Dienstag, 5. April 2011

Nein nein nein



Ein gellendes "NEIN" dem Universum ins Gesicht gebrüllt. Doch trotz der Erregung eine Spur Verlegenheit wegen der Speichelfäden, die diesem nein voranflogen und folgten.
"Seltsam", dachte ich fast im selben Moment, "da waren doch gar keine p-, s- oder sonstige Zischlaute dabei. Woher also der ganze Schmodder?"
Das Universum schien sich jedoch nicht daran zu stören, oder es hatte schlicht nichts bemerkt.
"Nein, nein und nochmals nein!" brüllte ich erneut, noch lauter und nasser als zuvor; vermutlich weil dieses mal tatsächlich ein s-Laut dabei war.
Das Universum rührte sich.
Es erhob eine schlaffe, graue Hand mit Überbein und erschuf mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung des kleinen Fingers ein mittelständiges Gewerbegebiet. In der Mitte der Reifenservice, der Aldi und der Toyotahändler. Ein weiteres minimalistisches Zucken, diesmal war es der Mittelfinger, stellte die Zeit auf Sonntagmorgen. Ein Wimpernschlag später schien eine strahlend gelbe Sonne auf die breiten, verlassenen Straßen herab. Ein gläsern-blauer Frühlingshimmel spannte sich über allem.
"Nein nein", schrie ich verzweifelt in einer letzten Anstrengung, ehe ich mich auf das alte Universum erbrach. Fast schämte ich mich ein wenig wegen der geradezu perversen Art von Genugtuung, die ich dabei empfand. Das meiste des Erbrochenen war Bier, bis auf den geringen Anteil Magensäure, der mir nun in der Kehle brannte. Die ungute Mischung rann in kleinen Rinnsalen über den grauen Leib des Universums. Ich war froh, aus Gründen einer reibungslosen Verdauung Bier nie zum Essen zu trinken, sondern immer nur als alleiniges Nahrungsmittel. Jetzt befanden sich zumindest keine unschönen Nahrungsbrocken in dem Auswurf.
Das Gewerbegebiet schimmerte und funkelte wie taubenetzt im Schein der stetig an Höhe gewinnenden Sonne.



Keine Kommentare: