Neben mir ein Korb mit verbrauchten Tagen. Sie sehen verschrumpelt und unscheinbar aus, wurden sie etwa falsch gelagert? Wo gingst du hin, nachdem ich dich berührt hatte? Du liesest dein Lächeln zurück, sagtest, du brauchst es nicht, dort, wo du hingehst. Ich spüre dein Lächeln, ich spüre den Wind, ich spüre die Sonne.
Bin ich denn nicht würdig, in Frieden zu sterben? Muss es Krieg und Gräuel geben?
All die Bilder, die ich nicht malte, sie hängen dicht an dicht zu meiner Linken. Zu meiner Rechten die Fenster zeigen hinaus auf den Platz, kleine Schatten tanzen herein, springen und hüpfen über meine Füße und hinauf zu den Bildern. Ich trete an das Glas, ohne Gedanken an meine Nacktheit, und fühle die Beschleunigung. Zuvor unsichtbare Sterne fangen an, zu fallen. Fallen immer schneller, werden zu Strichen und Linien. Ich knie und möchte beten. Das Licht nimmt ab, Dämmerung senkt sich hernieder. Oder komme ich zur Dämmerung? Die Worte scheinen kein Ende zu nehmen, dunkle Energie bläst sie zu monströsen Formen.
"Nein", sagte das Gespenst, "ich spuke nur an Himmelfahrt. Heute zitiere ich Rilke."
Der Sachbearbeiter hatte sich seit zwei Stunden nicht mehr bewegt. Seit einer Stunde las ich in meinem alten SiFi-Roman, zum wiederholen Male. Doch seit die metallisch glänzende Schmeißfliege durch das offene Fenster hereingesummt war, konnte ich mich nicht mehr auf die Worte und Sätze konzentrieren. Ich klemmte also das Lesezeichen, eine Bistrorechnung, zwischen die Seiten, schloss das Buch und packte es in meinen Rucksack. Endlich fand die Schmeißfliege einen Landeplatz. Sie setzte sich in das offene Auge des Sachbearbeiters, aus ihrem Hintern ploppten unhörbar winzige Eier.
"Na dann", sagte ich, stand auf, nahm meinen Rucksack und ging hinaus. Es war Himmelfahrt und die Schwerkraft ließ schon langsam nach.
Die Wärme im Gesicht tut gut. Die Sonne ist schon eine feine Sache.
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