Dienstag, 30. Juni 2009

Prodanken


Jungfräuliche Gedanken gesucht, völlig bar jeden Bezuges zur Realität. Gedanken aus sich selber gedacht, ohne Anschub, ohne Seufzen. Kein Statement zur Finanzkrise, keine Einlassung über das korrekte Verlegen von Marmorfliessen. Nein, Gedanken des Seins, sich selbst seiende Gedanken. Kotzdenke, sozusagen, nur ohne Kotze.
Vom Schlage jener Überlegungen, die man vermutlich anstellt, wenn man urplötzlich, beim Bestaunen zweier Abendwolken im Dämmerlicht, die jedoch noch immer von der schon untergegangenen Sonne angestrahlt werden, nach oben zu fallen beginnt, durch die Wolkenlücke hindurch, gen Weltraum; Geschwindigkeit konstant, doch alles Vertraute schnell kleiner werdend, inklusive verwandtschaftlicher Verhältnisse und gelber Rapsfelder. Jetzt, im Hochsommer, sind die natürlich alle längst verblüht.
Doch ich will nicht zu weit abschweifen. Gedanken, die noch nie gedacht wurden, sind kaum als solche zu erkenenn. Wie Prototypen, mit nichts vergleichbar, und doch existent. Ein Prototypengedanke, ein Prodanke.
Richtige Prodanken sind naturgemäß selten. Oftmals ist man gezwungen, mit einer evolutionären Vorstufe Vorlieb zu nehmen, mit kühnen Kombinationen bereits vorhanderner Konstrukte. Wie zum Beispiel unsere Bundeskanzlerin ohne Druckanzug im Weltall schwebend, die Augäpfel herausgequollen und mit einem Rasenmäher einen braunen Primaten skalpierend, der Ähnlichkeit mit Friedbert Pflüger hätte, könnte man sein Gesichtchen und seine Haarmatte sehen.
Friedbert Pflüger macht auf mich einen sehr schleimigen Eindruck. Der Schleim spritzt radial unter dem Rasenmäher hervor, doch ist er nur schwer zu erkennen, da er sofort gefriert, zerspringt und eine kaum erkennbare flirrende Wolke bildet.

Notiz: Flirrende Schleimwolke im Weltall zeichnen


Montag, 29. Juni 2009

Angela Merkel rasenmähend* im Weltall



(*: Der Rasen befindet sich auf dem Kopf von Friedbert Pflüger)

Sonntag, 28. Juni 2009

Mottenkiste (1991)


Zur blauen Stunde

Im Morgengrauen durch Wald und Flur

auf der Erde die Kadaver toter Träume

mit zuckendem Fieber den Tag begrüßend

Ein Gestank nach Höllenfleisch

von der Nacht vergessen

Weiße Augäpfel die treiben aus

wie Sonnenblumenkerne

übersähen die braunen Schädel mit

winzig-schwarzem Wurzelgeflecht

derweil sich schwarze Stengel

emporschieben in den geilen Morgenhimmel

Samstag, 27. Juni 2009

Die Welt, mit Entenscheisse nachgestellt, Teil VII


heute: Bikini (das Atoll)



(im Ernst, ich habe null Ahnung, wer der Typ mit der Socke in der Sandale ist...die zufällig auch noch so aussieht wie meine eigene... Die werden immer dreister, diese ungebeten-aufs-Foto-Drängler....)



Sonntag, 21. Juni 2009

Our own private Weltall

Prominente der Zeitgeschichte, schreiend im Weltall


Heute: Boris Becker
(na ja, wenn die Augen nicht wären, könnte er auch grade schnarchen....)

Samstag, 20. Juni 2009

Freitag, 19. Juni 2009

Roter Sekt

In meinem Schädel sitzt ein Monster.
Raumtemperatur, Kopfschmerzen.
Und kein Aspirin im Haus. Ich habe so selten Kopfschmerzen, dass mir Schmerztabletten regelmäßig verfallen.
Ich trinke nie wieder roten Sekt, der zwei Tage in einer angebrochenen Flasche vor sich hin gärte. Das Ergebnis ist ein Batzen dunkle Materie, der direkt hinter der Stirn hockt und um Auslass begehrt, aber natürlich zu groß ist für alles.

Lärm, Menschengewirr, Gelächter, Gekicher.

Alte Menschen an Rollatoren geklammert. Manche spielen Mensch ärgere Dich nicht. Ich spiele Mensch sitzt am Tisch und kritzelt. Meine Handschrift ist seltsam; vielleicht hilft es ja, wenn ich versuche, klarer zu denken? Hirn ausmisten, Platz schaffen.

Endlich mal wieder geträumt. Thema des Traums waren gewisse erotische Verrichtungen mit einer Dame aus dem Netz; sehr ungewöhnlich, sehr seltsam. Sind nähere Ausführungen gewünscht? Nein?

