Heute war mal wieder Müllabfuhr. Alle zwei Wochen wird der Eimer geleert. Und egal, wieviel man reingeschmissen hat, man bezahlt gleich viel. Also ist das Motto stets am Tag vorher: Zeugs und Kruscht zusammensuchen und den Eimer vollstopfen. Man weiß ja nie, ob man mal plötzlich umziehen muss, ob man aus dem Haus geschmissen wird oder plötzlich beschließt, wie weiland Caine barfuß durch die Lande zu ziehen und gute Taten zu vollbringen. Und dann hat man den ganzen Krempel am Hals und kann nicht weg. Keine schöne Vorstellung.
Heute waren die Stiefel dran. Sie standen schon ewig auf dem Dachboden, gehörten vermutlich meinem Vater. Vielleicht waren es seine Arbeitsstiefel bei der Straßeninstandhaltung oder beim winterlichen Streudienst. Ihrem Alter nach zu urteilen könnte er mit ihnen aber auch aus dem Krieg heimgekehrt sein.
Ihr Leder war steinhart und brüchig, die Sohle eisengespickt. Um die Absätze befand sich sogar eine Art „Hufeisen“. Kurz schwankte ich in meinem Entschluss, sie wegzuwerfen. Warum nicht versteigern? Oder nochmals aufbewahren, für die nächsten 20 Jahre? Und falls ich umziehe: einpacken in einen Umzugskarton? Niemals. Absurd.
Plötzlich fühlte ich sie wie einen Mühlstein an mir hängen. Sie waren mir nicht wichtig, sie bedeuteten mir nichts. Andere Dinge sind wichtig, sind es wert, aufgehoben zu werden, auf keinen Fall diese Relikte einer verlorenen Zeit.
Also hinein in den Mülleimer und an den Straßenrand damit. Endlich weg, es fühlt sich gut an!
1 Kommentar:
Lieber Cugel,
"Besitz macht unfrei".. wie oft habe ich diesen Satz schon von meiner Mutter gehört. "Man muss jederzeit seinen Koffer packen können und alles was man hat muss darin Platz haben"..
Sie versucht auch tatsächlich immer wieder tapfer sich von Dingen zu trennen, die wir bisher aus den verschiedensten Gründen aufbewahrt haben. Aber trotz ihre Leitspruchs wird abgewägt, drei oder vier Mal gedreht und gewendet bis endlich die erlösende Entscheidung fällt.
Dann wird so manches Teil in den Flohmarktkarton gepackt. Ein andere könnte es ja brauchen oder haben wollen..
Ich muss schmunzeln.
Auch ich starte immer wieder solche Ausräum-Aktionen - mit mehr oder weniger großem Erfolg. ZU schnell sammelt sich neuer Kram an. Aber ich sehe es zur Zeit im Familien- und Bekanntenkreis vermehr: wir können am Ende nichts mitnehmen. Schon wenn wir alt und gebrechlich werden ist der Umzug in ein Heim eine mittelprächtige Katastrophe.
Ich finde es toll, dass Du Dich von diesen Prachtexemplaren getrennt hast - ich zolle dem vollsten Respekt! Aber mit den schönen Bildern bleiben sie uns ja auf andere Art erhalten..
Dona Q.
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