..............................................und andere Lumineszenzen..............................................
Sonntag, 29. August 2010
Donnerstag, 26. August 2010
Wenn´s regnet (III)
Der Bentley fegte so schnell durch die unsichtbaren Kurven, dass Namensuchmann bisweilen fürchtete, ein nächtliches Opfer der Fliehkräfte zu werden. Er war froh, dass es genau vor ihm einen Haltegriff am Armaturenbrett gab. Am liebsten hätte er sich mit beiden Händen daran festgeklammert, doch seltsamerweise war ihm die Vorstellung unangenehm, der Fahrer könnte ihn womöglich für ängstlich halten. Also hielt er sich nur lässig mit seiner Linken an dem Griff fest, während er mit seiner Rechten verstohlen das Aufnahmegerät in seiner Wachsjackentasche etwas verschob, damit es seiner Aufgabe besser nachkommen konnte. Ob hinterher überhaupt etwas Brauchbares im Speicher sein würde, war natürlich mehr als fraglich. Aber das würde er noch herausfinden.
"Hinterher", dachte er dann plötzlich. Hinter was? Er wusste ja noch nicht einmal, wo und wann diese Höllenfahrt überhaupt einmal enden würde. Er schaute sich das Armaturenbrett genauer an. Es gab eine handvoll größere und kleinere, teilweise beleuchtete Anzeigen. Manche waren rund wie alte Uhren, andere hingegen schienen dem Experimentierkasten eines Atmosphären- oder Fluidphysikers entnommen. Senkrecht montierte Metallröhren mit schmalen Sichtfenstern, hinter denen eine bläulich leuchtende Flüssigkeit sich träge senkte und hob. Manchmal klopfte der Fahrer gegen eines der schmalen Sichtfenster, um danach an einer Art Ventil am oberen Ende der Röhre zu drehen. Namensuchmann wunderte sich, da die Straße alles andere war als eben und die archaische Federung des Bentley eigentlich für genügend Erschütterungen der geheimnisvollen Röhren sorgte. Als jedoch trotzdem wieder gegen eine der Röhren geklopft werden musste, konnte Namensuchmann einem kurzen Seitenblick zum Fahrer nicht widerstehen. Es war jedoch keine überlegte Entscheidung, mehr ein Reflex, doch Namensuchmann hatte keinen Grund, diesen Impuls zu bereuen. Der Fahrer bemerkte seinen Blick, entblößte seine Zähne zu einem freundlichen Grinsen, machte mit dem Daumen seiner Linken das überall verstandene Zeichen, dass alles in Ordnung sei und nahm dann wieder beide Hände ans Steuer, um den schweren Wagen um offensichtlich nur ihm bekannte Kurven herumzureissen. Denn zu erkennen waren weder Landschaft noch Fahrbahnbegrenzungen. Nur dichter, unaufhörlicher Regen, der im Scheinwerferlicht direkt von vorne zu kommen schien.
Eine Zeituhr war nicht zu sehen auf dem Armaturenbrett. Seine Armbanduhr hatte Namensuchmann abgelegt, als er sich vor einer halben Ewigkeit, so schien es ihm, darangemacht hatte, das lächerlich winzige Notrad an sein fast nagelneues Auto zu montieren.
Es war strahlend schönes Wetter gewesen, Mittagszeit, und die Straße fast menschenleer. Ein alter, seltsam gekrümmter und fast nur noch aus Rost bestehender Nagel hatte dem vorderen rechten Reifen den Garaus gemacht. Schleichend, glücklicherweise, und nicht platzend, doch das Ergebnis war fast dasselbe. Gestrandet im Nirgendwo. Seine allererste Panne überhaupt. Und das, kaum nachdem er sein neues Auto in Empfang genommen hatte. Mit den uralten Schrottlauben, die er zuvor gefahren hatte, war er niemals liegengeblieben. War es Zufall, dass ausgerechnet jetzt dieser blöde Nagel ins Spiel kam? Wie lange er wohl schon in dem Reifen steckte?
Namensuchmann hatte eben den Wagenheber angesetzt und das Auto hochgekurbelt, als er sich einen Schweißtropfen aus dem Auge zu wischen versuchte. Er schloss die Augen etwas zu lange. Denn als er sie wieder öffnete, war es finstere Nacht und es regnete in Strömen. Im Nu war der Wagenheber unterspült und knickte weg, an einen Radwechsel war nicht mehr zu denken. Namensuchmann entschied, dass das Innere des Autos auf jeden Fall ein angenehmerer Ort war um nachzudenken als draußen im Matsch. Es tat ihm leid, die schönen neuen Polster nasszumachen, doch er hatte keine Wahl. Er fand sein Mobiltelefon, das auf dem Beifahrersitz lag und blätterte das Telefonbuch durch. Kein Eintrag sagte ihm etwas. Der Balken für den Netzempfang war völlig verschwunden, und der Akku pfiff aus dem letzen Loch.
Namensuchmann wartete zwei Stunden, ohne dass ein einziges Fahrzeug an ihm vorbeigekommen wäre. Der Lärm, den die fetten Regentropfen auf dem Autodach veranstalteten, wirkte auf die Dauer einschläfernd, doch Namensuchmann wollte nicht einschlafen, wollte nicht mehr länger warten. Er war ausgestiegen und losmarschiert. Anfangs in Fahrtrichtung, doch ob es dabei geblieben war, wusste er jetzt nicht mehr zu sagen. Keine Autofahrer, keine Lichter, keine Verkehrszeichen.
Nichts.
Bis auf den Bentley.
"Hinterher", dachte er dann plötzlich. Hinter was? Er wusste ja noch nicht einmal, wo und wann diese Höllenfahrt überhaupt einmal enden würde. Er schaute sich das Armaturenbrett genauer an. Es gab eine handvoll größere und kleinere, teilweise beleuchtete Anzeigen. Manche waren rund wie alte Uhren, andere hingegen schienen dem Experimentierkasten eines Atmosphären- oder Fluidphysikers entnommen. Senkrecht montierte Metallröhren mit schmalen Sichtfenstern, hinter denen eine bläulich leuchtende Flüssigkeit sich träge senkte und hob. Manchmal klopfte der Fahrer gegen eines der schmalen Sichtfenster, um danach an einer Art Ventil am oberen Ende der Röhre zu drehen. Namensuchmann wunderte sich, da die Straße alles andere war als eben und die archaische Federung des Bentley eigentlich für genügend Erschütterungen der geheimnisvollen Röhren sorgte. Als jedoch trotzdem wieder gegen eine der Röhren geklopft werden musste, konnte Namensuchmann einem kurzen Seitenblick zum Fahrer nicht widerstehen. Es war jedoch keine überlegte Entscheidung, mehr ein Reflex, doch Namensuchmann hatte keinen Grund, diesen Impuls zu bereuen. Der Fahrer bemerkte seinen Blick, entblößte seine Zähne zu einem freundlichen Grinsen, machte mit dem Daumen seiner Linken das überall verstandene Zeichen, dass alles in Ordnung sei und nahm dann wieder beide Hände ans Steuer, um den schweren Wagen um offensichtlich nur ihm bekannte Kurven herumzureissen. Denn zu erkennen waren weder Landschaft noch Fahrbahnbegrenzungen. Nur dichter, unaufhörlicher Regen, der im Scheinwerferlicht direkt von vorne zu kommen schien.
Eine Zeituhr war nicht zu sehen auf dem Armaturenbrett. Seine Armbanduhr hatte Namensuchmann abgelegt, als er sich vor einer halben Ewigkeit, so schien es ihm, darangemacht hatte, das lächerlich winzige Notrad an sein fast nagelneues Auto zu montieren.
Es war strahlend schönes Wetter gewesen, Mittagszeit, und die Straße fast menschenleer. Ein alter, seltsam gekrümmter und fast nur noch aus Rost bestehender Nagel hatte dem vorderen rechten Reifen den Garaus gemacht. Schleichend, glücklicherweise, und nicht platzend, doch das Ergebnis war fast dasselbe. Gestrandet im Nirgendwo. Seine allererste Panne überhaupt. Und das, kaum nachdem er sein neues Auto in Empfang genommen hatte. Mit den uralten Schrottlauben, die er zuvor gefahren hatte, war er niemals liegengeblieben. War es Zufall, dass ausgerechnet jetzt dieser blöde Nagel ins Spiel kam? Wie lange er wohl schon in dem Reifen steckte?
