Es ist schon erstaunlich, was der Mensch, bzw. die menschlichen Forscher, über das Universum bisher herausgefunden haben. Die Erde kreist um die Sonne, und die Sonne wandert in 200 Mio Jahren einmal um die ganze Milchstraße, welche wiederum Mitglied ist der sogenannten Lokalen Gruppe, einer Ansammlung von einigen Dutzend größeren und kleineren Galaxien.
Zwei davon sind recht eindrucksvolle Gebilde: die Andromeda-Spiralgalaxie und unsere Milchstraße, welche, von außen betrachtet, ebenfalls eine schöne Spiralform aufweisen würde. Darum herum schart sich eine Anzahl kleinerer Zwerggalaxien von unregelmäßiger Form; verwaschene Wölkchen, diffus und unscheinbar, doch trotzdem aus Abermillionen und Abermilliarden Sternen bestehend, wie die beiden Magellanschen Wolken, welche die Milchstraße umkreisen, am irdischen Himmel aber leider nur von der Südhalbkugel aus gesehen werden können.
Zusammen mit ca. 100 anderen Galaxiengruppen und Untergruppen bildet unsere Lokale Gruppe den Virgo-Superhaufen, benannt nach der Virgo-Galaxiengruppe, die sich ziemlich genau im Zentrum dieses Superhaufens in einer Entfernung von ca. 65 Mio Lichtjahren von uns befindet.
Obwohl sich unsere Lokale Gruppe eigentlich vom Zentrum des Virgo-Superhaufens entfernt, das All sich darum herum aber noch viel schneller ausdehnt, bewegen wir uns relativ zum Rest des Universums trotzdem in Richtung der Virgo-Gruppe. Das ist der Virgo-Infall, ein herrlich poetischer Ausdruck, wie ich finde.
Natürlich gibt es noch andere Haufen und Superhaufen, z.B. den Hydra-Centaurus-Superhaufen und die Große Mauer mit dem Coma-Haufen (nicht Koma-Saufen). Alle diese Haufen und Superhaufen bewegen sich in eine gemeinsame Richtung, sie werden angezogen vom Großen Attraktor, der jedoch nicht direkt beobachtet werden kann, da wir dafür quer durch die Ebene unserer Milchstraße gucken müssten. Und da tummeln sich einfach zuviele Gas- und Staubwolken.
Man nimmt jedoch an, dass es sich beim Großen Attraktor um ein sogenanntes Filament handelt, eine schlierenartige Struktur, bestehend aus lauter Galaxiensuperhaufen. Zwischen diesen Filamenten befindet sich – Nix. Niente. Nada. Sie sind wie die Lauge im Seifenschaum, welche die Schaumblasen umschließt. Die gigantischen Leerräume zwischen den Filamenten werden Voids genannt.
Aber das ist längst noch nicht alles. Entspricht die sogenannte Inflationstheorie der Kosmologen der Wahrheit, und vieles spricht dafür, dann verhält sich der Teil des Universums, den wir sehen, messen, beobachten können, zum Gesamtuniversum wie ein Sandkorn zur Erdkugel. Und da sind die populären, aber immer noch hypothetischen Paralleluniversen noch gar nicht berücktsichtig...
Seit dem Urknall fliegt das Universum in alle Himmelsrichtungen auseinander. Vieles spricht nun dafür, dass sich diese Expansion seit ca. 7 Mrd Jahren beschleunigt. Also nix mit Erlahmen oder sachte Auslaufen, es gewinnt im Gegenteil immer schneller an Fahrt. Der Raum dehnt sich immer rasanter aus, die Abstände zwischen den Galaxien werden immer größer.
Zwar gibt es räumlich begrenzte Ausnahmen, wie unsere Lokale Galaxiengruppe. Deren Mitglieder sind gravitativ aneinander gebunden, d.h. sie ziehen sich an. Daher wird es in einigen Mrd Jahren zu einem Zusammenstoss der Milchstraße mit der Andromedagalaxie kommen. Nach einem kurzen Ringelreihen werden sich die beiden Schwergewichte zu einer elliptischen Supergalaxie vereinigt haben welche sich nach und nach dann die restlichen Zwerggalaxien der Gruppe einverleiben wird. Aus einer Gruppe von Sternsystemen wird eine einzige, kugel- bis ellipsenförmige Supergalaxie entstanden sein. Malerische Spiralarme wird man in dieser fernen Zukunft vergebens suchen.
Gleichzeitig mit der Vereinigung unserer Lokalen Gruppe werden die anderen, entfernteren Galaxien jedoch aus unserem Blickfeld verschwinden. Irgendwann wird die Ausdehnung des Raumes Überlichtgeschwindigkeit erreichen, kein Licht von woher auch immer wird dann noch zu uns gelangen (außer dem Sternenlicht unserer eigenen zukünftigen Supergalaxie natürlich). Das wird in 100 Mrd. Jahren der Fall sein.
Ein hypothetischer Forscher wird in jener Zeit keine Anzeichen eines Urknalls mehr erkennen können. Es wird keine anderen Galaxien mehr geben als die eigene, nichts, was auseinanderfliegt und auf eine Expansion des Raumes hindeuten könnte. Die kosmische Hintergrundstrahlung wird soweit rotverschoben (schwächer) sein, dass sie nicht mehr feststellbar ist. Der Forscher in jener Zukunft wird niemals wissen, dass es überhaupt andere Galaxien gibt, bzw. gab. Er müsste auf jenem Stand verharren, auf welchem die Menschen vor hundert Jahren noch waren, als man die Milchstraße für das einzige Sternsystem im All hielt und die Andromedagalaxie für einen „Nebel“, ein Phänomen innerhalb der Milchstraße.
Der Mensch ist also durchaus privilegiert, was seine zeitliche Ansiedlung in diesem Kosmos betrifft. Die Geheimnisse des Alls liegen vor unserer Nase, wir müssen nur zugreifen. Wünschenswert wäre es natürlich, wir könnten unseren „Nachkommen“ die wichtigsten Infos zukommen lassen, doch welches Medium hält schon 100 Mrd Jahre?
Und würden sie uns überhaupt glauben? Oder würen sie das ganze Kompendium nur für phantasievolle Folklore halten? Hirngespinste von Primitiven?
Doch irgendwann werden sich auch diese Fragen erledigt haben. In spätestens 100 Billionen Jahren wird der allerletzte Stern erloschen sein. Ewige Dunkelheit wird einkehren.
Es sei denn, irgendwo ploppt plötzlich ein neues All auf, sowas soll ja vorkommen....
1 Kommentar:
Das ist jetzt ein Mischmasch aus Wickelpedia und Spektrum der Wissenschaft, ja? Sehr schön! Aber keine Sorge, wenn Wir es in spätestens 1000 Jahren geschafft haben in Paralleluniversen zu reisen, können Wir flüchten.
Kommentar veröffentlichen