Sonntag, 13. Dezember 2009

Dezembermoosung



Drei Grad unter Null, dazu eine frische, böige Brise aus Nordost. "Oberluft", nannte man das früher, diesen trockenen, eisigen Wind aus den russischen Weiten.
Ich freute mich aufs Laufen. Aber bloß nicht zu dick anziehen. Das körpereigene Heizkraftwerk möchte etwas zu tun haben.
Spaziergänger waren rar. Ich zog die Ärmel meiner Laufjacke nach vorn über meine Hände. Handschuhe sind ebenso wie dicke Socken überflüssig. Spätestens nach drei Kilometern glüht jegliche Extremität. Heute dauerte es etwas länger. Ich hatte eisige Finger. Doch rechtzeitig bevor ich meine Moosungstelle erreichte wurden sie warm, als hätte man einen Schalter umgelegt. Die einsame Hügelkuppe war eiswindumtost, doch mir war nicht kalt, im Gegenteil, trotz der dünnen Laufkleidung war mir schon wohlig warm geworden. Ich ging trotzdem über das kurze, braune Gras zur windabgewandten Seite, ohnehin meine Lieblingsstelle, zum Bergahorn. Das Moos unter seinen kahlen Ästen war kalt, aber trocken, also ein guter Isolator. Ich legte mich der Länge nach hin. Ich schaute nach oben, durch die Äste in den niedrigen, grauen Himmel. Das Moos hielt Winterruhe, nichts war zu vernehmen ausser einem leisen, fernen Rhythmus, fast eine Melodie. Der Ostwind brauste durch die Baumkrone, es war friedvoll und kalt.



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