Namensuchmann hatte eben den Wagenheber angesetzt und das Auto hochgekurbelt, als er sich einen Schweißtropfen aus dem Auge zu wischen versuchte. Er schloss die Augen etwas zu lange. Denn als er sie wieder öffnete, war es finstere Nacht und es regnete in Strömen. Im Nu war der Wagenheber unterspült und knickte weg, an einen Radwechsel war nicht mehr zu denken. Namensuchmann entschied, dass das Innere des Autos auf jeden Fall ein angenehmerer Ort war um nachzudenken als draußen im Matsch. Es tat ihm leid, die schönen neuen Polster nasszumachen, doch er hatte keine Wahl. Er fand sein Mobiltelefon, das auf dem Beifahrersitz lag und blätterte das Telefonbuch durch. Kein Eintrag sagte ihm etwas. Der Balken für den Netzempfang war völlig verschwunden, und der Akku pfiff aus dem letzen Loch.
Namensuchmann wartete zwei Stunden, ohne dass ein einziges Fahrzeug an ihm vorbeigekommen wäre. Der Lärm, den die fetten Regentropfen auf dem Autodach veranstalteten, wirkte auf die Dauer einschläfernd, doch Namensuchmann wollte nicht einschlafen, wollte nicht mehr länger warten. Er war ausgestiegen und losmarschiert. Anfangs in Fahrtrichtung, doch ob es dabei geblieben war, wusste er jetzt nicht mehr zu sagen. Keine Autofahrer, keine Lichter, keine Verkehrszeichen.
Nichts.
Bis auf den Bentley.
Dienstag, 24. August 2010
Montag, 23. August 2010
Jupiter am Abend
Wer zur Zeit am späteren Abend seinen Blick erhebt und sich den Osthimmel betrachtet (Osten ist da wo Sonne und Mond aufgehen), dem wird ein sehr heller Stern ins Auge fallen. Er ist der erste, der überhaupt in der Gegend erscheint und der auffälligste, der die Nacht über zu sehen ist. Im Grunde genommen ist es natürlich gar kein Stern, sondern der Planet Jupiter. Er ist etwa fünfmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und benötigt 12 Jahre für einen Umlauf. Da es jedoch so ein Riesentrumm ist, ist er trotzdem nach Sonne, Mond und Venus das vierthellste natürliche Objekt am irdischen Himmel. Da die Erde viel näher um die Sonne kreist, ist sie natürlich auch schneller, was bedeutet, dass sie Jupiter immer wieder auf der Innenbahn überholt. Am 21. September ist es mal wieder soweit. An diesem Tag steht die Erde direkt zwischen Sonne und Jupiter. Die Blickachsen Erde-Sonne und Erde-Jupiter bilden einen Winkel von 180°, die Verbindungslinie Sonne-Erde-Jupiter ist eine Gerade. Auf den irdischen Himmel übertragen bedeutet das, Jupiter geht im Osten auf, wenn die Sonne im Westen untergeht. Noch ist es allerdings nicht soweit, wie man auf nachfolgender hochwissenschaftlicher Graphik für den 21. August erkennen kann.
Die Abstände sind maßstabsgetreu, die Größenverhältnisse nicht!
Am 21.12., drei Monate später, hat die Erde einen Viertelkreis ihrer Umlaufbahn hinter sich gebracht. (drei Monate = ein viertel Jahr, get it?) Jupiter hingegen ist aufgrund seiner langsameren Gangart nur wenig vorgerückt, sodass der Blickwinkel Sonne-Erde-Jupiter bereits weniger als 90° beträgt. Am irdischen Firmament heisst das, Jupiter steht bereits hoch am Südhimmel, wenn die Sonne untergeht. (Sonne-Beobachter-Jupiter = ca.90°)
Diese Tendenz wird sich fortsetzen, der Winkel wird immer kleiner werden, was bedeutet, dass sich Jupiter von der Erde aus betrachtet immer mehr der Sonne annähern wird. Nächstes Jahr dann wird er sie eingeholt haben und mit ihr untergehen, er wird dann also nicht mehr beobachtbar sein, da dann die Sonne zwischen Erde und Jupiter stehen wird.
Die Abstände sind maßstabsgetreu, die Größenverhältnisse nicht!