Träume aus Parallelwelten. Schatten, Lichtflecken. Draußen dramatische Wolkengebirge, brausender Wind in rauschendem Laub, Sonnenstrahlen wie gleissende Schwerter. Meine Haut duftet nach Salz, Honig und Holz, und Heu, und noch nach etwas anderem, das unterschwellig bleibt und unbestimmt. Grässliche Musik aus einen kleinen Radio, geschäftige Geräusche.

Gedichte schreiben, doch worüber?
Die Welt, das Leben, die Liebe?
Autos? Militärgeschichte? Panzer? Mit umweltfreundlichem Lithium-Ionen-Antrieb?
Politik? Wissenschaft?

Gedanken über den Weltenlauf, hochtrabend und weise, die liegen drüben in der Kiste, trocken und wohlverpackt, für Notzeiten. Einstweilen bediene ich mich aus dem Gärbottich, der brodelt und blubbert. Nur, der Glibber ist nicht leicht zu deuten.
(Im Grunde ist es albern, die eigenen Ergüsse herunterzumachen und im Vorfeld schon zu relativieren. Wen möchte man damit besänftigen?)

Nein, Gärbottiche sind ok. Die stinkenden Gedankenkonstrukte, die daraus erstehen, sind die Torhäuschen meines Hauses am See.

Heftiger Wind bläst. In Böen, wie zu Fäusten geballt, haut er in die Bäume hinein.

KRAWUUUUUUSCH.....RAUSCH.....BRAUS.....

Klein zerpflückte Wolkenbällchen tumbleweeden über den blauen Himmel, torkeln vor der Sonne vorbei.

WAMMMMM..... es ist plötzlich dunkel, das Licht ist weg wie ausgeknippst.

WOOOOOOSCH....... Die Sonne ist wieder da, ohne Übergang, der Wind zu stark, die Wolken zu schnell.

Mit schnüffelnder Hundeschnauze am Boden nach Dingen suchen, gründeln, lechzen, die Anzeichen sind für sowas wie Sinnhaftigkeit. Raus aus der Abstraktion, rein in die aktive Lebenshilfe. Sind Ratschläge vonnöten? Welche Geräusche mögen wohl vorherrschen in einer Fabriketage in Shenzen, die bis auf den letzten Platz besetzt ist mit chinesischen Briefkastentanten für westliche Regenbogenblätter? Sprechen wäre natürlich verboten, das ginge nur auf Kosten der Produktivität. Hingegen haben die Investoren mit größter Wahrscheinlichkeit vergessen, auch das Rülpsen und Pupsen zu verbieten. Doch nun habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich chinesischen Briefkastentanten und somit den chinesischen Damen an sich ungebührliche Manieren unterstelle. Ich nehm´s also wieder zurück und vermute als Geräuschteppich in besagter Fabriketage ausser dem Geklapper der Tastaturen und dem Säuseln der PC-Lüfter nur ein sphärisches, sinnliches Knistern und Rascheln frisch gewaschener Seidenwäsche.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Frühstücksphilosophie...

....oder: wo kommt das Joghurt hin?

Es geht einfach nichts über ein gesundes Obstfrühstück. Nur, soll man das Joghurt direkt auf die pürierte Banane geben wie von Dona Quijota propagiert, oder doch lieber am Ende oben drüber über alles? Ich tendiere zu letzterem, und das nicht alleine aus optischen Gründen. Wenn man nämlich das Joghurt direkt auf die zerdrückte Banane gibt, besteht die Gefahr des zu intensiven Vermischens. Das Joghurt verliert dadurch an Präsenz, es kommt weit weniger zu diesen von mir sehr geschätzten Geschmacksvariationen, wenn mal mehr, mal weniger pures Joghurt mit auf dem Löffel ist. Und man hat jederzeit die Kontrolle darüber, wieviel Joghurt man denn nun genau mit auf den Löffel nehmen will.

Sehr zu empfehlen sind übrigens derzeit die frischen Wildpreiselbeeren bei LIDL. Die kosten zwar 1,99 Euros pro 100g-Schale, aber da man immer nur ein paar braucht für den Obstteller, reicht eine Schale durchaus fast eine Woche. Bei Aufbewahrung im Kühlschrank ist das kein Problem.



By the way...

Neulich wollte ich mir im Fernsehen "Deep Impact" anschauen. Da geht es um einen Kometen, der sich anschickt, auf die Erde zu fallen. Helden werden losgeschickt, um das Trumm in die Luft zu jagen, bzw. ins Vakuum, wo es ja eigentlich schon ist...egal. Es kam, wie es kommen musste, und wie ich befürchtete: Die Helden schweben in ihrem Raumschiff herum und alle ihre Bewegungen sind verlangsamt, wegen der Schwerelosigkeit.

Huhu....Halloooooooooo...nur weil man schwerelos ist, muss man sich nicht in Zeitlupe bewegen!!!

In der Schwerelosigkeit kann man genauso hektisch und hyperaktiv fuchteln wie auf der Erde.

Als das Raumschiff dann auch noch in den Kometenschweif eintrat und darin Felsbrocken wie von Fahrtwind getrieben auf die Kanzel des Raumschiffs depperten, hielt ich es nicht mehr aus. Ich schaltete den Quatsch ab. Zwei Stunden gewonnen, die habe ich dann verchattet.

