Mittwoch, 28. April 2010

Flaschentomate





Seit letztem Herbst tapfer am Busch ausharrend!



Venus am Abend


Das Gute am Joggen ist, dass man dabei nicht sehr viel denken muss. Fühlt man den Denkdruck ansteigen, beschleunigt man einfach so lange, bis man nur noch japst und sich das Denken auf die Überlegung reduziert, wann wohl die Oberschenkelknochen durch den Unterbauch krachen.
Leichtes und unbeschwertes Traben ist hingegen möglich, wenn man abends unterwegs ist und von trockenem Frühlingswind durch- bzw. vorangeblasen wird und vor einem die Sonne rot und feist den Horizont berührt.
Tapp-tapp-tapp, dem Sonnenuntergang entgegen, während neben und über dem Weg echter Wind in den Bäumen rauscht; Wind, der durch atmosphärische Druckunterschiede entsteht und keine Simulation ist von zwielichtigen Ausserirdischen.
Läuft man etwas später, ca. eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang, und zwar dieselbe Strecke, nämlich nach Westen, sieht man vor sich am Himmel Venus, den sonnennäheren Nachbarplaneten der Erde. Dem aufmerksamen Blogleser wird nicht entgangen sein, dass Venus seit diesem Frühjahr Abendstern ist. Bis in den August hinein wird sich ihre Abendsichtbarkeit noch verbessern, jeden Tag bei Einbruch der Nacht wird sie etwas höher über dem Westhorizont stehen. Ab August jedoch verringert sich ihr scheinbarer Abstand zur Sonne sehr schnell wieder, und schon im Oktober wird sie nicht mehr zu sehen sein.
Um Venus am Abendhimmel aufzufinden bedarf es keiner besonderen Kenntnisse. Sie ist der erste und hellste Stern, der abends im Westen sichtbar wird. Möchte man es doch etwas genauer, so merke man sich die Stelle, an der die Sonne unterging, messe am Horizont zwei Fäuste breit nach links ab und dann zwei Fäuste nach oben, bei ausgestrecktem Arm. Da ungefähr wird man Venus finden.

Memento Mori







"Hey....psssst....ist da wer?"

"Hey....ja....wer spricht?"

"Ich bin´s, die linke Hinterpfote. Wer bist du?"

"Ich bin´s, Schwanz. Fühlt sich irgendwie komisch an seit kurzem. Was ist los?"

"Ich weiß auch nicht....alles so ruhig plötzlich....ich hoffte, du wüsstest vielleicht mehr"

"Nein, mir sagt ja keiner was. Bin völlig am Ende"

"Ach komm, so schlimm wird´s schon nicht sein. Gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung für alles"

"Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe ein Scheißgefühl"

"Hey, rechte Hinterpfote, was ist mit dir? Hast du auch so ein komisches Gefühl?"

"Und wie! Habe grade mit Magen geredet, aber der ist irgendwie durch den Wind, redet nur noch wirres Zeug. Von Erleuchtung und strahlend hellem Licht."

"Ach jeh, der Arme! Kümmert sich wer um ihn?"

"Darm meint, es sei etwas im Busch. Etwas Bedrohliches. Und wir würden uns noch alle wundern"

"Ach, der alte Peristalk, der unkt doch immer, sobald er den Mund aufmacht. Klar, dass der gleich die Hosen voll hat"

"Ich bin so müde"

"Ich auch. Todmüde"

"Wir sollten ein kleines Nickerchen machen. Und wenn wir wieder aufwachen, ist der ganze unheimliche Alptraum vorbei"

"Ja, man kann sich wirklich zu Tode erschrecken. Werde mich gleich beschweren, wenn ich mich wieder fit fühle"

"Man darf sich nicht alles gefallen lassen! Gute Nacht!"

"Gute Nacht!"




