Samstag, 17. Mai 2008

Neue Staffelei


Ich habe sehr lange nicht mehr gemalt. Vielleicht lag es ja an der unbequemen Haltung, in welcher ich mich über meine auf dem Fußboden liegenden größeren Formate beugen musste, oder an dem Umstand, dass hierfür immer erst allerlei Krimskrams aus dem Weg zu räumen war und ich fortan bei allen möglichen Verrichtungen des täglichen Lebens um das entstehende Meisterwerk herumzubalancieren hatte. Bei den kleineren Formaten sah es nicht besser aus. Es gab keinen Tisch, der nur für das Malen reserviert war. An spontane Umsetzungen von genialen Geistesblitzen war hierbei natürlich nicht zu denken.

Dieser der künstlerischen Entwicklung nicht gerade förderliche Zustand musste ein Ende haben. Also Zimmer entrümpelt, Tapete runter und Wände gestrichen. Dann das Nervengewebe im Kopf von Spinnweben und Weberknechten befreit und über eine Staffelei nachgedacht. Am praktischsten erschien eine Wandmontage.



Die Grundstruktur bilden zwei senkrecht an die Wand geschraubte Holzlatten.
Darauf schraubte ich den eigentlichen Bildhalter. Oben ist er mit Scharnieren befestigt, eventuell werde ich noch eine Vorrichtung anbringen, mit welcher er in seiner Neigung verändert und arretiert werden kann. Vor allem beim Malen mit dünnflüssigen Farben kann es von Vorteil sein, wenn das Bild etwas mehr in die Waagrechte gekippt werden kann, damit die Farben nicht so leicht nach unten wegfließen können.



Die Traglatten hatte ich extra so lang gewählt, damit ich unter dem Bildhalter noch einen oder zwei Ablageböden anbringen konnte.




Aus Bequemlichkeit benützte ich hierfür zwei Aluminiumwinkel, die sich vor einiger Zeit aufgrund einer anderen Unternehmung bei mir einfanden, aber dann doch nicht verwendet wurden und daher ein vorläufiges Zuhause in einer alten Schublade gefunden hatten.



Leider erwiesen sie sich als zu fragil. Das darübergelegte Brett konnte mit leichtem Fingerdruck um ein oder zwei Millimeter niedergedrückt werden. Für die angedachten Farbtuben, -flaschen, -tiegel, Pinsel und Lappen mag die Tragfähigkeit ausgereicht haben. Aber was, wenn es mir einfiele, nur aus Spaß mich daraufzulegen? Und wenn es nur wäre, um für einen kurzen Moment keine Bodenberührung zu haben, nicht einmal mittelbar über Tisch- oder Stuhlbeine. Zugegeben, auch, wenn man auf einem Brett an der Wand liegt, besteht eine gewisse Verbindung zum Fußboden, doch das ist kein Zweck, welcher der Wand immanent ist. Ihr wahrer Zweck ist das Tragen des Gebälks und der Decke, sowie der Sicht- und Schallschutz innerhalb des Hauses. Das Bergen eines Körpers in der Waagrechten ist da eher ein parasitärischer Vorgang, der vor dem eigentlichen Daseinsgrund der Wand vernachlässigt werden kann.

Aus einem Brett fertigte ich also eigene Tragwinkel. Im Hinblick auf die Anforderungen und nicht zuletzt wegen der dadurch möglichen Verschraubung von unten in doppelter Ausführung mit Quersteg.







So sieht also die zweite, verbesserte Version aus. Sie gefällt mir auch optisch wesentlich besser, die Aluminiumwinkel wirkten doch zu sehr wie Fremdkörper. Den Liegetest hat die Konstruktion schon überstanden. Und sollte irgendwann einmal ein sieben Meter langes Salzwasserkrokodil sich die Treppe hinaufbemühen und zufällig ebenfalls jedem unmittelbaren Kontakt zum Fußboden entsagen wollen, werde ich ihm ohne jede Mulmigkeit das Ablagebrett meiner wandmontierten Staffelei anbieten können.

Ich werde mich beim Malen dann eben gegen das Krokodil lehnen müssen. Aber so ein Krokodil ist ja sehr geduldig und bewegt sich kaum, wenn es erst einmal irgendwo zur Ruhe gekommen ist.



Die Möhre war zum mümmeln, der Zieher zum schrauben