..............................................und andere Lumineszenzen..............................................
Montag, 18. April 2011
Der kluge Hausmann weiß Rat
Frage: Kluger Hausmann, ich fühle mich zur Zeit so schlapp und ohne jeden Tatendrang. Ist das Krebs?
Kluger Hausmann: Nicht unbedingt. Aber der Reihe nach: Ich nehme mal an, offensichtliche Ursachen wie ein naher Todesfall oder drohende Zwangsräumung der Wohnung scheiden aus?
Aber ja, da ist alles im grünen Bereich. Neulich ist sogar jemand gestorben, den ich überhaupt gar nicht mochte. Da war ich mal kurz euphorisch, aber das hielt nicht lange an.
Kluger Hausmann: Solche Emotionen sind wie Strohfeuer schnell wieder verflogen und nicht von Dauer. Wie sieht es denn mit genügend Schlaf aus?
Mit dem Schlaf habe ich keinerlei Probleme. Sobald ich mich fünf Minuten in der Horizontalen befinde, schlafe ich ein.
Kluger Hausmann: Viele Menschen fühlen sich von den typischen jahreszeitlichen Wetterumschwüngen überfordert. Da macht der Kreislauf dann gerne mal schlapp.
Ich gehe regelmäßig zum Joggen. Kreislaufmäßig dürfte daher alles ok sein.
Kluger Hausmann: Hm...haben Sie sich vielleicht in einem mittelständischen Gewerbegebiet aufgehalten, an einem sonnigen Sonntagmorgen? Das würde so einiges erklären, wenn nicht sogar alles.
Ich bin öfters im örtlichen Gewerbegebiet, da gibt es einen ALDI und einen ATU-Reifenservice. Aber sonntagmorgens war ich da noch nie. Jedenfalls nicht wissentlich. Allerdings wurde mir früher öfters vorgehalten, ich würde schlafwandeln. Aber da ich das Auto benutzen muss, um dorthin zu kommen, scheidet diese Möglichkeit wohl aus. Oder kann man im Schlaf auch Auto fahren?
Kluger Hausmann: Das glaube ich nicht. Autofahrten im Schlaf sind meist von recht kurzer Dauer. Aber ich habe da so eine Ahnung. Joggen Sie gerne abends, in der Dämmerung?
Ja, am liebsten, wenn es dunkel wird und die ersten Sterne rauskommen. Aber woher wissen Sie das?
Kluger Hausmann: Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich vermute, Sie leiden an KPS, dem KeinPlanetenSyndrom. Es befällt nur Menschen, die sich gerne abends draußen aufhalten oder Sport treiben. Man gewöhnt sich daran, dass bei Einbruch der Nacht mindestens ein heller Planet am Himmel zu sehen ist. Entweder der Abendstern im Westen, oder Mars und Jupiter . Es ist beruhigend und fördert das emotionale Gleichgewicht, mindestens einen dieser Wandelsterne über sich zu wissen. Und ehe man sich versieht, geht es nicht mehr ohne. Sind sie jedoch nicht zu sehen, stellt sich ein Gefühl der Leere und Schutzlosigkeit ein, gepaart mit Verlust- und Versagensängsten. Im März hat sich mit dem strahlenden Jupiter der letzte Planet von unserem Abendhimmel verabschiedet, seither sind nur noch Fixsterne zu sehen. Ausser Sirius können die es aber an Helligkeit nicht mit den Planeten aufnehmen.
Aber was kann man denn dagegen tun?
Kluger Hausmann: Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen. Eine gewisse Linderung verschafft man sich, wenn man sich statt in der Dämmerung lieber spät nachts draußen aufhält und joggt oder anderweitigen Sport treibt. Dann sind auch die Fixsterne relativ beeindruckend und können ein ähnliches Gefühl der Geborgenheit vermitteln wie die strahlenden Planeten.
Hm...spät nachts habe ich aber Angst, vergewaltigt zu werden oder einer Wildschweinrotte in die Quere zu kommen. Gibt es keine andere Lösung?
Kluger Hausmann: Ich fürchte, nein. Zwar ändert Saturn seine Sichtbarkeit dermaßen, dass er bald auch früher am Abend schon gut zu sehen sein wird, aber für einen Planeten ist er relativ unscheinbar und daher keine große Hilfe. Mars und Jupiter sind derzeit noch hinter der Sonne. Venus zieht sich langsam vom Morgenhimmel zurück und schickt sich an, ebenfalls hinter der Sonne zu verschwinden. Erst im Oktober entwickelt Jupiter eine nennenswerte Abendsichtbarkeit, Mars noch später, und Ende des Jahres kommt dann auch Venus als Abendstern hinzu.
Oooch menno, das dauert ja ewig. So ein Scheiß.
Kluger Hausmann: Da kann man leider nix machen. Doch Anfang nächsten Jahres geht es dafür dann richtig ab, dann steht der abendlichen Joggerei unter einem planetengeschwängerten Himmel nichts im Wege. Kulturelle und soziologischdynamische Prozesse werden sich ungemein beschleunigen und große Veränderungen herbeiführen.
Ich weiß nicht, ob ich so lange durchhalte.
Kluger Hausmann: Sie müssen sich derweil andere, kleinere Freuden des Alltags suchen, erkennen und auch gönnen. Ich z.B. bin morgens immer über alles Maßen erfreut und für den Tag gestählt, wenn ich für meinen Morgentee in die Besteckschublade greife und ohne großes Suchen zufällig einen meiner beiden Lieblingsteelöffel erwische. Die sind nicht so rund wie alle anderen, sondern eher oval und daher ungemein mundschmeichlerisch. Ich vermute, es sind auch die ältesten meiner Teelöffel. Ich hüte sie wie einen Schatz.
Na gut, ich werde mal schauen, ob ich was Schönes finde. Aber erstmal vielen Dank, kluger Hausmann!
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2 Kommentare:
mariee meint: Schönes frühlingshaftes Vorsommer - Wetter wiegt geborgenheitstechnisch millionen mal mehr als ein Planet!
Ha ja, darum ist KPS ja auch eher ein Exotenleiden und keine Volksseuche ;-)
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