Menschlicher Humus


Eine Frage, die mich schon immer beschäftigte, beantwortete sich vor einiger Zeit quasi en passant, als ich in der hiesigen Stadtbibliothek eine Zeitschrift las, deren Titel mir mittlerweile allerdings wieder entfallen ist. Das Ereignis liegt immerhin schon mehrere Monate zurück.
Nun stieß ich eher zufällig auf eine Notiz, die ich mir damals in meiner Verzückung anfertigte:

Laut dem Population Reference Bureau in Washington DC, haben bis 2002 mehr als 100 Milliarden Menschen auf der Erde gelebt.

Nun weiß ich natürlich nicht, ab wann genau die Menschen gezählt wurden, welcher Affe schon als Homo Sapiens durchging und welcher nicht, bzw. ob die Neandertaler auch mit auf der Rechnung sind.
Ich stellte mir vor, wie dick die Schicht menschlicher Substanz wohl wäre, wenn man das Volumen von 100 Mrd Menschen gleichmäßig über die Erdoberfläche verteilen würde. Nach drei Rechnungen mit drei verschiedenen Ergebnissen kam ich schließlich auf eine Schichtdicke von 13 tausendstel Millimetern; wobei ich das Volumen eines Menschen mit 65 Litern annahm und den Erdradius mit 6350Km.
Genaugenommen ist das nicht mal eine richtige Staubschicht. Ich musste mein inneres Bild vom Waten durch zentimeterdicken menschlichen Humus revidieren.

Sonntag, 14. Juni 2009

Samstag, 13. Juni 2009

Mottenkiste (1996)


In Sichtweite

Das Leben lief gebückt
als suchte es
nach einem verlorenen Ehering
es kam in meine Richtung
ich stand verborgen
stand ganz still und starr
versuchte nicht zu atmen
bewegte keinen Muskel
sah es vorübergehen
sah es entschwinden
sank langsam zu Boden
in nachtfeuchten Staub
in meinem Kopf
eine Art Sehnsucht
und leere Gedanken

Mittwoch, 10. Juni 2009

Ausserirdische Lebensformen, Teil I



Heute: Eridanischer Schiffsteufel

(Leider befindet sich das vorliegende Exemplar bereits im Zustand fortgeschrittener Verhumusung. Die rudimentären Fühler, die Kopfzeichnung und die Ausstülpung rechts lassen ein männliches Individuum vermuten. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dem Teufel um ein Heuschnupfenopfer, das in der irdischen Lufthülle den Halt am Raumschiff verloren hat.)

Dienstag, 2. Juni 2009

Wer kennt das nicht....



... diese unterschwellige Empfindung, wenn etwas Undefinierbares nach einem Namen, einer Bezeichnung heischt, man aber beim besten Willen nicht die richtigen Worte, die richtigen Begriffe findet? Eine tollwütige Hyäne, die sich zappelnd und knurrend in den Hirnstamm verbissen hat und mit ihren Hinterläufen einem den Rücken zerkratzt, gibt schon eine recht brauchbare Metapher her für diese Art Unbehagen, das nur mit Mühe die Grenze zur Abscheu nicht überschreitet. Bilder drängen sich auf wie die Vorstellung einer blaubeäderten Riesenhand; nass, kalt und weiß wie Schnee, die schlaff doch unübersehbar hinter meinem Rücken baumelt. Der dazugehörige Unterarm, sich zu einer knotigen Schnur verjüngend, entschwindet oben im Nichts. Woran nur ist sie aufgehängt? Wie wahrt sie immer denselben Abstand?
Bisweilen, zum Beispiel beim denken von Bildern von einer Ausfallstraße, einer unbekannten Frau im Fernsehen, einem Saftkanister in einer amerikanischen Soap oder einer Wolkenformation wird die Hand plötzlich lebendig, streicht mir übers Genick und vor bis an die Wangen. Selbst durch die Haare spüre ich ihre Leichenkälte, nass wie Faulwasser.



Montag, 1. Juni 2009




Mottenkiste (1993)

Ohne Titel

Als die Zeit der Schmerzen begann, da waren

sämtliche Uhren längst abgelaufen. Das Er-

staunen war groß, als man merkte, dass

immer noch Leben vorhanden war. Die

seltsamen Muster schienen ohne Sinn, nur

aus großer Distanz betrachtet vermutete man

den Menschen. Das Aufwachen wird nicht

kontrollierbar sein, und vermutlich kata-

strophale Auswirkungen haben. Der Mensch

versucht zu leben, ungeachtet seiner Wunden.

Wer will wissen, wohin ich gehe? Es gibt

einen Planeten, genannt Erde. Dorthin

will ich gehen.

Aber ich habe keine Eile. Lautlos flimmert

die blaue Kugel. Niemand erwartet mich.

Zu ziehen über das nächtliche Firmament,

dunkel und unsichtbar.