Freitag, 20. März 2009

Unterwegs


Gibt es Wahrheiten, die es zu formulieren lohnt?
Oder zumindest eine Bemerkung, die es wert ist, gemacht zu werden?
Was wird davon bleiben, in zehn Jahren, in hundert Jahren? Wird sie vielleicht zu einer encephalischen Funkenkaskade in den Synapsen des zukünftigen Internetgeistes?

Jedenfalls ist es die Wahrheit, dass ich gestern die Venus sah. Ich überquerte gerade das monströse Gewirr aus Schienen, Weichen und Oberleitungen des Nahverkehrsknotens Ostkreuz in Berlin. Obwohl es tagsüber relativ mild gewesen sein soll (so hörte ich jedenfalls später), fegte nun ein eisiger Wind durch das Geländer der Fußgängerbrücke.
Am Himmel gab es Wolken, sie lieferten sich dramatische Verfolgungsjagden, doch ihre Abendrotfärbung hatten sie schon verloren, gefielen sich nun in einem dramatischen Graublau.
Unter einer Wolkenbank im Westen hatte sich eine Lücke aufgetan, darin stahlblauer, blanker Himmel. Und in dieser Lücke, strahlend und weiß, Venus, der Abendstern, schon ziemlich nahe am Horizont. Ich blieb stehen, stellte mein Gepäck ab und schaute.


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