Dienstag, 7. April 2009

Noch keine Gedanken



Was tun, wenn die Notizbuchseiten lediglich gefüllt sind mit einer langen Aneinanderreihung von Wochentagen mit dem jeweiligen Datum dahinter?

Den Giftschrank der Phantasie öffnen?

Den Kopf einziehen, wenn die Gehenkten mit Knochen werfen, die sie nicht mehr brauchen? Denen, die besonders tief hängen, die Beine ausreissen und damit zurückknüppeln? Oder sich viel lieber fragen, weshalb man ausgerechnet unter den Gerippen von vor Urzeiten aufgehängten Spießern und anderen Verbrechern spazieren geht, an deren Missetaten sich keine Menschenseele mehr erinnern kann? Wo sind die Blumenbeete, wo die Kunstgalerien inmitten dieses klagenden Alraunendickichts? Gelächter jetzt von oben, ein Unterkiefer verfehlt meinen Kopf nur um eine Handbreit. Was geht in jemandem vor, der meint, er brauche seinen Unterkiefer nicht mehr?
Zugegeben, als aufgeknüpftes Gerippe mag man andere Prioritäten haben im Umgang mit dem Konzept seiner Existenz. Es ist aber trotzdem befremdlich.
Das Mikroklima hier durchaus bemerkenswert, nicht zu feucht, nicht zu trocken. Scheint an den Alraunen, auch Henkermännchen genannt, zu liegen. Geben den Leichensaft verzögert wieder nach oben ab, dadurch faulen die Sehnen nicht völlig durch, sondern trocknen an den Wirbeln und Gelenken fest, sodass die Gerippe oben hängen bleiben. Ausrupfen geht aber.

Ein sanfter Abendwind lässt sie gelegentlich aneinanderschlagen: Klack...klack..klackerdiklack

Die rotgoldene, schon arg tiefstehende Abendsonne wirft graphische, tanzende Schattenmuster auf die spärlichen freien Flächen zwischen den Alraunenbüschen. Etwas trifft mich an der Schulter, höhnisches Gelächter von oben. Mir reicht´s!

Mit einer entschiedenen Geste der Endgültigkeit schlage ich das Türchen des Giftschranks wieder zu.

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