wie der Tisch selbst.
Diesen Flaum müsste ich dann unbedingt zuerst austesten: verfügt er über wahrnehmbare Strichrichtungen, weisen diese symmetrisch zur Wirbelsäule, ist eine Linie zu erkennen, wo die verschiedenen Richtungen aufeinandertreffen? Kann man mit den Fingerspitzen durch den Flaum fahren, ohne die Haut zu berühren? Wenn ja, wie weit? (alles über 4 Zentimeter ist bemerkenswert)

Mein See ist der Bodensee. Zufällig hatte ich meine Kamera dabei, doch leider hat sie nur einen bescheidenen Zoom. So ist das Schloss derer zu Montfort kaum zu erkennen. Es befindet sich ganz an der Spitze der Landzunge, die sich von links in den See schiebt. Die Ekelstrebe erstreckt sich fast über die ganze Distanz bis zum Schloss, erkennbar an den Reflexen unten und rechts hinten. Hätte ich noch ein paar Sekunden gewartet mit dem Foto, wäre zu erkennen, wie sich die Möwe, die von links oben in das Bild segelt, im Fluge erbrochen hat als sie unvorsichtigerweise in die Strebe eingeflogen ist.