Freitag, 10. April 2009

Der kluge Hausmann weiß Rat (mit Fortsetzung)


Frage: Kluger Hausmann, mein neuer Freund ist wirklich sehr nett, leider wechselt er niemals seine Kleidung. Ich habe sogar den Verdacht, er trägt nicht mal Unterwäsche. Um ihm aber nicht Unrecht zu tun und um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, muß ich hinzufügen, dass er weder Schweiß-, Fett- noch Talgdrüsen zu besitzen scheint.

Kluger Hausmann: Wo ist der Unterschied zwischen einer Fett- und einer Talgdrüse?

...: Oh,weiß ich nicht...gibt es gar keinen? Jedenfalls ist nicht der Geruch das Problem, sondern vielmehr das, was in seiner Kleidung zu wohnen scheint!

Kluger Hausmann: Ungeziefer? Dafür empfehle ich eine eingehende Beratung in der nächsten Apotheke!

...: Da war ich doch längst. Das Problem ist vielmehr die störrische Grundhaltung meines Freundes gegenüber der Welt im Allgemeinen und dem Dasein bzw. dem Leben im Speziellen.
Er meint, ich solle ihn so nehmen wie er nun einmal sei, er würde bereits zu lange existieren, um sich noch zu ändern oder gar irgendwelche Pülverchen oder Tinkturen an sich heranzulassen. Zudem hege ich den starken Verdacht, dass er gar nicht weiß, wie alt er überhaupt wirklich ist!

Kluger Hausmann: Klingt überaus seltsam. Nichtsdestotrotz, meine Ratschläge in Beziehungskisten sind meist rigoros und treffen nur selten auf die nötige Einsicht.

...: hihi, darum geht es mir doch gar nicht, kluger Hausmann! In Beziehungskram macht mir so leicht keiner etwas vor, dafür habe ich schon zuviel hinter mir. Was ich vielmehr brauche ist ein Breitbandantiungezieferikum, das sich heimlich anwenden lässt! Da waren die Apothekenhelferin und auch ihre Chefin nämlich überfragt.

Kluger Hausmann: überlegt Hm ... da fällt mir nur ein einziges Mittel ein, das effektiv und unauffällig zugleich eingesetzt werden kann. Es ist allerdings nicht zu kaufen, jedenfalls nicht dass ich wüßte, und die Gewinnung der Ausgangssubstanz ist aufwendig, um nicht zu sagen, mit einigen Gefahren verbunden.

...: hihi, klingt spannend ...!

Fortsetzung:

Kluger Hausmann: Mag sein, die Gefahr sollte jedoch auf keinen Fall unterschätzt werden. Fast scheue ich mich, Ihnen das Mittel zu empfehlen, denn die Gewinnung birgt wirklich Gefahr für Leib und Leben. Ist Ihr neuer, uneinsichtiger Freund solcherlei Aufwand denn überhaupt wert?

...: Das weiß ich natürlich nicht, aber ich werde es herausfinden. Zögern und Zaudern ist meine Sache nicht. Wenn man die 90 längst hinter sich gelassen hat sollte man die Dinge nicht zu lange vor sich herschieben! „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ ist meine Devise. Also?

Kluger Hausmann: Nun denn. Das Mittel ist ein Sud aus dem Bart des afghanischen Berg- bzw. Höhlentrolls. Diese Trolle haben aufgrund ihrer Evolution natürliche Abwehrstoffe gegen mancherlei Gekreuch und Gefleuch entwickelt. Ohne ihre körpereigenen Detergentien und Pestizide wären sie längst von Ungezieferarmeen in ihren Höhlen vertilgt worden. Leider ist der afghanische Bergtroll nicht sehr umgänglich; man könnte sogar sagen, er ist äusserst bösartig und gibt seinen Bart niemals freiwillig her. Ganze Armeen versuchen sich schon seit Jahren an dieser Aufgabe, doch ohne Erfolg.

...: Was um Himmels willen wollen die denn mit dem Mittel anfangen?

Kluger Hausmann: Verkürzt ausgedrückt steht dahinter die Intention, den internationalen Terrorismus mit homöopathischen Verfahrensweisen auszumerzen. Similia similibus curentur, „Ähnliches soll mit Ähnlichem geheilt werden“, fand schon der Erfinder der Hömöopathie, Samuel Hahnemann.

...: hihi...klingt lustig, Kluger Hausmann. Aber wie bekommt man die entsprechende Klientel in die nächste Heilpraktikerpraxis? Freiwillig werden die da wohl kaum hinlaufen.

Kluger Hausmann: Natürlich nicht! Der Sud würde nach strengen homöopathischen Regeln potenziert und man hätte anschließend genügend Substanz, um die Kondensstreifen sämtlicher zivilen und militärischen Flugzeuge zehn Jahre lang mit dem verdünnten Bösen zu impfen, um es auf der Erde ein für alle mal auszumerzen. Jedenfalls theoretisch; wenn Hahnemann recht hätte. Ich bin da etwas skeptisch. Doch wie dem auch sei, in Ihrem Fall empfiehlt sich natürlich, den Sud pur anzuwenden. Sie brauchen lediglich ein paar Baumwolllappen, die Sie in den Sud tauchen, auswringen und dann unauffällig an den Orten auslegen, wo sich Ihr Freund bevorzugt aufhält. Diesen Vorgang möglichst wöchentlich wiederholen. Spätestens nach einem Monat dürfte sich bei Ihrem Freund nichts mehr regen. Ähm...hüstel...jedenfalls nichts Tierisches...

...: Wäre es nicht einfacher, ich lege die einzelnen Barthaare aus?

Kluger Hausmann Mitnichten. Bei den Bergtrollen entfalten die Substanzen ihre Wirkung durch die Haut, sie werden nur aus metabolischen Gründen auch in den Barthaaren eingelagert, sind dort aber relativ unwirksam. Erst durch den sechsstündigen Kochvorgang und eine anschließende vierwöchige Gärzeit treten die Wirkstoffe aus den Haaren aus und entfalten in dem Sud ihre Wirkung.

...: aha, ich rekapituliere: Bergtroll suchen, Bart abschneiden, Sud kochen, Lappen auslegen. Klingt nicht allzu kompliziert.

Kluger Hausmann: Ihr Optimismus und Tatendrang ist wirklich beeindruckend. Darf ich fragen, wie Sie schaffen wollen, was tausende von Soldaten bisher nicht schafften?

...: hihi, tarnen und täuschen, schnell rein, schnell wieder raus; ist meine Spezialität!

Kluger Hausmann: na dann... viel Glück!

...: Danke, kluger Hausmann!




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