Am 21.12., drei Monate später, hat die Erde einen Viertelkreis ihrer Umlaufbahn hinter sich gebracht. (drei Monate = ein viertel Jahr, get it?) Jupiter hingegen ist aufgrund seiner langsameren Gangart nur wenig vorgerückt, sodass der Blickwinkel Sonne-Erde-Jupiter bereits weniger als 90° beträgt. Am irdischen Firmament heisst das, Jupiter steht bereits hoch am Südhimmel, wenn die Sonne untergeht. (Sonne-Beobachter-Jupiter = ca.90°)
Diese Tendenz wird sich fortsetzen, der Winkel wird immer kleiner werden, was bedeutet, dass sich Jupiter von der Erde aus betrachtet immer mehr der Sonne annähern wird. Nächstes Jahr dann wird er sie eingeholt haben und mit ihr untergehen, er wird dann also nicht mehr beobachtbar sein, da dann die Sonne zwischen Erde und Jupiter stehen wird.
Sonntag, 22. August 2010
Samstag, 21. August 2010
Abend am See
Von einer meiner liebsten Joggingstrecken führt eine Abzweigung zu der malerischen, hoch über dem Bodensee thronenden Klosterkirche. Von ihrem Vorplatz hat man einen geradezu abartigen Blick über den See und die weit dahinter liegenden Alpen. Besonders bei Sonnenuntergang möchte man fast kotzen vor Verlangen, mit dieser Szenerie zu verschmelzen oder sie zumindest mit der Geliebten zu teilen. Wobei dieser Brechreiz völlig unabhängig ist von der Tatsache, ob man eine Geliebte hat oder nicht.
Ich trabte zu dem kleinen Mäuerchen, welches den Vorplatz vom darunterliegenden Weinberg trennt und genoß die Aussicht. Hinter mir leuchtete die von der untergehenden Sonne angestrahlte Barockfassade der Kirche. Auf der Bahnlinie, die unten entlang des Ufers verläuft, kündigte sich verhalten brummend ein Zug an. Es war der dieselgetriebene Interregio von Basel nach Ulm. Auf einem vom See abgewandten Fensterplatz saß mein Geist. Ich spürte ihn so deutlich wie man einen Nagel spürt, der von unten durch den Absatz des Joggingschuhs sticht. Wenn der Nagel nicht zu lang ist, dann ist es lediglich unangenehm, aber nicht gefährlich. Mein Geist schlief nicht, aber er schien zu träumen.
Ich benutze diesen Interregio immer, wenn ich mit der Bahn verreise. Er bringt mich nach Ulm, wo ich dann in den ICE von München nach Mannheim umsteige. Während ich so überlegte, wann ich die Strecke wohl zuletzt benutzt habe, schaute mein Geist sich plötzlich um. Er hob seine Entsprechung eines menschlichen Kopfes und blickte zu mir herauf. Wir erkannten uns, doch wir sagten nichts, dachten nichts, nickten uns nicht zu. Wir wussten, wer wir waren.
Wenn ich das nächste Mal den Interregio Ulm-Basel benutze, werde ich mich auf einen Fensterplatz setzen, vom See abgewandt, und werde im Vorbeifahren zu der Kirche hochschauen. Hinter dem Mäuerchen, das den Vorplatz umschließt, einen Fuß auf die Mauerkrone gestellt, wird mein Geist stehen und zu mir hinunterblicken. Ich werde ihn spüren und wir werden uns erkennen.
Dienstag, 17. August 2010
Sonntag, 15. August 2010
Donnerstag, 12. August 2010
Wenn´s regnet (Forts.)
Das Gefährt kam mit rubbelnden Bremsen und bockenden Rädern direkt neben Namensuchmann zum Stehen. Er war unter dem Eindruck des Lärms und der Geschwindigkeit, mit der die Scheinwerfer auf ihn zugerast waren, nochmals einen Schritt zurückgewichen, doch nun trat er wieder nach vorne an den Straßenrand, um sich näher anzuschauen, wer oder was da für ihn angehalten hatte.
Die Motorhaube war gewaltig und endete vorne in einem ovalen, senkrecht aufragenden und reich verchromtem Kühlergrill. Links und rechts davon leuchteten die großen Scheinwerfer fast auf Namensuchmanns Schulterhöhe. Die freistehenden Speichenräder waren schmal aber sehr mächtig, und nur von winzigen Schutzblechen bedeckt. Aus der Seite der Motorhaube quollen dicke Auspuffrohre wie Gedärm aus einem geschlachteten Wal. Der Regen, der in Strömen darauf prasselte verwandelte sich augenblicklich in Dampfschwaden, die wie natürlicher Nebel das seltsame Gefährt umwaberten. Namensuchmann spürte die Hitze der Maschine und der heissen Rohre in seinem nassen Gesicht. Es fühlte sich gut an.