Montag, 26. April 2010

Mittwoch, 21. April 2010

Freitag, 16. April 2010

Donnerstag, 15. April 2010

Namensuchmann trinkt Bier


Die Bierbänke sind roh und rauh, wie der Hinterhof, der genaugenommen gar kein Hinterhof ist, denn er öffnet sich auf eine große Brachfläche, die in der Ferne von hohen, grau verputzten Feuermauern der dahinterliegenden Gebäude begrenzt wird. Es gibt keine Fenster in den Mauern, obwohl dahinter natürlich Wohnungen liegen, und Büros und Läden, vermutlich. Namensuchmann ist froh, keinen Röntgenblick wie Superman zu haben. Er hat sich auf eine Bank an der Wand gesetzt, so kann er sich bequem zurücklehnen, obwohl Bierbänke ja keine Lehnen haben. Er liest den Aufdruck auf seinem noch vollen Bierglas. Kein Name für ihn.
In dem Hinterhof, der eigentlich keiner ist, haben sich Eisenkünstler niedergelassen in grob gezimmerten Baracken aus Wellblech, Baustahl und Abbruchholz. Wo ein Baumaterial endet und ein anderes beginnt, klaffen weite Spalten. Für den Ablauf des Regenwassers ist gesorgt, doch im Winter, wenn ein eisiger Wind weht, muss es eine Herausforderung sein, in den Baracken zu arbeiten, trotz des riesigen, kopfförmigen Ofens in der Mitte.
Die Eisenkünstler haben große Phantasie- und Tierfiguren zusammengeschweißt. Schildkröten und Pferde, Einhörner und Kobolde. Doch Namensuchmann ist nicht wegen der Figuren da. Die Eisenkünstler haben auch große Buchstaben geschaffen, die, einer unbekannten Ordnung gehorchend und in allen Größen, von übermannshoch bis katzenklein, über das Areal verteilt sind. Die Buchstaben sind mit Rost überzogen und auf ihrer Reise ins Erdinnere nach zehn Zentimetern steckengeblieben. Namensuchmann trinkt von seinem Bier und versucht, die Buchstaben synaptisch neu zu scrabbeln. Doch Namensuchmann findet keinen Namen. Die Spur, anfangs vielversprechend und leuchtend, erweist sich als kalt und unbrauchbar. Namensuchmann öffnet sein Notizbuch auf der Seite mit der Liste und zieht einen dicken Strich.
Vor und zurück, und noch einmal vor, und noch einmal zurück. Vor und zurück. Hin und her, bis das Papier knittert und zu reissen droht.
Der Hinterhof ist unbefestigt, die Menschen, die an Namensuchmann vorübergehen versinken knöcheltief in feinem Sand. Die Bierbänke stehen auf einem niedrigen Holzpodest, das auf zwei Seiten von zerfressenen und verbogenen Bewehrungsmatten begrenzt wird. Aussen ist ein Zettel angebracht, in Folie eingeschweißt, doch die Schrift scheint durch das Papier hindurch, und Namensuchmann versucht, die Spiegelschrift zu entziffern.

"No Drinks from Outside"

"No Drinks from Outer Space", schreibt er in sein Notizbuch. "No Idiots from Outside". Der Sand erinnert an eine Wüste. Eine Science-Fiction-Wüste, in der man keinen Durst hat, weil hinter der großen Düne das Raumschiff wartet mit seinem Coca Cola-Automaten. Über der Wüste schwarzer Weltraum mit fiebrigem Sternengeflimmer und Meteorgeschauer.
Durch den Sand winden sich große Würmer. Nicht so große wie auf dem "Wüstenplaneten", doch auffällig gegliedert. Zwischen den Wurmgliedern klemmen kleine Menschlein, die sich durch die unendlichen Weiten des Hinterhofs tragen lassen und wohlig seufzen, sobald sie eine der rhythmisch wiederkehrenden Quetschphasen überstanden haben.
Namensuchmann trinkt sein Bier. Es schmeckt erfrischend und fängt schon an zu benebeln. No chance to live. No chance to die. No chance to do something out of control. Sehnsucht nach Kuchen. Mohnkuchen. Schreiben, um nicht aufzufallen. Schreibhumus erzeugen; darin bunte Pflänzli ziehen.