Durch das Inferno aus Dunkelheit, Dampf und dem Streulicht der Scheinwerfer auf den dicken Regentropfen erkannte Namensuchmann, dass der Wagen überhaupt kein Dach hatte. Das Cockpit war offentsichtlich irgendwann von einem T-Rex aus der hinten bootsförmig auslaufenden, zylindrischen Karosserie herausgebissen worden. Den verbliebenen Rand hatte man mit einem dicken, gepolsterten Lederwulst versehen. Es gab keine Windschutzscheibe, die diese Bezeichnung verdient hätte. Stattdessen gab es zwei kleine, unten bogenförmig an die Karosserie angepasste, von verchromten Verschlüssen gehaltene Alibiglasscheiben.
"Sieht aus wie ein 34er Bentley", dachte sich Namensuchmann flüchtig, bevor er endlich den Fahrer bemerkte, der hoch auf seinem Sitz thronte und im selben Moment eine dicke Rauchwolke aus seinem gar nicht ungeduldig grinsenden Mund ausstieß. Namensuchmann hoffte, dass der Rauch von der rotglühenden Zigarette stammte, die der Fahrer in seiner hohlen Hand vor dem Regen zu schützen versuchte, während sie lässig auf dem oberen Rand des mächtigen Steuerrades ruhte. Die andere, rechte Hand des Fahrers hielt einen langen Hebel umklammert, der senkrecht an dem Fahrzeug nach unten verlief. Der Bentley, falls es sich tatsächlich um einen solchen handelte, war rechtsgesteuert und der Fahrer daher nur eine Armeslänge von Namensuchmann entfernt.
Auf dem Kopf des Unbekannten befand sich eine schlichte Kappe, vermutlich aus Leder, mit einem kleinen Schild über den Augen, welche zusätzlich von einer voluminösen Pilotenbrille mit runden Gläsern beschützt wurden.
Eine schwartig glänzende Lederjacke und Lederhandschuhe vervollständigten das schemenhafte Bild, das sich Namensuchmann in dem diffusen Leuchten, das vom Armaturenbrett auszugehen schien, von dem Fahrer dieses altertümlichen Gefährtes machen konnte.
"Wenn Sie ausgeträumt haben, können Sie einsteigen", sagte der Fahrer nicht unfreundlich, doch ein leiser, drängender Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Ich muss weiter, sonst geht meine Zigarette aus, und es ist meine letzte!"
Namensuchmann nickte und wollte vorne um das Auto herumgehen, besann sich dann aber nach einem kurzen Moment der Besinnung anders, denn der Weg um das kurze Heck des Wagens war viel kürzer als um die irgendwo weit vorne im Regen verschwindende Motorhaube. Der wahre Grund jedoch war, und Namensuchmann war sich dessen wohlbewusst, dass er sich nur ungern direkt vor dem mächtig und seltsam gefräßig aufragenden Kühlergrill mit den gleissend und drohend dreinschauenden Scheinwerfern aufhalten wollte. Und wenn es nur für einen kurzen Moment des Vorüberhuschens war.
Auf der anderen Seite angekommen bemerkte Namensuchmann, dass der Fahrer die Beifahrertür bereits aufgestossen hatte. Er stieg auf den sofaförmigen, aber natürlich nassen Ledersitz hinauf und zog die kleine Tür, die eigentlich mehr einer Klappe glich, ins Schloss. Der Fahrer beugte sich ohne Hast herüber und kippte einen verchromten, spitz zulaufenden Griff um eine Vierteldrehung nach unten. Wieder aufrecht und fahrbereit stieß er den seitlichen Hebel nach vorne. Nach einer Sekunde brüllte der Motor auf wie ein geschlagener Grizzly und Namensuchmanns Kopf wurde durch die Beschleunigung nach hinten gerissen. Kopfstützen gab es keine. Schon nach drei Sekunden reichte der Fahrtwind aus, um sämtlichen Regen über die offensichtlich gar nicht so unnützen Frontscheiben hinwegstieben zu lassen. Der Fahrer, der offensichtlich aufgrund seiner Größe leicht geduckt hinter seinem Steuer saß, steckte sich seine Zigarette wieder zwischen die Lippen, blickte kurz zu Namensuchmann hinüber und beschleunigte weiter. Zu sehen war sonst nichts. Die beiden Lichtkegel endeten in Regen und Dunkelheit.
Donnerstag, 5. August 2010
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