Dienstag, 13. April 2010

Der kleine Kirchturm


Auf dem kleinen Kleeblatt steht ein Kirchturm. Natürlich ist es nur ein sehr kleiner Kirchturm, denn andernfalls würde das Kleeblatt ja abknicken oder zumindest böse nach unten hängen. Manchmal fegt der böige und kühle Frühlingswind gedankenlos über die Wiese, auf der das Kleeblatt mit dem Kirchturm steht. Dann erschauert und zittert und vibriert es für einen wohligen Augenblick.
Würde man sein Ohr ganz dicht über den winzigen Kirchturm halten, ohne dabei den Wind abzuschirmen, und würde man zudem noch über ein sehr junges Ohr verfügen, das auch sehr hohe Töne noch wahrnehmen kann, könnte man vielleicht leises Geläut vernehmen, im Takt des Frühlingwindes an- und abklingend.
Vielleicht ist man aber im Beseitz einer sehr starken Lupe oder eines tragbaren Mikroskops für Wald und Flur. Dann kann man versuchen, durch die spitzbogigen Fenster unterhalb des Turmhelms zu blicken, wo die Glocken ihren Platz haben und freudig erregt selbst die sachteste Frühlingsbrise noch beschwengeln. Man kann versuchen, die Vergrößerung so weit zu treiben, bis man das in einen Eichenbalken des Glockenstuhls eingeschnitzte Herz sehen kann mit den beiden Initialen darinnen und einem längst vergangenen Datum.

Montag, 12. April 2010

BKA

So einen BlogKarmaAssistenten kann ich nur jedem empfehlen. Er versaugt und beschlingt schädliche Miasmen aller Art und hinterlässt jeden Blog blumig und frisch!


Planeten, schreiend im Weltall (Hardcorefassung für Dona Q.)







Dienstag, 6. April 2010

Samstag, 3. April 2010

Donnerstag, 1. April 2010

ReiseReise


Draußen zieht die Landschaft vorüber. Unspektakulär. Man schaut sie sich nur an, weil man andernfalls seinen gegenübersitzenden Mitreisenden auf den Bauch schauen müsste. Doch Bäuche sind ein anderes Thema. Thema heute sind Schrebergärten, die von Bahngleisen magisch angezogen werden. Wäre ich ein Schrebergarten, würde ich mich womöglich auch an den nächsten Bahndamm ankuscheln, je näher, desto besser. Liegt vielleicht an den Vibrationen der vorbeifahrenden Züge. Oder am Blickegrieseln aus den Zugfenstern. Ich bin aber froh, kein Schrebergarten zu sein, auf diese Weise bleibe ich von einer unvermeidlichen Schrebergartenhütte verschont; und werde nicht von Schrebergeistern heimgesucht, die an diesigen Hitzetagen mit einer Axt im Kopf kaum wahrnehmbar in der Luft flirren. Die Axt, alternativ auch eine Forke, stammt vom Schrebernachbarn, der eine peniblere Auffassung vom Unkrautjäten hatte. Schreberhöllen unter bunt dräuenden Blumenbeeten.
Dann wieder Industriebebauung. Industriestraßen, mit Industriestraßenlaternen an ausladenden Peitschenmasten, seltsam unentschlossen am hellichten Tag. In der Ferne, und daher etwas länger im Blickfeld, ein riesiger blauer Portalkran. Er steht auf zwei Beinpaaren, die hintereinander und wie umgedrehte U (pl.) auf zwei Schienen fahren. In einer breiten Betonwanne zwischen diesen Schienen türmt sich ein imposanter Haufen blumig-flockigen Recyclingmülls, über den sich der Kran mit Wonne und Inbrunst hermacht.
Zwischen seinen feisten Schenkeln baumelt obszön sein Greifer, den er gierig hinabsenkt. Er gräbt sich tief in den Müll, um sich dann vollgepampt und staubschnaubend wieder emporzuheben. Zu hören ist nichts, nur das Rattern des Zuges. Trotzdem strotzt das stumme Bild vor leidenschaftlicher Befriedigung. Arbeit wird getan. Staub wirbelt, steigt empor, vermischt sich mit dem blauen Spätnachmittagsdunst. Darüber eine Glocke Herbstlicht. Nein, Frühlingslicht. Es ist Frühling. Die Wiesen schon fast grün. Über dem grünen Land die ersten Luftschiffe, geschwollen und zum Platzen prall. In ihren Bäuchen Myriaden von Sonntagen, bereit abzuregnen, bereit, das grüne Land unheilschwanger läutend zu versonntagen.
Kirchtürme, fast schon verdorrt und kümmerlich, sehnen und winden sich in freudiger Erwartung.